Schultheiß Otto

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Biografie:
gestorben in Berchtesgaden (Deutschland)

Quelle: Mitteilungen des DAV 1961, Heft 1, Seite 30

Skipionier wurde 85.
Einer der Pioniere des alpinen Skilaufs und ein Bergsteiger alten Schlags, Postamtmann a. D. Otto Schultheiß, feierte am 24. Januar seinen 85. Geburtstag. Der in Kulmbach/Ofr. geborene Jubilar wurde am 1. Oktober 1898 nach Berchtesgaden versetzt. Diese beruflich bedingte Ortsveränderung wurde für ihn ein sein ganzes weiteres Leben bestimmendes Schicksal. Die Liebe zu den Bergen ließ ihn gleich 1899 in die Alpenvereinssektion Berchtesgaden eintreten, deren Schriftführer er von 1902 bis 1912 war. In dieser Zeit um die Jahrhundertwende gehörte er dem Kreis der unermüdlichen Skipioniere um Georg Weiß ( + 1937) an, die von den Hängen rund um Berchtesgaden schon bald in die Gipfelregionen vordrangen. Vom 23. bis 25. Januar 1902 wagten Weiß, Schultheiß und Fahrnbacher mit Skiern ohne Stahlkanten und mit Bindungen, über die man heute mitleidig lächeln würde, den ersten Aufstieg ins Steinerne Meer vom Wimbachtal mit Abfahrt vom Funtensee durch die steile Saugasse. Im gleichen Jahr standen sie mit ihren Brettln auf dem Untersberg und auf dem Kammerlinghorn. 1903 kamen der Hohe Göll und 1904 das Hohe Brett dran, obwohl deren auch heute noch als schwierig geltende Steilabfahrten ein ebenso kühnes Wagnis waren wie der Vorstoß ins Steinerne Meer, der damals am Stammtisch mit einem „Die sehn ma nimmer!" kommentiert wurde. Um die Berge in ihrer winterlichen Pracht einem größeren Kreis zugänglich zu machen, wurde auf Initiative von Otto Schultheiß und Georg Weiß schon 1904 ein Skiführerkurs abgehalten, für den vor allem jüngere Bergführer gewonnen wurden. Aus der damals noch großen Bergführergilde entwickelte sich ein kleiner Stamm, der auch im Winter selbständig Skitouren führen konnte. Selbstverständlich gehörte Otto Schultheiß zu den 11 Gründungsmitgliedern des am 21. Dezember 1906 gebildeten Berchtesgadener Skiklubs, der entscheidend zur Popularisierung des Skilaufs im Berchtesgadener Land beitrug und Läufer heranbildete, die später Deutschland bei vielen internationalen Wettbewerben erfolgreich vertraten.
Mit Unterbrechung durch eine Versetzung nach Traunstein (1934-1943) diente der Jubilar der AV-Sektion Berchtesgaden jahrzehntelang bis 1949 als Referent des Stöhrhauses am Untersberg und Kassier. Besondere Verdienste erwarb er sich in den Jahren nach 1945, als es galt, die Sektion und ihren Besitz unter schwierigsten Verhältnissen zu erhalten. Die Freude an ausgedehnten Fußwanderungen ist das Rezept, nach dem sich der Jubilar beneidenswert rüstig erhält.
H. Schöner
Quelle: Der Bergsteiger 1960-61, Heft 6 März, Seite 346

Otto Schultheiß (+)
In Berchtesgaden wurde am 12. Juni 1967 das letzte der 11 Gründungsmitglieder des 1906 ins Leben gerufenen Berchtesgadener Skiklubs, der im Alter von 91 Jahren verstorbene Postamtmann Otto Schultheiß, unter großer Anteilnahme zu Grabe getragen. Schultheiß war 1902 bei er ersten Winterbegehung des Steinernen Meeres dabei und gehörte zu den Pionieren, die in jenen Jahren mit einer nach heutigen Begriffen sehr primitiven Ausrüstung die ersten Skibesteigungen vom Hohen Göll, Watzmann und Hagengebirge riskierten. Seit 1899 war der Verstorbene Mitglied der Alpenvereinssektion Berchtesgaden, für deren Gedeihen er von 1902 bis 1948 als Schriftführer, Referent des Stöhrhauses am Untersberg und Kassier ehrenamtlich arbeitete. Beim 75jährigen Jubiläum der Sektion wurde er 1950 zum Ehrenmitglied ernannt. Bis in die letzten Monate war Schultheiß für sein Alter ungewöhnlich rüstig und unternahm noch voriges Jahr weite Wanderungen. Der letzte überlebende aus der Pionierzeit des hochalpinen Skilaufs war schon zu Lebzeiten eine fast legendäre Gestalt und erfreute sich bei Bergsteigern und Skiläufern hohen Ansehens.
H. Schöner
Quelle: Mitteilungen des DAV 1967, Heft 4, Seite 109



Geboren am:
24.01.1876
Gestorben am:
12.06.1967