Kostner Franz

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Biografie:
Kostner Franz, Bergführer, * Corvara,Tal von Pradet,Südtirol, + Corvara (Südtirol)

Der bekannte Südtiroler Bergführer Franz Kostner machte viele Touren in den Westalpen mit Henry Hoeck, Heinz v. Ficker und Oskar Schuster. Seine erste Führertour und dies in Begleitung des Nordpolforschers Payer mit seiner Tochter, war der 3152m hohe Piz Boé mit Aufstieg durch das Val di Mesdi, Abstieg nach Canazei. In den Dolomiten gelangen ihm viele Erstbegehungen. Im Mai 1902 startete Franz Kostner mit Gottfried Merzbacher, Hans Pfann und dem Geologen Keidel erstmals zu einer Expedition nach Zentralasien. Mit Bergführer Stockmaier aus dem Pinzgau bestieg er 1903 über 20 Gipfel zwischen 5000 und 6000 m im Tienschangebirge (Zentralasien).

1900 1.Beg.Sass Songher-Südwand,IV+,600 HM,2665m, (Gardenzzastock,Puezgruppe,Dolomiten)
1902/03 Teilnehmer Tienschan-Expedition, (Tienschangebirge,Zentralasien)
1902 1.Überschr.Tjus-Aschu-Paß,4180m, (Tienschangebirge,Zentralasien)
1903 Best.über 20 Gipfel zwischen 5000 und 6000 m, (Tienschangebirge,Zentralasien)
1905 1.Beg.Erster Sellaturm-Südostwand "Kostner-Kaminführe",III-IV,160 HM,2538m, (Sellamassiv)
1905 1.Beg.Zweiter Sellaturm-Südwestwand "Kostner-Gablonzer-Verschneidung",III+,100HM,2597m, (Sella,Dolomiten)
1906 1.Beg.Hintere Stangenspitze-Ostgrat und Südostgrat,3227m, (Zillertaler Alpen)
1907/08 Teilnehmer Kahn-Tengri-Expedition, (Turkestan)
1907 Überschreit.Matterhorn Hörnligrat-Italienergrat,4478m, (Walliser Alpen)
1908 Skibest.Boe Spitze (Piz Boe),3152m, (Sella,Dolomiten)
1910 1.Best.Heiligkreuzkofel über Westwand,2911m, (Fanesgruppe,Dolomiten)
1930 1.Beg.Exnerturm-Nordostwand "Kostner-Röchling",IV,2496m, (Sella,Dolomiten)
1932 1.Beg.Runggaldierturm-Nordwand,2362m, (Sella,Dolomiten)
1932 1.Beg.Sass Masores Orientale/Mur Pissadu Orientale "Kostner-Katscher",2530m, (Sella,Dolomiten)
1942 Best.Totenkirchl,2193m, (Wilder Kaiser)
1954 Beg.Totenkirchl-Ostnordostwand "Pfannkamin",IV,130 HM,2193m, (Wilder Kaiser)
1.Beg.Sass de Rifugio-Ostkante "Kostner-Biondi",2722m, (Sella,Dolomiten)

Gerd Schauer, Isny

Franz Kostner-Corvara - ein Siebziger
Frisch und rührig, eine typische Gestalt des ladinischen Volkslebens, steht Franz Kostner, der Wirt zum Zirm in Corvara, am 2. Oktober 1946 an der Schwelle des 'achten Jahrzehnts seines Lebens. Er ist einer der Dolomitenbergführer, deren Name zu klassischen Zeit des Alpinismus weit über sein Heimatland hinausdrang, der jahrelang und wiederholt in den Gebirgen des inneren Asiens an Expeditionen teilnahm.
Als weitbereister Mensch hat er auch großzügig an der fremdenverkehrsmäßigen Entwicklung seines Heimatlandes gearbeitet und hat es verstanden, durch Heranziehung erfahrener Mitarbeiter gerade die wintersportliche Seite dieser Verkehrsentwicklung zu ungeahnter Blüte zu steigern.
In Corvara geboren, hat er durch den frühen Tod seines Vaters schon als kleiner Bub die Nöte des Lebens kennengelernt. Er widmete sich nach einem jahrelangen, ärmlichen Hirtendasein mit 16 Jahren dem Tischlerberuf, um 1897 als Bergführer autorisiert zu werden. 1898 rückte er zu den Kaiserjägern ein.
1902 zog er mit Professor Merzbacher nach Zentralasien, begleitet von Ingenieur Pfann und dem Geologen Keidel. Über das Schwarze Meer und den Kaukasus, über das Kaspische Meer, durch Transkaspien wurde Taschkent in Turkestan erreicht. In 1900 km langer Wagenfahrt ging es durch die südsibirischen Steppen nach Narnikol und zu Pferde weiter in das Tienschangebirge. Monate erfolgreicher Forschungsarbeit wurden in dieser großartigen Eiswelt verbracht, mit ihren riesigen Gipfeln, so dem 7000 m hohen Khan Tengri.
Nach Überquerung der Zentralkette bezog die Expedition im Herbst 1902 in Kaschgar ihr Winterquartier. 1903 wurde im Pamirgebiet gearbeitet und Vorstöße in die Hauptkette des Karakorum, die Mustakatakette, unternommen, um dann neuerdings das Aktionsfeld in die zentrale Tienschankette zu verlegen. In der Mongolei wurde der zweite Winter verbracht, im dritten Jahr der Expedition der östliche Teil des Gebirges erforscht, die Bogdo-Ola-Kette. Der Russich-Japanische Krieg machte der ergiebigen Erkundungsarbeit ein Ende und mit reichen wissenschaftlichen Ergebnissen kehrte man zurück. 1907 war Franz Kostner neuerdings mit Merzbacher im Tienschan, diesmal anfangs von einer Jagdexpedition des Prinzen Arnulf von Bayern begleitet.
In den Dolomiten, wie in den Ost- und Westalpen ist Kostner immer wieder von Männern als Begleiter gesucht worden, die im Alpinismus Namen haben, wie Doktor Henry Hoeck, Dr. Oskar Schuster, Ing. Tatzel." Manche dieser Unternehmungen, wie etwa die Überschreitung des Matterhorns von Beuil nach Zermatt, sind in der alpinen Literatur verewigt worden. Der erste Weltkrieg sah Franz Kostner als den Führer des Standschützen-Bataillons Enneberg, das allein am Col di Lana 26 Monate sein engeres Heimatland verteidigte.
Es entspricht dem Wesen dieses Mannes, der mit edlem Idealismus der alpinen Idee dient, daß er als Geburtstagswunsch die nochmalige Besteigung der Sass-Songher-Südwand, die täglich auf ihn herabblickt,
und des Adangkamins, dessen Erstbegeher sein bester Freund war, geäußert hat. Dazu kann man eine sonnige Gipfelrast und eine weite Schau auf sein ladinisches Heimatland wünschen!
Lgm.
Quelle: Berge und Heimat 1947, Seite 18

