Ostler Josef

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Biografie:
Ostler 70 Jahre alt.
Um die Jahrhundertwende trat, besonders im Kaisergebirge, der damalige Zollassistent Josef Ostler in Kufstein als Hervorragender Felsgeher in einem den Durchschnitt weit übersteigenden Matze hervor. Bei ihm paarten sich Unternehmungsfreude und Können in glücklichster Weise, so daß er zu den bedeutendsten Bergsteigern jener Zeit zu zählen ist. Bezeichnend für sein Können und Wirken ist, daß die Berufsführer im Kaiser neidlos seine unbedingte Überlegenheit anerkannten. Ostler hat im Kaisergebirge u. a. drei Neufahrten
durchgeführt, die heute noch in Ansehen stehen und zu den kühnsten Unternehmungen der damaligen Zeit zu rechnen sind: Scheffauer-Nordwand, Predigtstuhl-Nordgipfel, unterster Turm des Südostgrates am Totenkirchl. Auch in anderen Gebieten unternahm er viele
Bergfahrten, z. V. erstieg er Guglia di Brenta, Marmolata- Südwand und zahlreiche Gipfel in den Lechtaler Alpen, ferner führte er viele und ausgedehnte Skifahrten durch. Daß er dafür eine sehr brauchbare Bindung ersann und fortwährend an gute Neuerungen in der Ausrüstung dachte, sei nur nebenher erwähnt, ebenso, daß er alpiner Rettungsmann und Führersachwalter in der damaligen Sektion Kufstein war. Er war derjenige, der die einheimischen Kufsteiner auf den Weg brachte, den bis dahin nur die Münchener Bergsteiger, besonders die Mitglieder des Akad. Alpenvereins, zu beschreiten pflegten — Klettereien schärferer und schärfster Art anzugehen und durchzuführen. Seme erfolgreichsten Schüler sind Klammer, Niederl und Schaffler, die alle noch leben und den Bergen treu geblieben sind.
Am 29. April d. I. beging Ostler feinen 70. Geburtstag, geistig und körperlich gleich beweglich und frisch, Anlaß genug, besonders für die noch lebenden, persönlichen Bekannten, ihm herzlich zu diesem Lebensabschnitt Glück zu wünschen.
F. N.
Die Vereinsführung des DAV. sandte Zollfinanzrat a. D. Josef Ostler ein in herzlichen Worten gehaltenes Glückwunschschreiben.
Quelle: Mitteilungen des deutschen Alpenvereins 1943 - vereint mit der Bergsteiger, Seite 4

Das wäre einer von denen geworden, welche man in den Rang derer von Zsigmondy einreihen dürfte, eine Führernatur ersten Ranges; leider haben ihn Umstände veranlaßt, ziemlich bald den Pickel aus der Hand zu legen. Im Kaiser hat er die damals bekannten „großen Sachen" wohl alle wiederholt und ein paar prächtige, neue dazugefügt: den nach ihm benannten Nordwandanstieg auf den Scheffauer, den herrlichen Aufstieg zum Predigtstuhl-Nordgipfel über Westwand und Nordgrat, der gleichfalls seinen Namen trägt und die überaus kühne, sog. „direkte" Erkletterung des untersten Turmes im Südostgrat des Totenkirchls. Rechnet man dazu eine große Anzahl von Bergfahrten, darunter viele Neutouren in anderen Gebieten — ich nenne nur Ersteigungen in den Lechtalern, im Karwendel, in den Dolomiten (z. B. Überschreitung der Kleinen Sinne von Norden nach) Südwesten, Marmolatasüdwand, Alleinersteigung der Guglia di Brenta (von Kufstein aus in 1 1/2 Tagen!), große Schifahrten im Alleingang in den Münstertalern, in der Ortlergruppe, Samnaungruppe, sa ersteht schon aus diesen wenigen Proben das Bild eines überaus kühnen und erfolgreichen Bergsteigers, den die S. eine Zeitlang mit Stolz zu den Ihren zählen durfte.
Quelle: Festschrift 50 Jahre Sektion Kufstein (1877-1927), Seite 182

