Ruederer Josef

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Biografie:
Josef Ruederer (+)
Am 20. Oktober 1915 starb zu München im Alter von nahezu 54 Jahren einer der bedeutendsten süddeutschen Dichter der Gegenwart, Josef Ruederer, dem wir auch auf dem Gebiete der alpinen Unterhaltungsliteratur ein paar köstliche Proben seiner ursprünglichen dichterischen Gestaltungskraft verdanken. Er war ein geborener Satiriker wie Ludwig Steub; nur ist sein Spott über menschliche Verkehrtheiten und Schwächen um ein gut Stück derber, kecker und rücksichtsloser als die seine, überlegene und geistreiche Ironie des bekannten Alpenschilderers. In allzu düstere Farben gtaucht erscheint sein Erstlingswerk, der Hochgebirgsroman „Ein Verrückter", die tragische Geschichte von dem Kampf und Untergang eines Lehrers. Schonungslos reißt er der Heuchelei die Maske vom Gesicht in dem wirksamen dramatischen Hochlandsbild „Die Fahnenweihe", das fast über alle größeren deutschen Bühnen ging. Dagegen verschwindet seine gefürchtete Satire, die in dem prächtigen Buche „München" seinen engeren Landsleuten ein boshaftes Spiegelbild ihrer Torheiten vorhält, beinahe ganz in dem Drama „Der Schmied von Kochel". Der Held dieses romantischen Stückes hat nicht viel von Ruederers sonstigen derbknochigen Bauerngestalten an sich. Eine traumhafte überirdische Erscheinung lockt ihn aus seinem stillen Bergdorfe hinaus zur Befreiung seiner bedrängten Heimat. Doch die warme Vaterlandsliebe, die ihn beseelt, mutet uns gerade - heute ganz besonders an. — Ruederer war auch ein warmherziger Freund der Alpen, in jungen Jahren selbst Hochturist und in einigen Aufsätzen (hauptsächlich in der „Österreichischen Alpenzeitung") ein begeisterter Lobredner der Berge. Wer seine von goldenem Licht der Poesie umfluteten Hochlandsschilderungen liest, der kann nur herzlich bedauern, daß dieser echte Dichter nicht mehr solche vorbildliche alpine Stimmungsbilder geschrieben hat.
A. D.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1915, Seite 229-230


Gestorben am:
20.10.1915