Schimke Konrad

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Biografie:
Schimke Konrad, * in Böckstein (Land Salzburg) später Gasteiner Tal, Salzburg,
+ Watzmann Ostwand-Kederbacher Weg (Absturz)
Konrad Schimke, der Ehemann von Helma Schimke, war ein von Begeisterung sprühender Kletterer aus der Salzburger Bergsteigergilde. Ihm gelangen zahlreiche Erstbegehungen am Gosaukamm (Dachsteingebirge).
1953 Beg.Montblanc-Peutereygrat,V,4807m, (Montblancgebiet)
Beg.Piz Badile-Nordostwand „Cassin“,VI,900 HM,3308m,(Bergell)
Beg.Großglockner-Nordostwand „Pallavicinirinne“,II-III,50°,600 Hm,3798m, (Hohe Tauern)
Beg.Wiesbachhorn-Nordwestwand,Eis 50°-55°,400 HM,3564m, (Hohe Tauern)
Überschr.Glocknerkamm, (Hohe Tauern)
Beg.Große Bischofsmütze-Südostkante,2458m, (Dachsteingebirge)
Alleinbeg.Direkte Dachstein-Südwand „Steinerweg“,V-,800 HM,2996m, (Dachsteingebirge)
Beg.Untersberg-Pfeilerwand,1973m, (Berchtesgadener Alpen)
Beg.Däumling-Däumlingkante,2322m, (Dachsteingebirge)
Beg.Kleine Zinne-Südkante „Gelbe Kante”,VI,350 HM,2857m, (Sextener Dolomiten)
Beg.Große Zinne Nordwand „Comiciführe“,VI+/A0,400 HM,2999m, (Sextener,Dolomiten)
Alleinbeg.Große Zinne-Nordostkante „Dibonakante“,IV+,2999m, (Sextener Dolomiten)
Beg.Aiguille.Verte-Südwestgrat „Moinegrat“,III,4121m,(Montblancgebiet)
Beg.L’Hirondelles-Pfeiler, (Montblancgebiet)
Überschr.Montblanc,4807m, (Montblancgebiet)
Beg.Dent Blanche-ostnordostgrat „Viereselgrat“,III,4357m, (Walliser Alpen)
Beg.Matterhorn-Nordwestgrat „Zmuttgrat“,IV,4478m, (Walliser Alpen)
Winterbeg.Untersberg-Dopplerwand,VI,260 KM,1805m, (Berchtesgadener Alpen)
Winterbeg.Große Bischofsmütze-Südwestkante „Lacknerkante“,V,2455m, (Dachsteingebiet)
Gerd Schauer, Isny

