Prevital-Dell'Oro Piaconcetta

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Biografie:
Piaconcetta Previtali-Dell'Oro
Gräfin Piaconcetta Previtali-Dell'Oro war kein Klubmitglied, hat aber viele Jahre an dem Geschehen des Klubs regen Anteil genommen und war mit vielen Klubmitgliedern befreundet. Der folgende Nachruf, der im Oktober-Heft 1954 des Club Alpino Italiano erschienen ist, wurde uns von Prof. Dr. Sandro Prada zur Verfügung gestellt.
Am 3. Juli 1954 ist Gräfin Piaconcetta Previtali-Dell'Oro auf immer von uns gegangen, Sie war die Tochter eines bekannten Bergsteigerpaares aus der „heroischen Zeit' des Alpinismus: Luigi Dell'Oro und Louise Biraghi, und Mitglieder der Alpenklubs Italiens, Deutschlands und Osterreichs. Ihre Mutter war die erste Frau, welche das Matterhorn — im Jahre 1877 — mit ihrem Gemahl in Begleitung der berühmten Führer Jean Antoine Carrel (il Bersagliere) sowie Jean Joseph und Jean Pierre Maquignaz von der italienischen Seite mit Abstieg nach Zermatt traversiert hat. Whymper erwähnt diese Fahrt im Verzeichnis der Matterhornbesteigungen seines Buches „Scrambles in the Alps".
Die Tochter Piaconcetta hat die Liebe zu den Bergen von den Eltern geerbt; sie war eine leidenschaftliche Bergsteigerin, und alles, was die Berge betraf, interessierte sie brennend. Mit 60 Jahren hat sie noch die Große Zinne und den Elfer in den Sextener Dolomiten bestiegen. Mit einer außerordentlich großen Zahl von italienischen und hauptsächlich deutschen und österreichischen Bergsteigern war sie eng befreundet und unterhielt mit denselben eine lebhafte Korrespondenz, Mit Fritz Kasparek, Erich Waschak, den Innerkoflern und anderen hat sie früher Touren gemacht. Obschon bereits erkrankt, ließ sie es sich nicht nehmen, die letzten deutschen und österreichischen Expeditionen nach dem Himalaya und den Anden in Genua vor der Abfahrt zu treffen, um ihnen Glück und Erfolg zu wünschen. Ihre Wohnung auf dem Hügel der Crocette bei Bergamo wurde mit der Zeit ein kleines Museum für alles, was sich auf die Berge bezog.
Dort hat sie Andenken und Ausrüstungen von berühmten Fahrten, die ihr von Freunden geschenkt wurden, wie Seile, Reepschnüre, Haken und Karabiner, aufbewahrt. Eine Mineraliensammlung und eine große Bibliothek alpiner Literatur in italienischer und deutscher Sprache, die sie ebenfalls vollständig beherrschte, sowie eine große Kollektion von Bildern und Photographien bildeten den würdigen Rahmen ihres Bergsteigerheims. Ihre vielseitige Bildung, ihre tiefe Liebe zur Natur und zu den Bergen, ihr durchdringender Verstand schafften ihr überall Eingang und treue Freundschaft mit Bergsteigern, Führern, Schriftstellern und Künstlern. Jeden Sommer, und auch dazwischen, wenn immer möglich, traf sie hauptsächlich in den Dolomiten mit ihren Freunden zusammen. Als sie plötzlich schwer erkrankte, suchte sie Trost im Gedanken an die Berge und die vielen Freunde, An demselben Tage, als die Trauerbotschaft vom tragischen Geschick Kaspareks eintraf, fragte sie uns plötzlich, wie es ihm wohl gehe, sie hätte schon so lange keine Berichte von ihm gehabt. Noch einige Stunden vor ihrem Ende sprach sie von ihren geliebten Bergen und sagte: „Wenn es mir wieder besser geht, werde ich wieder dort hinauf steigen, aber nicht zu hoch, ich bin so schwach,"
Dieser Wunsch ist ihr nicht mehr in Erfüllung gegangen. Nun ruht sie im kleinen Friedhof der Crocette, geschmückt mit den Abzeichen der alpinen Verbindungen, denen sie angehörte und die sie immer mit Stolz getragen hat. — Wir aber trauern alle in Liebe und Verehrung um sie.
Prof. Dr. Sandro Prada
Club Alpino Italiano, Mailand
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1955, Folge 1280, Seite 56-57


Gestorben am:
03.07.1954