Großmann Franz

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Biografie:
Franz Großmann (+)
Am Sonntag, den 16. März 1930, acht Tage nach der fröhlichen Feier unseres Stiftungsfestes, haben wir schmerzerfüllt unseren lieben Großmannfranzl zur letzten Ruhe begleitet. Wieder einmal hatte des weißen Todes rauhe Faust in die Reihen der Unsrigen gegriffen und einen der Lebenslustigsten hinweggerissen.
Strotzend von Jugendkraft und Übermut, war unser Freund am 12. März, abends 5 Uhr, (zum 3. Mal an diesem Tage), vom Hahnenkamm ins Tal gestartet, als ihn ein heimtückisches Schneebrett einen Steilhang hinabriß. Ein Wirbelsäulenbruch hat ihm langes Leiden erspart.
Zurückschauend auf die Jahre, die Franzl in unserem Freundeskreise verlebte, sind wir alle einer Meinung, wenn wir behaupten, daß mit ihm einer der Besten, sicher aber der dem Wesen nach uns Liebste, von uns genommen wurde.
Im Jahre 1923 in unseren Freundschaftsbund aufgenommen ? von Josef Ittlinger eingeführt ? hat er mit seinem heiteren, unbekümmerten Wesen unsere Herzen, auch die der älteren Freunde, im Sturm erobert
Es drängte förmlich einen jeden, unserm Großmann Freund sein zu dürfen, um damit an dessen Heiterkeit und ehrlich-kameradschaftlichem Wesen teilnehmen zu können.
Ich selber hatte das Glück, ihn in die winterliche Gletscherwelt einführen zu dürfen, es wird mir unvergeßlich sein, wie er in einer knappen Woche fast alle Gipfel des Zillertaler Hauptkammes einsammelte. Es war echt Franzl, mir meine für Bruchharscht ungeeigneten Langlaufschi auf der Möselescharte abzutauschen und damit ?unangeseilt" mit unzähligen Quersprüngen das furchtbar zerrissene Waxeckkees in bekannter Unbekümmertheit hinab zu tollen.
Im selben Jahre (1923) durfte ich ihn auch auf seine ersten schweren Kletterfahrten begleiten.
An der Fleischbank Ostwand noch mein Schüler ? an der des Lärchecks bereits aufgerückt ? stürmte er im selben Jahre noch weit voran von Sieg zu Sieg über die schwersten Kaiserwände.
Und dabei hatte ein jeder der mit ihm ging, das Gefühl, daß ihm die Berge nichts würden anhaben können.
Ein heimtückisches Schneebrett nur hat ihn fällen können und es fällt uns heute noch schwer, zu fassen, daß dieses blühende Leben wirklich erloschen sein soll.
Daß der Bergtod gerade den Liebsten von uns zum Opfer forderte, ließ uns wieder einmal zweifeln, ob wir mit unserer Liebe zu den Bergen auf dem rechten Wege seien, ob wir sie nicht hassen sollten.
Einmal hatten wir schon von unserm Freund Abschied genommenen, als er zu seinem neuen Wirken als Schilehrer in die Berge zog, wir haben ihn ungern scheiden lassen, Aber wir haben eingesehen, daß unser sonniger Franzl dort in die ihm allein zusagende, frohe und ungebundene Umgebung gekommen war, wir haben uns später sogar gefreut, als wir immer wieder hörten, daß er dort oben mit seinem frohen Wesen freigebig allen spendete, die Erholung suchten.
Franzl hat in kein Büro gepaßt, es war ein trauriger Anblick, ihn, diese ungebändigte Jugendkraft, im Bürokäfig zu sehen.
Wenn es Angesichts eines solchen Unglücks überhaupt einen Trost gibt, so den, daß ein außergewöhnliches Temperament unsern Franzl schon in jungen Jahren trieb, alles auszuschöpfen, was das Leben einem Manne bieten kann:
Er feierte schöne Siege in der Leichtathletik ehe er zum Bergsteigen überging und sich hier sehr rasch in die damalige Spitzengruppe der Kletterer hineinschob.
Andererseits bewiesen die Tränen manch edler Frau an seinem Grabe, daß ihm auch diese wie wir Männer von Herzen zugetan waren, besser gesagt, ihm kraft seines Wesens zugetan sein mußten.
Franzl's munteres Lachen ist erloschen, aber in uns klingt es an bis ins graue Alter, so oft wir an ihn und an die Jugend zurückdenken, deren Verkörperung er war.
Max Gämmerler.
Anm.: Sein Grab liegt in der 142. Sektion des Waldfriedhofes.
Quelle Alpenklub Berggeist München 1930/31, Seite


Gestorben am:
12.03.1930

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