Franz Kostner gehört zu den großen Bergführern der Alpen, und wer die Ersteigungsgeschichte der Dolomiten liest, stößt immer wieder auf seinen Namen. Die steilen Wände seiner Heimatberge hat er kreuz und quer durchstiegen, Kostnerturm und Kostnerscharte bei den Mittagstürmen, wo himmelhoch der Dent de Mesdi in das Blau ragt, sprechen davon. Beim Bau von Alpenvereinswegen hat er dem damaligen Hüttenwart der Sektion Bamberg, dem unvergessenen BindeI, mit Rat und Tat zur Seite gestanden, wo Hütten gebaut wurden, geschah es in Zusammenarbeit mit ihm. Aber weit über die heimatlichen Dolomiten hinaus führte Kostner. Wallis, Bernina, Bergamasker waren sein Revier, einer seiner Begleiter war Oskar Schuster und unvergeßlich die Matterhornüberschreitung von Breuil nach Zermatt in aufsehenerregender Kurzzeit mit dem verstorbenen Henry Hoek. Im Ladinischen ist Franz Kostner immer ein angesehener Mann gewesen, als Besitzer des Gasthofes Post in Corvara hat er auch die moderne Winterentwicklung fördern geholfen, und aus dem ersten Weltkrieg ist er uns gut bekannt als Standschützenmajor und umsichtiger Führer des Bataillons Enneberg. Monte Sief und Col di Lana sind die Gebiete, in denen er zur Verteidigung stand.
Quelle: Berge und Heimat 1952, Heft 10, Seite 399


Quelle: Der Bergkamerad 1963/64, Seite 13 f
Quelle: Der Bergkamerad 1967/68, Seite 710

