Distel Ludwig

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Biografie:
geboren in Nürnberg (Deutschland)
Mitglied beim Akademischen Alpenverein München

Erste Begehung des Verbindungsgrat von der Granatspitze zum Kalser Bärenkopf mit Wilhelm Teufel am 4. August 1897.
Besteigung des Predigtstuhl (2115m - Kaisergebirge) über die Griesnerkarwand (NO-Wand) mit K. Herr (Erste Begehung)
Teilnehmer der Kaukasus-Expedition unter der Leitung von W. Rickmer-Rickmers mit H. Pfann und G. Leuchs zum Elbrus im Jahre 1903. Erste Überschreitung der Uschba (Nord- und Südgipfel) vom 10. bis 13. August 1903;
Erste Ersteigung des Bscheduch (4271m) am 1. August 1903 mit G. Leuchs und H. Pfann.
Erste Begehung einer neuen Route in der Hochwanner Nordwand mit Gefährten A. und G. Schulze im Jahre 1904.(Jb. d. AAVM 1903/04).
Vollständige Begehung des Ostgrates des Hohen Gaif mit A. Schulze im Jahre 1904 (Jb. AAVM 1903/04):
Quelle: Archiv Proksch (Österr. Alpenklub)

DR. LUDWIG DISTEL
UNIVERSITÄTSPROFESSOR
Ludwig Distel trat bereits 1894, also 2 Jahre nach der Gründung, dem A. A.V.M. bei. Er gehörte dem Kreis der „Nürnberger" an, die damals mit Pfann, Leuchs, Wunder, Übel, Herr und anderen einen festen Kern in dem jungen Verein bildeten. Turnerisch glänzend ausgebildet, den Freuden der akademischen Freiheit nicht abhold, gehörten sie bald zu der engeren Gefolgschaft, die sich nach der grundlegenden Führung von Albrecht v. Krafft um den neuen Vorstand Josef Enzensperger scharte. Es war die Zeit, in der die „Führerlosen" noch um ihre Anerkennung rangen und dieser Endkampf sich wesentlich in den eben entstandenen Akademischen Alpenvereinen abspielte. Der A. A. V. M. war mit führend, fand seinen eigenen Stil. Seine Mitglieder entwickelten sich in der „Schule", die eine gründliche Ausbildung als unerläßliche Voraussetzung, die unbedingte Treue gegen den Geführten als ethisches Grundgesetz des Handelns in den Bergen als Richtschnur anerkannte, zu Bergsteigern, deren Leistungen bald Aufsehen erregten. Frohe Geselligkeit zu Hause vereinte sie aber zu einer kameradschaftlichen Gemeinschaft, die auch in den Wechselfällen des Alltags dicht hielt.
Ludwig Distel war in diesem Kreis einer der Besten. Von hagerer Statur und zäh, von unerschütterlicher Ruhe und unbedingter Zuverlässigkeit war er der ideale Führer und Begleiter. Scheinbar ernst, ja verschlossen und wortkarg, war er doch auch in den Freuden des akademischen Lebens kein Spielverderber und bei den stillen und lauten Festen im damaligen A. A. V. M. mit Begeisterung dabei.
Er hätte das Zeug gehabt, nach Können und Leistungen eine führende Rolle in der damaligen Entwicklungszeit des Alpinismus zu spielen. Seine Abneigung gegen die Öffentlichkeit ließ dies nicht zu.
So sind auch die zahlreichen Neutouren, die er vor allem im Wilden Kaiser (Überschreitung der Drei Halten vom Totensessel aus, Predigtstuhl NO-Wand) und im Wetterstein (erste Begehung der Hochwanner-N-Wand) durchführte, kaum einem weiteren Kreis bekannt geworden. Bedeutungsvoll für die damalige Zeit waren seine schwierigen winterlichen Bergfahrten (1901 1. Winterersteigung der Ackerlspitze, 1903 1. Winterersteigung der Zugspitze aus dem Höllental). Den Höhepunkt seiner Bergsteigerlebens Entwicklung aber bildete die mit seinen Seilgefährten Pfanne und Lauchs 1903 durchgeführte Exkursion in den Kaukasus mit der berühmten dreitägigen Überschreitung der Uschbagipfel.
Distel war Bergsteiger mit Leib und Seele. So war es für ihn ein Glücksfall, als ihn sein weiterer Berufsweg dauernd mit den Bergen in Verbindung brachte. 1904 vom Leiter der Deutschen Südpolarexpedition Erich v. Drygalski zur Bearbeitung des meteorologischen Materials nach Berlin berufen, kehrte er bereits 1905 als dessen Assistent nach München zurück. Die erste Exkursion, die der neue Professor für Geographie an der Universität München mit seinen Studenten unter Assistenz von Distel in die Tauern ausführte, war für diesen entscheidend. Die folgende gründliche Durchforschung dieses Gebietes gipfelte in der 1912 preisgekrönten Promotionsarbeit „Die Formen alpiner Hochtäler insbesondere im Gebiet der Hohen Tauern und ihre Beziehungen zur Eiszeit". Nach einer 1914 durchgeführten zweiten Expedition in den Kaukasus habilitierte er mit einer Arbeit über deren Ergebnisse, der eine Fülle von anderen Veröffentlichungen hauptsächlich glaziologischen Charakters folgte. 1921 zum a, o. Professor der Geographie an der Universität München ernannt, entfaltete er eine fruchtbare Lehrtätigkeit.
Wie vielen anderen überschattete auch ihm und seiner Gattin der zweite Weltkrieg die letzten Jahre seines Lebens. Nach der im Januar 1945 erfolgten Zerstörung seiner Münchener Wohnung zuerst nach Scheffau, dann nach Mühlbach bei Kiefersfelden evakuiert, starb er am 6. 8. 1958 unmittelbar vor dem geplanten Einzug in seine eben fertiggestellte Wohnung in Oberaudorf. Seine sterbliche Hülle fand in Kufstein am Fuße der Berge, die das erste Ziel seines Bergsteigerlebens waren, ihre letzte Ruhe.
Ernst Enzensperger
Quelle: Jahresbericht des Akademischen AV München Jahrgang 64/65, 1955-1958, Seite 6-7

