Schumacher Anton von

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Biografie:
Anton von Schumacher (+)
Den Besuchern der Hauptversammlungen unseres Vereins in den Jahren 1901 bis 1906 werden sicherlich die schöngeschnittenen, vornehmen Gesichtszüge eines hochgewachsenen alten Herren in Erinnerung sein, der am Ausschußtische als zweiter Präsident des Innsbrucker Zentralausschusses seines Amtes waltete. Es war dies Anton v. Schumacher, hochbetagt und doch unerwartet ist v. Schumacher am 16. April d. J. infolge eines Schlaganfalles aus dem Leben geschieden. Unter der größten Beteiligung der Bevölkerung Innsbrucks, in Anwesenheit der Vertreter aller Staats-, Landes- und Gemeindeämter und Vereinigungen von Innsbruck, dann der Mitglieder des ehemaligen Zentralausschusses Innsbruck unseres Vereins und vieler Alpenvereinsmitglieder erfolgte am 18. April d. J. in Innsbruck seine Beisetzung.
Geboren am 8. April 1836, war Schumacher seit Mitte der 1860er Jahre Besitzer der Wagnerschen Universitätsbuchdruckerei und Verlags-Sortimentsbuchhandlung, eines mit der Zeitung „Innsbrucker Nachrichten" verbundenen Unternehmens, das durch ihn, zielbewußt und erfolgreich geleitet, zu stets wachsendem Ansehen in der Fachwelt und zur größten Bedeutung, besonders auf dem Gebiete der Herausgabe wissenschaftlicher Literatur, gelangte.
Zu Beginn seiner Geschäftstätigkeit trat Schumacher auch im öffentlichen Leben hervor. Im Jahre 868 wurde er in den Innsbrucker Gemeinderat gewählt, dem er vom Jahre 1877 bis 1896 als Vizebürgermeister angehörte; außerdem war er vom Jahre 1886 an durch lange Zeit Präsident der Handels- und Gewerbekammer von Nordtirol und dann bis zu seinem Lebensende Vorstand der Sparkasse der Stadt Innsbruck, eines hervorragend gemeinnützigen Instituts, aus dessen Mitteln unter Veranlassung Schumachers im Laufe der Jahre mehrere Millionen für Schulen, Krankenanstalten, Musik und Kunst sowie zur Verschönerung der Stadt Innsbruck und deren Umgebung gespendet wurden. Seine ausgesprochen deutschvölkische Gesinnung betätigte er als langjähriger Vorstand der Bundesgruppe des Tiroler Volksbundes.
Im Mittelpunkte unserer Hochalpen lebend, konnte sich Schumacher wohl unmöglich dem Eindruck entziehen, den die herrliche Alpenwelt auf jeden macht, der ein offenes Auge für ihre Schönheit und Großartigkeit besitzt; so wurde er in seinem besten Mannesalter Mitglied einer Vereinigung begeisterter Alpenfreunde Innsbrucks, mit denen er Bergbesteigungen und Wanderungen in der näheren und weiteren Umgebung der Landeshauptstadt unternahm. Auf. ihren Wanderungen kamen die bergbegeisterten Männer vielfach mit auswärtigen gesinnungsverwandten Alpenfreunden in Berührung, und so war es nur natürlich, daß — im freudigen Anschluß an die damals alle gleichgestimmten Männer umfassende Bewegung — er zusammen mit seinem Freunde Prof. Dr. L. Pfaundler für Innsbruck jenen denkwürdigen „Aufruf an alle Alpenfreunde" vom Juni 1869 zur Bildung des Deutschen Alpenvereins mitunterzeichnete, der so mächtig dazu beitrug, unseren großen Verein ins Leben zu rufen. In der Leitung der noch in demselben Jahre von ihm mitbegründeten „Sektion Innsbruck des Deutschen Alpenvereins" war Schumacher bis zum Jahre 1874 als Kassier tätig. Und ihr blieb er auch nach ihrer Umwandlung in eine Sektion des „Deutschen und österreichischen Alpenvereins" treu. Zuletzt als Ehrenmitglied, gehörte er ihr ununterbrochen bis an sein Lebensende an, stets rege an ihrem Aufschwung Anteil nehmend.
Als Innsbruck im Jahre 19lH zum Vororte für die Leitung des D. u. O. Alpenvereins bestimmt worden war, wurde Schumacher zum zweiten Präsidenten des Zentralausschusses erwählt. Während der sechs Jahre der Wirksamkeit des Innsbrucker Zentralausschusses war er in der ihm eigenen, anspruchslosen Weise eifrigst bemüht, den Obliegenheiten seiner Stellung mit seltener Gewissenhaftigkeit nachzukommen, und sein auf eine reiche, vieljährige Erfahrung begründeter Rat war stets von hohem Werte. Unter den Männern, die sich, ohne selbst besonders hervorzutreten, doch um unseren Verein große Verdienste erworben haben, wird auch Schumacher stets dankbar genannt werden müssen; ein ehrenvoller Platz in der Vereinsgeschichte ist ihm sicher.
Das verdienstvolle öffentliche Wirken Schumachers wurde vielfach durch Auszeichnungen und Ehrungen anerkannt. Er war Ritter des Ordens der Eisernen Krone und des Franz Josef-Ordens, dann des Ordens vom Zähringer Löwen, Inhaber des Kriegskreuzes 2. Kl. und der goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft. In Anerkennung feiner vielfachen Verdienste wurde er in den erblichen österreichischen Adelsstand erhoben. Die Landeshauptstadt Innsbruck hatte ihm das Ehrenbürgerrecht verliehen. Als treuer Tiroler hat er nicht ermangelt, im Jahre 1859 sein Heimatland gegen den welschen Erbfeind mit den Waffen in der Hand zu verteidigen, wofür ihm die Kriegs- und die Erinnerungsmedaille zuerkannt wurde.
Auch die Vorsehung hat diesen edlen und milden Greis wohlwollend belohnt, denn es war ihm das beneidenswerte Schicksal beschieden, nach einem langen, erfolgreichen, und glücklichen Leben ohne langes, qualvolles Siechtum schnell und schmerzlos in ein besseres Jenseits hinüberschlummern zu dürfen.
„Eine vornehme Lichtgestalt unter den Bürgern, von allen geehrt, geachtet und geliebt" — so hat ihn mit treffenden Worten Innsbrucks Bürgermeister Greil anläßlich der Verleihung des Ehrenbürgerrechtes charakterisiert, und so wird er auch in unserer Erinnerung fortleben, ganz besonders hochgeschätzt von allen, die ihm im Leben nähergetreten sind und die den Vorzug hatten, vereint mit ihm für unseren Alpenverein arbeiten zu können.
Dr. F. Trnka, Innsbruck.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1918, Seite 65-66


Geboren am:
08.04.1836
Gestorben am:
16.04.1918