In Memoriam - Franz Kostner, Corvara
Kurz nach Vollendung seines 91. Lebensjahres verschied der um sein Heimattal so verdiente, durch seine jahrzehntelange Tätigkeit als berühmter Bergführer mit dem Alpinismus auf das engste verbundene Mann in Corvara. Die ladinischen Mitbürger, zahllose Freunde aus nah und fern, Vertreter vieler Behörden, eine geschlossene Gruppe von Bergführern aus den Dolomitentalern gaben ihm das letzte Geleit hinauf zum alten idyllischen Friedhof, von wo der Blick frei hinausgeht zu den stolzen Felsenbergen die das ladinische Tal ringsum säumen. Trübe Novemberstimmvmg begleitete diesen letzten Gang Franz Kostners, von den Pässen herab strich ein kalter Wind, Gruß an einen Bergsteiger, der auf den Gipfeln der asiatischen Gebirge, der West- und Ostalpen, in seinen geliebten Dolomiten hart geworden war. Das Dasein dieses stets fortschrittlich gesinnten Mannes war von Erfolg gekrönt, sein 1908 erworbenes kleines Gasthaus Zirm ist längst das den Dolomitenbesuchern zum Begriff gewordene Hotel Post - Zirm, überall regte sich mit der Entwicklung des Fremdenverkehrs etwas im Kostnerschen Bereich. Die drei Söhne führen das Werk des Vaters auf zielstrebige Weise fort, Franz, seit Jahren auch Bürgermeister, Hotel und Landwirtschaft, Walter das Geschäft, während Erich das Skiliftnetz betreut und immer wieder ausweitet. Sitzt man im alten Zinnstüberl der Post, so fühlt man hier eine Atmosphäre, die irgendwie zum bergverbundenen Denken des Hausherrn hinweist.
Weltvergessen war Corvara zur Bubenzeit Franz Kostners, der Vater war ein kleiner Bauer und Weber, die Jugendzeit war hart, aber die Erinnerung an das alte verwitterte Vaterhaus an den Hängen des Col Alt dem Verstorbenen stets teuer. Er konnte köstlich erzählen von der Zeit, da er mit seinen Holzschuhen die Kühe hütete und es für ihn eine Erlösung bedeutete, dies dann später in den Rohrstiefeln des verstorbenen Vaters zu tun, auf den herrlichen Dolomitenwiesen, wo es auch seltene Versteinerungen gab, die man als aufgeweckter Bub an den Mann zu bringen wußte. Nicht selten waren nämlich die Geologen Richthofen, Zittel und Frau Gordon schon damals im ladinischen Tal anzutreffen.
Im Jahre 1897 erfüllte sich ein längst gehegter Wunsch für Franz Kostner: die Autorisation als Bergführer des Deutschen und österreichischen Alpenvereins. Er war brennend daran interessiert, die Berge seiner Heimat zu ersteigen. Seine erste Führertour — und dies in Begleitung des Nordpolforschers Payer mit seiner Tochter — war die 3152m hohe Boé mit Aufstieg durch das Val di Mesdi, Abstieg nach Canazei. Zur damaligen Zeit breitete sich der Ruf der Dolomiten als Reise und Bergsteigerziel rasch aus und Führer und Träger hatten eine gute Zeit. Der DuOeAV baute Hütten, im Corvarabereich das Bambegerhaus, die Puezhütte und das romantische Bergsteigerheim am Pisciadusee. Im Mai 1902 zog Franz Kostner mit Prof. Merzbacher, Prof. Hans Pfann und dem Geologen Dr. Keidl erstmals nach Zentralasien. Eine hochinteressante Reise über Krakau, Odessa, entlang des Kaukasus, Batum, Tiflis, Baku und über das Kaspische Meer, mit zauberhaften Eindrücken, führte die Expedition dorthin. Das Ziel war die Erforschung der Hochregion des zentralen Tienschangebirges, wobei das berühmte Tienschanpanorama erstellt und die Lage des geheimnisvollen Khan Tengri näher bestimmt werden konnte. Zahlreiche Täler wurden entdeckt, riesige Gletscher gequert und unter Begleitung von Kara-Kirgisen der 4180m hohe Tjus-Aschu-Paß überschritten. Am 19.Oktober erreichte die Expedition Kaschgar, wo Kostner mit einigen ihrer Mitglieder den Winter verbrachte. Durch einige Russen und den Bergführer Stockmaier aus dem Pinzgau ergänzt, machte sich die Gruppe im April 1903 neuerdings auf den Weg in die ausgedehnten Gebirgszüge des Tienschan. Im Laufe de8 mannigfachen Expeditionsgeschehens wurden über 20 Gipfel zwischen 5000 und 6000 Metern erstiegen, teils anläßlich der topographischen und photographischen Arbeiten. Im Oktober 1903 kam man in Narynkol an und zog nach Kultscha weiter, das als Winterquartier 1903/04 vorgesehen war. Der ausgebrochene Russisch-Japanische Krieg änderte jedoch die Lage und nach langem Warten auf die Erlaubnis, das Land wieder verlassen zu dürfen, machte man sich auf die umständliche und lange Heimreise, mit wertvollem wissenschaftlichem Material im Gepäck. Weihnachten feierte Kostner mit seiner Familie im trauten Heim zu Corvara. 1907 ging er wieder in den Tienschan, diesmal mit der Jagdexpedition des Prinzen Axnulf von Bayern. Man kam an alte bekannte Stätten, reiche Jagdbeute war beschieden und neue Forschungen ergaben eine noch tiefere Kenntnis dieser asiatischen Berge, weit drinnen in Asien auf dem „Dach der Welt". Kostners Touren in den Westalpen mit Henry Hoeck, Heinz v. Ficker, Oskar Schuster wurden klassische alpine Ereignisse. Während des ersten Weltkrieges war Kostner als Standschützenmajor Kommandant des Batl. Enneberg, das zwischen Sella und Travenanzes, am Sief und Col di Lana stand. Er war auch Lawinenreferent und leitete die Skiausbildung der Truppen an der Südfront. In diesen Jahren ergaben sich auch enge Kontakte mit dem Deutschen Alpenkorps. Zahlreiche Auszeichnungen galten dem Soldaten Kostner, dem Manne des Tourismus und dem ausgezeichneten Schützen, der noch mit 90 Jahren mit sicherer Hand am Schießstand zu Sankt Vigil den Eröffnungsschuß abgab.
Langenmaier
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1969, Heft 1/2, Seite 17



Geboren am:
02.10.1877
Gestorben am:
11.1968

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