Josef Ostler 80 Jahre.
Am 29. April wird Josef Ostler 80 Jahre alt. Er war alpiner Lehrmeister und Tourengefährte Franz Nieberls. Im Wilden Kaiser erinnern der Ostlerweg durch die Scheffauer-Nordwand und am Predigtstuhl, der Ostlerschacht am Zettenkaiser, die Ostlertraverse am Totenkirchl-Südostgrat an die Tätigkeit dieses begeisterten Bergsteigers. Wir werden im nächsten Heft des bei München lebenden Jubilars ausführlich gedenken. Bis dahin aufrichtige Bergsteigerwünsche zum Achtziger!
Quelle: DAV Mitteilungen 1953, Heft 4, Seite 60

Josef Ostler (+)
Am Abend des 5. März wurde Josef Ostler in der Nähe seines Hauses In München-Pullach beim überqueren der Straße von einem Auto angefahren und so schwer verletzt, daß er noch an der Unfallstelle starb.
Josef Ostler, um die Jahrhundertwende am Deutschen Zollamt in Kufstein tätig, war einer von denen, die man als „große Bergsteiger" bezeichnen darf, eine Führernatur ersten Ranges. Im Wilden Kaiser hat er die damals bekannten „großen Sachen" wohl alle wiederholt und ein paar prächtige Neufahrten hin-zugefügt: Den nach ihm benannten Nordwandanstieg auf den Scheffauer, den wunderschönen Aufstieg zum Predigtstuhl-Nordgipfel über Westwand und Nordgrat und die überaus kühne, sog. „direkte" Erkletterung des untersten Turmes im Südostgrat des Totenkirchls. Rechnet man dazu die große Anzahl von Bergfahrten, darunter viele Neutouren In anderen Gebieten, in den Lechtaler Alpen, im Karwendel, in den Dolomiten (z. B. Überschreitung der Kleinen Zinne, Marmolata-Südwand, Alleinersteigung der Guglia di Brenta (von Kufstein aus in eineinhalb Tagen!), ausgedehnte Skifahrten im Alleingang in den Münstertalern, in der Ortler- und Samnaungruppe, so entsteht schon dadurch das Bild eines überaus kühnen und erfolgreichen Bergsteigers, den die Sektion Kufstein mit Stolz zu den ihren zählen durfte. In der Sektion war er lebhaft tätig als Lehrer und Berater für Bergungen, hat natürlich auch selbst an Bergungen teilgenommen; das Führerreferat führte er mustergültig. Daß er maßgeblich beteiligt war an der Heranziehung des Bergsteiger-Nachwuchses in der Sektion, ist ihm als großes Verdienst zu werten: Ich nenne nur die Namen Klammer, Kurz, Schaffler und mich selbst.
Ostler hätte in Kürze sein 88. Lebensjahr vollendet. Er war noch wie selten rüstig, bat er doch noch im Jahr 1958 allein die Goinger Halt vom Stripsenjoch aus erstiegen.
Franz Nieberl
Quelle: Der Bergkamerad 1958/59, Seite 506

