Kahlwand
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Höhe:
2.544 m
Infos:
Kahlwandspitze (2826). Die höchste Spitze der Kahl¬
wand war bisher unerstiegen, sie gehört dem Gebirgs-
kamme an, der vom Thorjoch über die Thorwand und
das Innsjoch bis zum Knoten der Geierspitze ziemlich
genau von NO.—SW. verläuft, um dann auf die Länge
von 5 km in ein ausgesprochenes N.—S.-Streichen überzu¬
gehen. Beim Hörndelspitz wendet sich der Kamm in
einem deutlichen Bogen nach SO. und senkt sich mit
grosser Steilheit gegen das Tuxerjoch. Die Kahlwand
ist ein nach allen Seiten schroff abfallender, die meist
aus Phyllit bestehenden Berge der nächsten Umgebung
nur ca. 200 m überragender Triasdolomitzacken, eine im
Schiefergebirge nicht häufige Erscheinung. Ich bestieg
diesen Berg gemeinschaftlich mit Dr. F. E. Sue ss aus
Wien am 10. August d. J. in Begleitung eines Trägers
aus Lannersbach.
Vom Joch im NW. von der Thorwand bestiegen wir
zunächst diesen ebenfalls aus Dolomit bestehenden und
in Folge dessen die Landschaft eigenthümlich ver¬
ändernden Berg ohne auf Schwierigkeiten zu stossen.
Von der Thorwand giengen wir dann auf schmalem
Felsgrate in SW.-Richtung weiter. Nach kurzer und
nicht besonders schwieriger Kletterei wurde die „Vor¬
spitze" der Kahlwand erreicht. Hier fand ich eine
Signalstange. Die Höhenzahl, 2826 m, dürfte sich wohl
auch auf die Vorspitze beziehen. Nun stiegen wir etwa
10 m wieder ab und machten uns daran, den kühn in
die Lüfte starrenden Hauptgiplel zu erklettern, ein
schwieriges, aber in Folge der festen Beschaffenheit
des Gesteins gefahrloses Stück Arbeit. Vorankletternd
erreichte ich mit Benützung eines schmalen und sehr
ste.len Bandes die Spitze nach ungefähr 1 / 2 Stunde
Kletterei von der Vorspitze weg. Nach 20 Minuten
kamen die Uebrigen nach. Die Aussicht wäre sehr um¬
fassend, wir sahen aber leider nicht viel. Selbst der
Tuxerhauptkamm uns gegenüber war in dichten Nebel
gehüllt. Abends 6 Uhr war die Geiselalm erreicht.
Sect. Prag. Hermann Grober, stud. phil.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1893, Seite 271
Bild:
Gebirgsgruppe:
Zillertaler Alpen
Routen:
Übergang zur Hohen Warte
vom Gasthof Touristenrast
(
Route Neu)