Potisk Gottfried

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Biografie:
Gottfried Potisk (+)
An unsere Notiz „Hochbetrieb im Karwendel" mußten wir kurz vor Drucklegung dieses Heftes leider noch eine traurige Nachricht anfügen: der neunzehn Jahre alte, bisher erfolgreiche Gottfried Potisk hat am Sonntag, dem 19. Juli, in der direkten Nordwand der Lalidererspitze den Tod gefunden. Er war mit seinem Freund (Lackner?) am Samstag in die Wand eingestiegen, wonach sie in Höhe des „Doppelpfeilers` (= im oberen Wanddrittel) plötzlich nicht mehr weiterkamen und biwakieren mußten. In der Falkenhütte war man bereits beunruhigt, weil man Potisk als sehr schnellen und gewandten Kletterer kannte. Als am Sonntag eine Seilschaft nachkletterte, konnte sie Gottfried Potisk, im Seil hängend, nur noch tot antreffen. Er hatte schon am Vortag eine schwere Kopfverletzung durch Steinschlag erlitten. Es war eine sehr schwierige Bergrettungsaktion, die beiden Bergsteiger mit dem Stahlseilgerät aus der Wand zu holen.
Gottfried Potisk war einer der erfolgreichsten Nachwuchskletterer Innsbrucks und hatte schon schwierigste Fahrten hinter sich gebracht. So die äußerst schwierige (VI) Schüsselkarspitze-Südostwand und die Laliderer-Nordverschneidung (VI+) im Alleingang; ebenso gelangen ihm beachtliche Winterbegehungen, so daß er, trotz seiner Jugend, nicht als „unerfahren” bezeichnet werden kann.
Auf das nur allzu kurze Leben dieses hoffnungsvollen, jungen Bergsteigers werden wir in Form eines Nachrufes noch näher eingehen.
Quelle: Der Bergkamerad 1958/59, Seite 722-723

Gottfried Potisk
Ich kann es kaum fassen, daß Gottfried nicht mehr unter uns ist. Einen lebendigeren und sympathischeren Menschen als ihn kann ich mir schlechthin nicht vorstellen. Sein Humor, seine Kraft und Sicherheit versetzten mich immer wieder in Bewunderung. Sein spontanes Temperament, verbunden mit Güte und äußerster Hilfsbereitschaft, seine Intelligenz, Aufgeschlossenheit und große Bescheidenheit hatten meinen jungen Kameraden zu einem unschätzbaren Menschen gemacht.
Wie oft haben wir uns über Probleme, ge-löste und ungelöste, begeistert unterhalten! Denn sein Herz gehörte von Anfang an vor allem den schwierigen und schwierigsten Fahrten. Die große Freude nach jeder gelungenen Bergfahrt war ihm anzumerken, ohne daß er aber jemals irgendwelches Aufheben von seinen Erfolgen gemacht hätte; darum erfuhren nur die wenigsten von seinen großen Unternehmungen. Hingegen vermochte niemand die Leistungen andrer so begeistert zu loben und zu bewundern wie er. Das Klettern war ihm wohl angeboren; kaum hatte er sich in wenigen Wochen mit den Grundbegriffen vertraut gemacht, da durchkletterte er schon die Nordwand der Großen Zinne!
Bald nahm ihn dann das Abenteuer des Alleingangs gefangen. An einem stillen Herbsttag ging er an die Schüsselkarspitze-Südostwand, einige Tage später an die einsame Ostwand des gleichen Berges — mit zwei Karabinern in der Tasche! Ganz überlegen meisterte er in der Folge die schwierigsten Klettereien seiner weiteren Heimat. Dazwischen trieb es ihn immer wieder zu Alleingängen: Martinswand, Fleischbankverschneidung, direkte Schüsselkarspitze-Südwand.
An einem Juni-Samstag des letzten Sommers war ich mit meinem Gefährten in die direkte Lalidererspitze-Nordwand eingestiegen, als einer vom Kar heraufjodelte -es war Gottfried. Wir hänselten ihn, weil er so spät aufgestanden war. Aber dann trauten wir unseren Augen nicht: Gottfried ging allein die äußerst schwierige Verschneidung an! Ab und zu konnten wir in der Folge beobachten, wie er drüben ruhig und sicher höher kam. Dann überraschten uns zwei schwere Gewitter und danach das unvermeidlich gewordene Biwak. Glücklicherweise hatte Gottfried die Haupt-schwierigkeiten schon überwunden und schloß sich nun an eine vorauskletternde Seilschaft an. Tags darauf saßen wir alle wieder glücklich vereint in der Falkenhütte beim dampfenden Mittagessen. Dennoch paßte das Wort „tollkühn" nicht auf ihn, der so unglaublich sicher und kraftvoll kletterte und jedes Risiko mied.
War er ein Alleingänger, so war er doch alles eher als ein Einzelgänger. Denn auch das war Gottfried: der Kamerad, der mit seiner Lebhaftigkeit und seiner geliebten Mundharmonika alle bei guter Laune hielt. Im Herbst 1958 begann Gottfried eine glückliche Ehe, und wenig später durchstieg er die Nordwand der Westlichen Zinne.
Die Kameraden der Innsbrucker Jung-mannschaft, mit denen er „eisern" zusammenhielt, werden Gottfried nie vergessen können.
Jörg Bader.
Quelle: Der Bergkamerad 1958-59, Seite 751-752

Potisk Gottfried,* Kärnten,später Innsbruck,+ Lalidererspitze-Direkte Nordwand (Steinschlag)
1956 Alleinbeg.Schüsselkarspitze-Südostwand,VI,2538m, (Wetterstein)
1956 Alleinbeg.Schüsselkarspitze-Ostwand,VI,2538m, (Wetterstein)
1957 1.Alleinbeg.Lalidererspitze-Nordwand-Nordverschneidung „Rebitsch-Lorenz“,VI+/A0,800HM,
2583m, (Karwendel)
1958 Winterbeg.Lalidererspitze-Nordwand-Nordverschneidung „Rebitsch-Lorenz“,VI+/A0,800HM,
2583m, (Karwendel)
1958 Beg.Westliche Zinne Nordwand,2973m, (Sextener Dolomiten)
1959 1.Beg.Östliche Sattelspitze-Nordwestpfeiler,2369m, (Karwendel)
Beg.Große Zinne-Nordwand,2999m, (Sextener Dolomiten)
Alleinbeg.Martinswand,1330m, (Karwendel)
Alleinbeg.Fleischbank „Fleischbankverschneidung“,2187m, (Wilder Kaiser)
Alleinbeg.Direkte Schüsselkarspitze-Südwand,2538m, (Wetterstein)
G.Schauer


Geboren am:
11.1936
Gestorben am:
19.07.1959

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