Josef Ostler (+)
In der Abenddämmerung des 5. März kam der in Pullach bei München lebende Josef Ostler auf tragische Weise ums Leben. Auf dem Heimweg von der Kirche wurde er von einem Auto angefahren und so schwer verletzt, daß er sofort tot war.
Josef Ostler wurde am 29. April 1873 in Traunstein geboren. Die zahmen Chiemgauer Berge waren die ersten Gipfel, die er bestieg. Später kam er als Zollbeamter nach Lindau im Bodensee. Der große, hagere Mann verlangte in seiner Freizeit viel von seinem zähen Körper: Turnen, Schwimmen, Radfahren, Bergsteigen, Skilaufen ... Bereits um die Jahrhundert-wende unternahm er Schneereifen- und Skitouren um den Arlberg und im Ferwall; hier gelang ihm u. a. die erste Ski-besteigung des Furglers. Freiwillig nahm er bei diesen Entdeckungsfahrten manches winterliche Biwak ohne Komfort in Kauf. Nach seiner Versetzung nach Kufstein bekam er Fritz Kurz, den Dichter der „Bergklänge", und Franz Nieberl, den späteren „Kaiserpapst", als Kollegen in der Amtsstube und als Schüler und Seilgefährten im Gebirge. Aber auch für das Alleingehen brachte Ostler alle Voraussetzungen mit; er erwies sich als ein erfahrener, selbständiger und sehr willensstarker Alpinist, der allen heiklen Situationen gewachsen war. Er galt aber auch als ein großer Schweiger, als ein „Stiller im Lande", der nichts über seine kühnen Fahrten veröffentlichte. Dabei nötigt uns heute noch manche seiner Unternehmungen Staunen und Bewunderung ab. Etwa, wenn wir hören, daß Ostler im Sommer 1902 zweimal das riesige Plattendach der Kleinen-Halt-Nordwestwand durchkletterte oder die Vajoletttürme überschritt, damals eine Meisterleistung im Fels. Aus den Alleinfahrten des Jahres 1903 ragen heraus: Kleine-Zinne-Nordwand und Guglia di Brenta; an diesem großartigen Fels-obelisk war er auf -und absteigend nur 4 Stunden unterwegs. Von seinen Neutouren sind die im Wilden Kaiser aufgeführten am bekanntesten geworden: der Ostlerweg am Predigtstuhl, aus der Steinernen Rinne steil hinauf zum Nordgipfel; der Ostlerweg durch die Scheffauer-Nordwand über die große Platte und den abschließenden Überhang zum Gipfel, und als Glanzleistung die erste Erkletterung der luftigen Türme des Totenkirchl - Südostgrates. Ohne Hakensicherung überwand Ostler am 24. April 1904 den zur Winklerscharte überhängend abbrechenden ersten Turm mittels der „Ostlertraverse", die auch heute noch manchem Kletterer Respekt einflößt.
Franz Nieberl schrieb einmal über seinen alpinen Lehrmeister: „Josef Ostler, das wäre einer von denen geworden, welche man in den Rang derer von Zsigmondy einreihen dürfte, eine Führernatur ersten Ranges!"
Quelle: DAV Mitteilungen 1959, Heft 3, Seite 53-54

Ostler Josef,Bergführer, * Traunstein,später Lindau,Kufstein, + München-Pullach (Verkehrsunfall)
Einer der bedeutendsten Bergsteigern jener Zeit. Die zahmen Chiemgauer Berge waren die ersten Gipfel, die er bestieg. Ferner führte er viele und ausgedehnte Skifahrten im Alleingang in den Münstertalern, in der Ortlergruppe, Samnaungruppe um den Arlberg und im Ferwall durch. 1904 unternahm er als Einzelgänger auch Skitouren in der Silvretta. Er bestieg reihenweise mit den Skiern nach der Jahrhundertwende zusammen mit Viktor Sohm, Georg Herold und Hermann Hartmann viele Skigipfel am Arlberg.
Im Fels war Josef Ostler überdurchschnittlich gewandt. Das beweisen seine Alleinbegehungen, z.B. Scheffauer-Nordwand, 2.Alleinbegehung Kleine Zinne-Nordwand. Die Guglia di Brenta hatte er als erster Alleingeher in 4 Stunden im Auf-und Abstieg durchgeführt. 1908 konnte er mit Franz Nieberl konnte er die Marmolata-Südwand als einer der ersten Wiederholer durchsteigen. Auf dem Elferturm in den Sextener Dolomiten war Josef Ostler der zweite Alleingänger. Er kämpfte sich auch allein durch die Predigtstuhl-Ostwand und eröffnete dort den "Ostlerweg".
Viele erste Ersteigungen und Erstbegehungen in den Lechtalern, im Karwendel,im Wilden Kaiser, in den Dolomiten stehen in seinem Tourenbuch. Er war alpiner Lehrmeister und Tourengefährte von Franz Nieberl,Franz Klammer,Fritz Kurz und Schaffler.
Josef Ostler wurde am 5.März 1959 in der Nähe seines Hauses in München-Pullach beim Überqueren der Straße von einem Auto angefahren und starb am Unfallort.