Quelle: Mitteilungen der Geograph. Gesellschaft München 1958, Seite 143 ff

Ludwig Distel F.
Mit dem 85jährigen Ludwig Distel ist wieder einer von der Gilde der alten Bergsteiger abberufen worden. Er war ein Seilgefährte Hans Pfanns und trat 1894 dem Akademischen Alpenverein München bei. Allein im Wilden Kaiser glückten ihm vor und um die Jahrhundertwende folgende Neutouren: Überschreitung der Drei Halten vom Totensessel aus, Predigtstuhl-Nordostwand, Törlwand, erste Ersteigung, Treffauer-Südostwand und Zettenkaiser-Westgrat. Im Wetterstein war er an der ersten Begehung der Hochwanner-Nordwand beteiligt. Aufsehen erregte Ludwig Distel durch seine zahlreichen winterlichen Kletterfahrten. Seine Glanzleistung war die gemeinsam mit Hans Pfann und Georg Leuchs 1903 durchgeführte erste Überschreitung der beiden Uschbagipfel im Kaukasus. Ludwig Distel fand seine letzte Ruhestätte in Kufstein.
Quelle: Mitteilungen des DAV 1958, Heft 9, Seite 146

Distel Ludwig Dr., * in Nürnberg,später München,1945 Scheffau,später Mühlbach bei
Kiefersfelden (Bayern)
Seit 1894 war Ludwig Distel Mitglied beim Akademischen Alpenverein München (AAVM).Er gehörte dem Kreis der „Nürnberger" an, die damals mit Pfann, Leuchs, Wunder, Übel, Herr und anderen einen festen Kern in dem jungen Verein bildeten. Es war die Zeit, in der die „Führerlosen" noch um ihre Anerkennung rangen.
Seine zahlreichen Neutouren, die er vor allem im Wilden Kaiser (Überschreitung der Drei Halten vom Totensessel aus, Predigtstuhl Nordostwand) und im Wetterstein (erste Begehung der Hochwanner-Nordwand) durchführte,sind kaum einem weiteren Kreis bekannt geworden. Bedeutungsvoll für die damalige Zeit waren seine schwierigen winterlichen Bergfahrten.
Wie vielen anderen überschattete auch ihm und seiner Gattin der zweite Weltkrieg die letzten Jahre seines Lebens. Nach der im Januar 1945 erfolgten Zerstörung seiner Münchener Wohnung zog er zuerst nach Scheffau, dann nach Mühlbach bei Kiefersfelden.Dort starb er am 6. 8. 1958 unmittelbar vor dem geplanten Einzug in seine eben fertiggestellte Wohnung in Oberaudorf. Seine sterbliche Hülle fand in Kufstein am Fuße der Berge, die das erste Ziel seines Bergsteigerlebens waren, ihre letzte Ruhe.

