Prugger Alois

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Biografie:
Bergführer Alois Prugger (+)
Im Kampf um die Unversehrtheit der heimatlichen Berge ist wieder ein tüchtiger und pflichtgetreuer Bergführer den Heldentod gestorben. Nachdem Bergführer Alois Prugger bei der Abwehr der schweren italienischen Angriffe auf dem Fassaner Kamm am Cauriol, Gardinal und am Colbricon sich in jeder Beziehung durch Umsicht und hervorragende Tapferkeit hervorgetan hatte, kam er im Frühjahre 1917 zu meiner Bergführerkompagnie in die Stellungen der eisgepanzerten Marmolata. Hier konnte er so recht alle seine Fähigkeiten in den vaterländischen Dienst zum Schuhe seiner engsten Heimat stellen, denn wäre die Marmolata gefallen, so hätte nur zu wahrscheinlich sein kleines Häuschen in St. Christina — manche Touristen werden sich vielleicht der Aufschrift: „Bergführer Prugger" erinnern das Zischen der feindlichen Geschosse zu hören bekommen. Gerade im Gletscherkrieg leistete Prugger Vorzügliches. Einmal machten wir eine nächtliche Gratwanderung von der Punta di Rocca gegen die Serauta; als die Italiener am nächsten Morgen unsere Spuren entdeckten — wir lagen indessen schon längst fein warm in den Federn —, überschütteten sie unsere Fußstapfen mit mehreren hundert Geschossen. Solche Stücklein freuten Prugger ganz besonders, und es wäre ihm und seiner dreiköpfigen Familie sehr zu gönnen gewesen, wenn er in Friedensjahren den Fremden vom Krieg südlich des Fassatales ein anschauliches Bild hätte entwerfen können. Im Frieden hatte er 98mal auf die Große Fermeda geführt; seiner Frau mußte er versprechen, das hundertste Mal mit ihr zu gehen. Nun kann er diese Zusage nicht mehr einlösen.
Er war ein zärtlicher Vater und Gatte. Täglich schrieb er seiner Frau eine Feldpostkarte und sie ihm gewöhnlich deren zwei. Seine drei kleinen, frischen Buben waren schon tüchtige Schneeschuhläufer, standen wie angewachsen auf den Faßdauben und der besorgte Vater hatte aus ihnen sicher vorzügliche Bergführer gemacht.
Zu Weihnachten 1917 wanderten wir noch höher in Stellung. Südlich des Stilfserjoches, westlich der Geisterspitze, tief eingebohrt in bereits italienisches Eis, hielten wir monatelang treue Wacht und kein Feind durfte in unserem Fuchsbau sich sehen lassen. Auf kürzeste Entfernung standen wir am und unterm Feind; durch die Eisadern sahen wir das Lampenlicht schimmern und vernahmen die dumpfen Worte der Horchposten. Da wollte es das Unglück, daß der brave Oberjäger gerade an seinem Namenstage aus einer Eiswand durch einen schmalen Schlitz scharf zum nahen Feind bei Morgengrauen auslugte — nach seiner Art wollte er sich immer selbst überzeugen —, da sank er im nächsten Augenblick mit Kopfschuß (auf 20 Meter Entfernung) in die Arme seiner Kameraden, denen er immer ein besorgter Freund und erfahrener Berater gewesen war und die ihn ungemein schätzten.
Auf dem Soldatenfriedhof in Spondinig trugen wir ihn voll Schmerz und Trauer zu Grabe. Der Kaiser verlieh dem Gefallenen die große silberne Tapferkeitsmedaille, seine vierte Auszeichnung.
Ing. Handl, Oblt.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1918, Seite 105


Gestorben am:
1918