Konrad Schimke
* 22. September 1926, (+) 18. März 1961
Es war ein heißer, schwüler Tag, der 18. März dieses Jahres, an welchem ich mit meiner Frau und einem lieben Bergfreund mit Schiern zum Hochkönig auftieg. Als wir die übergossene Alm erreichten, stand die Watzmann-Ostwand, vom blendenden Sonnenlicht überflutet, zum Greifen nahe vor uns. Lange konnten sich unsere Augen von diesem prächtigen Anblick nicht trennen. Auf den Bändern lag noch tiefer Schnee,
als breiter weißer Streifen zog sich das 3. Band hinüber zur Ausstiegsschlucht, wo die Biwakschachtel liegt. Und ich erinnerte mich eines Ausspruchs Konrads, den er erst einige Wochen zuvor getan hatte, als wir nach einer Überschreitung des Hagengebirges vor der Priesbergalm saßen und die tief im Winterkleid steckende Wand betrachteten. ?Diese Wand, sie fasziniert mich immer wieder!" Er sprach es mit solcher Hingabe, wie es eben nur Konrad mit seinen strahlenden Augen und seiner so großen Begeisterung ausdrücken konnte. Da saßen wir nun und ahnten nicht, daß gerade um diese Zeit Konrad mit zwei Gefährten in der winterlichen Wand im Aufstieg begriffen war und daß ihn und seine Freunde wenig später eine Lawine mit sich in die Tiefe zu einem raschen, allzu frühen Tod reißen wird.
Gebürtig aus Böckstein, hatte sich Konrad schon seit frühester Jugend den Bergen verschrieben. Nach Abschluß seiner Hochschulstudien in Innsbruck, wo er auch reich­ lich Gelegenheit zum Bergsteigen fand, war er in Mittersill, Werfen und zuletzt in der Stadt Salzburg als Bezirksrichter tätig. Beruf und Berge waren sein Lebensinhalt. Hier lernte er auch seine gleichgesinnte Frau kennen, die ihn auf vielen seiner Fahrten begleitete.
Ich kannte Konrad schon seit etlichen Jahren. Einige schöne gemeinsame Fahrten, wie die Fleischbank-Südostwand, Predigtstuhl-Westwand, Kl. Mühlsturzhom-Südwand u. a. besiegelten unsere Freundschaft. Seine tiefe Verbundenheit mit den Bergen, seine ideale Gesinnung und sein lauterer Charakter machten ihn zu einem begehrenswerten Partner auf schwierigsten Fahrten.
Trotz seiner Jugend, er war erst 34 Jahre alt, konnte er bereits auf eine stolze Anzahl erstklassiger Fahrten zurückblicken. In den heimatlichen Bergen erstieg er die Pallavicinirinne, die Däumlingkante, die Südostkante der Gr. Bischofsmütze, beging die Steinerroute der Dachstein-Südwand mehrmals im Alleingang, meisterte die Lacknerkante der Gr. Bischofsmütze im Winter und noch viele andere Wände und Grate. Von seinen Dolomitenfahrten wären besonders hervorzuheben die Gelbe Kante und die Gr.-Zinne-Nordwand.
In den Westalpen gelangen ihm der Peutereygrat, Moinegrat, Hirondellesgrat, die Montblanc-Längsüberschreitung, wobei er mit seinem Kameraden drei verunglückten Italienern aus schwerster Bergnot half, weiters der Viereselgrat bei Wettersturz, der Zmuttgrat und die Piz Badile-Nordostwand.
Konrad widmete seine Freizeit auch verschiedenen Verwaltungsaufgaben der Sek­ tion Salzburg des OAV und war Bergführerreferent für das Land Salzburg.
Da Konrad Richter war, so war es auch kein Zufall, daß ihn unser unvergeßlicher Walter Frauenberger lange Jahre zu seinen engeren Berggefährten wählte.
Seine berufliche, aber auch seine bergsteigerische Laufbahn berechtigte zu den schönsten Hoffnungen. Sein größter Wunsch, zu den höchsten Bergen der Welt zu ziehen, wäre bald in Erfüllung gegangen. Hiezu brachte er auch alle geistigen und kör­ perlichen Voraussetzungen mit sich. Jede Bergfahrt bereitete er mit peinlicher Sorgfalt vor und führte sie auch mit größter Vorsicht durch. Seine langjährige Erfahrung ließ ihn keine Unachtsamkeit begehen. Umso unfaßbarer erschien uns allen sein jäher Tod, und unser Mitgefühl wendet sich seiner tapferen Frau und seinen Kindern zu.
Oskar Erich Meyers tiefempfundene und trostreiche Worte aus Tat und Traum kamen mir wieder in den Sinn: ?Im Halbschlummer kam eine Stimme zu ihm, dumpf aus dem Innern des Berges: ,Ich halte Leben und Tod in meiner Hand. Willst du ein kurzes Leben im Hochgebirge mit frühem Tod? Oder ein langes Leben in den Mauern der großen Stadt?'
Der Jüngling sprach im Traum: ,Ich wähle das Leben im Hochgebirge und wäre sein Preis auch ein rascher Tod.'
Seitdem gehörte sein Leben den Bergen. Seil und Pickel waren sein Gerät. Sein waren die dunklen Wälder, die Felsen und Firne und sein der Glanz der Gipfel.
Nach Jahren fand ihn ein Hirte im stillen Kar. Zögernd befreite die Sommersonne den Leib des Toten aus dem Kristall des Lawinenkegels." ? Lieber Konrad, wir werden Dich nicht vergessen und wir wissen ? wie es unser Präsident Ing. Carl Rind an Deinem Grabe so schön aussprach ??daß Deine schönheits­ frohen Augen drüben in dem hellen und alten Glanz wieder erstrahlen. Du bist einer von uns und Du lebst weiter in uns, solange wir selbst leben dürfen. In der Verklärung der Erinnerung nehmen wir Abschied und rufen Dir ein letztes Bergheil zu."
Bardodej
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1961, Seite 130-132

Geboren am:
22.09.1926
Gestorben am:
18.03.1961
application/pdf Schimke Konrad - BST 1960-61-8, Seite 467-470.pdf

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