1889 1.Best.Blassenspitze,2420m, (Wetterstein)
1892 1.Best.Kleiner Waxenstein,2183m, (Wetterstein)
1892 1.Beg.Großer Waxenstein von Nordosten,II-III,2277m, (Wetterstein)
1900 Skibest.Schesaplana,2965m, (Rätikon)
1900 1. Skibesteigung Großer Furgler,3004m, (Samnaungruppe,Tirol)
1900 1.Beg.Lorfekopf-Südwand,2689m, (Lechtaler Alpen)
1900 1.Best.Knoppenjochspitze über Nordwestflanke,2680m, (Lechtaler Alpen)
1900 1.Beg.Große Riffelwandspitze-Südostwand,III+,2626m, (Wetterstein)
1900 Best.Totenkirchl,III,2193m, (Wilder Kaiser)
1901 1.Beg.(Alleinbeg.)Zettenkaiser-Nordwand „Ostlerschacht“,III,200 HM,1953m, (Kaisergebirge)
1902 1.Beg.Malgrubenspitze-Westgipfel-Westgrat,2571m, (Stubaier Alpen)
1902 Beg.Kleine-Halt-Nordwestwand,2116m, (Wilder Kaiser)
1903 3.Beg.Predigtstuhl-Nordgipfel-Nordostwand,2116m, (Wilder Kaiser)
1903 Überschr.Vajoletttürme,2813m, (Rosengarten,Dolomiten)
1903 Alleinbeg.Kleine Zinne-Nordwand,2857m, (Sextener Dolomiten)
1903 1.Alleinbeg.u.8.Beg.Campanile Basso (Guglia di Brenta)-Normalroute,IV,2883m, (Brenta)
1903 1.Best.Campanile Alto-Nordgipfel,2936m, (Brenta)
1903 1.Beg.(Alleinbeg.)Scheffauer-Nordwand "Ostlerweg",III/A0,360 HM,2113m, (Wilder Kaiser)
1903 1.Beg.Scheffauer -Nordwand "Ostlerführe" - Fluchtweg aus dem mittleren Teil der Ostlerführe zum Ostgrat, 2113m, (Wilder Kaiser)
1903 1.Beg.Cima Tosa-Ostgrat im Aufstieg,II,350 HM,3173m, (Brenta,Dolomiten)
1904 1.Skibest.Dreiländerspitze,3197m, (Silvretta)
1904 1.Beg.(Alleinbeg.)Predigtstuhl-Nordwand "Ostlerweg",IV,380 HM,2116m, (Wilder Kaiser)
1904 1.Beg.(Alleinbeg.)Predigtstuhl-Nordgipfel-Westwand/Nordkante,oberer Teil ?Ostler-Führe?,IV-,2116m, (Wilder Kaiser)
1904 1.Beg.Totenkirchl-Direkter Südostgrat mit Unterer Gratturm "Ostlertraverse",IV,450 KM,2193m, (Wilder Kaiser)
1904 1.Beg.Totenkirchl-Nordostwand "Ostlervariante" von 2.zur 3.Terrasse,III,2193m, (Wilder Kaiser)
1904 1.Beg.(Alleinbeg.)Predigtstuhl Nordgipfel-Westwand/Nordkante,oberer Teil
"Ostler-Führe",IV-,380 HM,2116m, (Wilder Kaiser)
1904 1.Beg.Roßkaiser-Südwand,1971m, (Kaisergebirge)
1905 5.Beg.Marmolata-Punta-Penia-Südwand "Alte Südwand",IV+,700 HM,3343m, (Dolomiten)
1912 1.Beg.Fallersteisspitze-Ostgrat,2634m, (Lechtaler Alpen)
1931 1.Beg.Pyramidenspitze über die Oechselweidschneid,1999m, (Wilder Kaiser)
1958 Best.Goinger Halt,2195m, (Wilder Kaiser)
Best.Niedernisseltürme, (Karwendel)

Gerd Schauer, Isny im Allgäu


Geboren am:
29.04.1873
Gestorben am:
05.03.1959
application/pdf Ostler Josef - DAV Mitteilungen 1953-5, Seite 77_0001.pdf

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