1893 Best.Zugspitze vom Eibsee,2962m, (Wetterstein)
1896 1.Beg.Plankenstein „Alter Südwandanstieg“,III-,1765m, (Bayerische Voralpen)
1896 1.Beg.Plankenstein „Alter Nordwandweg“,III,1765m, (Bayerische Voralpen)
1896 1.Überschreitung der drei Halten vom Totenkessel,2344m, (Wilder Kaiser)
1897 1.Best.Südliche Großkarspitze,2289m, (Karwendel)
1897 1.Best.Mittlere Großkarspitze,2361m, (Karwendel)
1897 1.Winterbest.Mittlere Großkarspitze,2361m, (Karwendel)
1897 1.Beg.Plankenstein-Hauptgipfel-Gesamter Ostgrat,III,1765m, (Bayerische Voralpen)
1897 1.Beg.Plankenstein-Zweiter Ostgratturm-Ostgrat,III, (Bayerische Voralpen)
1897 1.Beg.Großer Hundsstallkopf,2559m,-Gratübergang zum Hinterreintalschrofen,2674m, und
Hochwanner,„Teufelsgrat“,III,2746m,m, (Wetterstein)
1897 1.Beg.Kalser Bärenkopf Hauptgipfel-Nordwestgrat,3079m, (Granatspitz Gruppe,Hohe Tauern)
1897 1.Beg.Hohe Fürleg (Hochfilleck)-Mittel (Haupt) Gipfel-Südflanke „Variante",2570m, (Karwendel)
1899 1.Beg.Predigtstuhl-Nordgipfel-Nordostwand „Distel-Herr“,IV+,320 HM,2116m, (Wilder Kaiser)
1899 1.Best.Törlwand von Osten „Normalweg“,II,140 HM,2197m, (Wilder Kaiser)
1899 1.Gratübergang Törlwand,2196m, zur Regalpwand,2227m, (Wilder Kaiser)
1899 1.Beg.Treffauer-Südostwand „Distel-Herr-Pfann“,II,700 KM,2304m, (Wilder Kaiser)
1899 1.Beg.Großer Hundsstallkopf aus dem Oberreintalkar,2338m, (Wetterstein)
1899 1.Beg.Watzmann-Schönfeldscharte,Übergang vom Eisbachtal ins Wimbachtal,1979m,
(Berchtesgadener Alpen)
1900 1.Best.Nördlicher Zundernkopf,III,2250m, (Wettersteingebirge)
1900 1.Best.Mittlerer Zundernkopf aus dem Großen Hundsstall „Distel-Herr-Führe“,III,2324m,
(Wetterstein)
1900 1.Überschr.Nördlicher Zundernkopf,2250m,zum Südlicher Zunderkopf,2400m, (Wetterstein)
1900 1.Best.Südlicher Zundernkopf,2400m, (Wetterstein)
1900 1.Best.Jungfernkarkopf über Südgrat von der Jungfernkarscharte,2355m, (Wetterstein)
1900 1.Best.Kleiner Hundstallkopf über Südgrat,2338m, (Wetterstein)
1901 1.Winterbest.Ackerlspitze,2329m, (Wilder Kaiser)
1902 Erschließung Uschbagruppe, (Kaukasus)
1903 1.Beg.Zettenkaiser-Westgrat,1953m, (Wilder Kaiser)
1903 1.Beg.Geiselstein-Südwestwand im Abstieg,III,100HM,1884m, (Ammergauer Alpen)
1903 1.Winterbest.Zugspitze aus dem Höllental,2962m, (Wetterstein)
1903 1.Überschreitung Uschba-Nordgipfel,4698m zum Südgipfel,4737m: Uschba-Gletscher,
Uschba-Plateau,Nordgrat,Nordgipfel,Südgipfel,Abstieg über Schulze Route
1903 1.Best.Bscheduch Tau,4371m, (Kaukasus)
1904 Überschreit.Droites,4000m, (Montblancgebiet)
1904 Beg.Totenkirchl „Pfannkamin“,2193m, (Wilder Kaiser)
1904 1.Beg.Hochwanner-Nordwand „Distel-Schulze-Weg“,56 °,1400 HM,2744m, (Wetterstein)
1904 1.Beg.Hoher Gaif-Vollständiger Ostgrat,II-III,2288m, (Wetterstein)
1904 1.Beg.Kaltwasserkarspitze-Nordwand,IV,900 HM,2733m, (Karwendel)
1901 Teiln.Kaukasus-Expedition
1914 Teiln. zweiten Kaukasus Expedition

Quelle: Gerhard Schauer, Isny im Allgäu

Geboren am:
06.05.1874
Gestorben am:
06.08.1958

Erste Route-Begehung