Rudolt Wilhelm

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Biografie:
Wilhelm Rudolt
27. Oktober 1903 ? 13. August 1977
Einer unserer treuesten und eifrigsten Klubkameraden, dessen Wesen ein gutes Stück unseres Klubs verkörperte und dem neben seiner beruflichen Tätigkeit das Um und Auf seines bürgerlichen Daseins die Berge waren, hat uns verlassen. Wer Rudolt persönlich kannte, wird sich gern seines offenen und freundlichen Charakters erinnern und in Gesprächen mit ihm bald herausgefunden haben, daß er keinen Gelegenheits-Bergsteiger oder Sportler vor sich habe, sondern einen Mann, in dem außer einem Trieb nach recht lebhaften körperlichen Hoch- und Höchstleistungen auch noch die Idee von Geist und Seele als Symbole menschlicher Würde und eines aufrechten Bergsteigerdaseins tief verankert sein mußten. Ich (S. W.) erinnere mich noch recht lebhaft an eine Begegnung mit Rudolt und seinen Gefährten am Schneeberger Luisengrat; mit leuchtenden Augen, die Freude und Befriedigung über den schönen Klettertag so rein und ungetrübt widerspiegelten, haben wir uns damals verabschiedet.
Abgesehen von den letzten Lebensjahren, die eine arge, langsam herangereifte Krankheit trübten, war unserem Freund Rudolt ein gutbedachtes Bergsteigerleben be¬schieden. Wer Gelegenheit hat, seine Tourenberichte zu lesen, wird staunen, welch große Anzahl von schwierigen und schwierigsten Fahrten unser Freund ausgeführt hat, und noch mehr aufhorchen, wenn er liest, daß er noch mit 64 Jahren den Südwestpfeiler des Sass de Mesdi hinter sich brachte und mit 70 Jahren auf dem Jahnweg des 3. Sellaturms anzutreffen war. Seine Fahrtenberichte zeigen, daß er vor allem die Dolomiten liebte, dort seine Lieblingsfahrten hatte, so zum Beispiel die Fünffingerspitze, die er recht oft besuchte und die meisten Anstiege kannte. Noch 1970, also mit 67 Jahren, meldet der Fahrtenbericht eine Überschreitung der Vajolettürme; Delagoturm, Südwestkante Stabelerturm?Winklerturm. Daß Rudolt auch in anderen Gebieten recht tätig war, daß er seinen Mann auch in den Westalpen stellte, wird kaum bezweifelt werden. So besuchte er 1925 mit unserem verstorbenen Ehrenmitglied Dr. Alois Wildenauer und dem leider auch schon dahingegangenen Klubkameraden Karl Hoffmann die Montblancgruppe. In den Walliser Bergen treffen wir ihn am Matterhorn, Monte Rosa, Castor und Pollux und unter anderen auf dem Nadelgrat. Während seines dienstlichen Auftenhalts in Hall in Tirol und besonders in Kufstein war der Wilde Kaiser sein Hauptrevier und unser leider auch schon abberufenes Ehrenmitglied Franz Nieberl einer seiner besten Gefährten, den er vor allem hoch schätzte.
Als Mitglied der Alpinen Gesellschaft ?Melzer Knappen" standen ihm viele Freunde für Fahrten im Karwendel, in der Ortlergruppe, im Ötztal und Zillertal, zur Verfügung. Daß Rudolt auch Mitglied der nicht mehr bestehenden Alpinen Gesellschaft ?Wildenauer" war und der Herr Prälat einer seiner liebsten Gefährten für das Wiener Ausflugsgebiet, vor allem Hohe Wand, Rax und Schneeberg, Gesäuse und Hochschwab, soll nicht unerwähnt bleiben.
Rudolt hatte eine harte Jugend. 1927 trat er in das Österreichische Bundesheer ein, das er nach zwanzigjähriger Dienstleistung als Wachtmeister verließ. Im Zweiten Weltkrieg kam Rudolt nach Afrika, wurde beim Rückzug gefangen und nach Amerika abtransportiert. 1947 erhielt unser Freund auf Grund seiner zwanzig Dienstjahre beim Heer eine Anstellung im Bundeskanzleramt, von wo er nach Ablegung einiger Prüfungen als Kanzleidirektor in Pension ging. Rudolt war auf Grund seines reichen Wortschatzes auch ein beliebter Vortragender und hat sich auch literarisch betätigt. In unserer ÖAZ 1955, Seite 125, berichtet Rudolt über ?75 Jahre Erzherzog-Johann-Hütte" und im Band 1947, Seite 78, finden wir den Aufsatz ?In den Rocky Mountains (Culebra Peak, 4290 m)". Im Jahrbuch des Österreichischen Alpenvereins 1961, Seite 65, befindet sich der Artikel ?Fels im Wilden Kaiser".
Rudolt war auch ein viel belesener Mensch, der vor allem die alpinen Klassiker zu seinen Lieblingen zählte. Von seinem kargen Sold hat er sich sogar einmal die Kosten für einen Besuch der Salzburger Festspiele abgespart, von dem er seinen Freunden begeistert erzählte.
Streng katholisch erzogen, zeichnete sich unser Freund durch einen tiefen Glauben aus; dieser Glaube dürfte auch der sichere und für ihn unfehlbare Führer seines Lebensweges gewesen sein, den er bis zu seiner Abberufung unbeirrt und treu sich selbst gewandelt ist.
Möge sich unserem Willi alles erfüllen, wonach er in dieser Welt strebte und gelebt hat. Seinen Freunden bleibt er unvergessen.
Koller, Reichenvater, Walcher
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1978, Mai/Juni, Folge 1419, Seite 44-45



Geboren am:
27.10.1903
Gestorben am:
13.08.1977