Scholz Peter

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Biografie:
geboren in Schweignitz (Polen)
gestorben an der Aiguille Noire de Peuterey (Italien)

Peter Scholz,
Extrembergsteiger, 29, ist am 18. Juli an der Aiguille Noire (Montblanc) tödlich abgestürzt. »Er würde mir sicher den Kugelschreiber aus der Hand nehmen, wenn er könnte«, schreibt Manfred Sturm, »denn er liebte es absolut nicht, selbst Thema zu sein. Am wenigsten würden ihm Lobeshymnen gefallen, die für ihn geschrieben werden — er war einer der stillen Großen im Lande. Peter Scholz, "Sunnyboy" mit blonden Haaren, blauäugig und meist braungebrannt, groß und schlank, mit Händen wie Schraubstöcken — Peter Scholz stand nie gern im Mittelpunkt. Er war kontaktfreudig, aufgeschlossen — und dennoch hatte man das Gefühl, er habe eine Mauer um sich aufgebaut, durch die nur wenige eindringen konnten.
Er haßte das Gerede über andere, und ich habe ihn nie ein böses Wort über irgendeinen Menschen sprechen hören. Er war tolerant, großzügig, hilfsbereit. Kameradschaft und Freundschaft, heute vielfach zu leeren Begriffen geworden — bei Peter Scholz gab es sie noch. Er fühlte sich wohl in München, denn vor den Toren der Stadt liegen die Berge, der Raum für seinen Tatendrang. Als begeisterter und talentierter Skifahrer suchte er unermüdlich sein Fahrkönnen zu verbessern. Gute Skifahrer gibt es heute wie Sand in der Sahara; auch gute Bergsteiger und Kletterer mehr als je zuvor. Doch ich habe nie jemanden gekannt, der beides so souverän betrieb wie Peter. Klettern sah ich ihn zum erstenmal im Grünwalder Klettergarten. Wenn man zwanzig Jahre lang dorthin geht und zahlreiche Stars kommen und gehen sah, dann kennt man auch die Unterschiede. Hier war ein Naturtalent mit Trainingseifer, unwahrscheinlicher Kraft und körperlicher Gewandtheit. Daraus resultierte die Harmonie in seiner Technik, bei der es nie eine kritische Situation zu geben schien.
Auf Grund seiner alpinen Erfolge war er in Bergsteigerkreisen schnell ein bekannter Mann geworden. Welche Touren er aber tatsächlich alle gemacht hat, erfuhren nur seine engsten Freunde. Verschiedene Unternehmungen mußte man allerdings mit einer gewissen Skepsis hinnehmen, so z. B. seine Alleinbegehungen der Ortler-Nordwand und des Walkerpfeilers. Den erfahrenen, wenn auch immer noch draufgängerischen Bergsteiger kennzeichneten seine Durchsteigungen der Eiger-Nordwand und des Fréneypfeilers (Montblanc) innerhalb einer Woche. Bei denkbar schlechten Verhältnissen durchkletterte er mit Gerd Mandl die Orgelpfeiler-führe und den Südtiroler Weg an der Marmolata. Es schien für ihn in den Alpen keinerlei Probleme mehr zu geben. Es lockten die Berge der Welt. In Südamerika ging es um die Erstbesteigung des 6265 m hohen Siula chico, im Himalaya um den Nanga Parbat und den Rakaposhi. Der Erfolg an der Rupalflanke des Nanga Parbat bedeutete sicherlich einen Höhepunkt in seinem Leben. Erfolg reihte sich an Erfolg .
Dienstag, 18. Juli 1972, kurz vor 12 Uhr: Mit einem Münchner Freund befand er sich am Südgrat der Aiguille Noire, kurz unter dem Gipfel. Es kletterte jeder für sich, das Seil war im Rucksack. Peter ging voraus, vermutlich nicht auf der Originalführe. Er benutzte zwei Haken, die von unten in ein Dach geschlagen waren.
Zuerst löste sich der eine, dann der andere. Das war das Ende. Er stürzte mehrere hundert Meter tief auf die Ostseite des Grates.
Viele werden jetzt sagen, das wäre nicht passiert, wenn sie sich angeseilt hätten. Das ist richtig, doch wer wagt es, hier den ersten Stein zu werfen? Viele haben, wenn sie Fehler machen, Glück. Peter hat vielleicht seinen ersten alpinen Fehler begangen ... und hatte dabei Poch.
Bergsteiger loben gefährlich. Wer gefährlich lebt, sollte vorsichtig sein. Das Seil zählt ohne Zweifel zu den ersten Vorsichtsmaßnahmen, die man im Gebirge ergreifen kann. Dutzende von Bergsteigern haben an dieser Stelle ein Seil benutzt, aber sie hießen auch nicht Peter Scholz.
-Ich will damit nur sagen, daß man Peter nicht in eine Schablone pressen kann.«
Manfred Sturm
Quelle: Der Bergsteiger 1972, Heft 9, Seite 563

Quelle: DAV Mitteilungen 1972, Seite 226 f
Quelle: Alpinismus 1972, Heft 11, Seite 44

Scholz Peter, * 1943 in Scheidnitz,(Schlesien);ab 1952 München,
+ 18.7.1972,Aiguille Noire-Südgrat abgestürtzt
Bildquelle: http://www.blog.de/media/photo
1964 2.Alleinbeg.Ortler-Nordwand „Ertl-Schmid-Führe“,bis 60°,1200 HM,3902m, (Ortlergruppe)
1966 1.Best.Siulá Chico,6265m, (Anden,Peru)
1968 Beg.Öfelekopf Westgipfel-Südwestpfeiler „Öfelepfeiler“,VI,2478m, (Wetterstein)
1970 Beg.Nanga Parbat-Rupalflanke,8125m, (Karakorum,Pakistan)
1971 2.Beg.Marmolata Punta Rocca-Südwand „Orgelpfeifenführe” mit Vinatzerausstieg,VI-,3309m, (Dolomiten)
1971 Beg.Marmolata di Penia-Südwand „Südtiroler Weg“,VI/A0,700 HM,3343m, (Dolomiten)
1972 6.Alleinbeg.Grandes Jorasses-Nordwand „Walkerpfeiler“,VI/A1,1200 HM,4208m, (Montblancgebiet)
Best.Rakaposhi,7788m, (Himalaya,Pakistan)
Beg.Eiger-Nordwand „Heckmair-Route“,V,1800 HM,3970 m, (Berner Alpen)
Beg.Montblanc-Zentraler Freney-Pfeiler,VI/A2,50°,950 HM,4810m, (Montblancgebiet)

Gerd Schauer, Isny im Allgäu



Geboren am:
14.11.1943
Gestorben am:
18.07.1972