Nordostpfeiler - "Variante Haupt in der Plaichiner/Teifel"

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Routen Details:
Der neue Zugang nördlich des Nordendes der Plattenterrasse:
Am 30. August 1911 eröffnete Haupt einen neuen Weg durch den unteren Wandgürtel, der infolge seiner idealen Routenführung wohl in Zukunft Bedeutung erlangen wird. Es ist eine merkwürdige Tatsache, daß gerade diese Route, die erst die Ersteigung des Langkofels von Nordosten in ziemlich idealer Richtung ermöglicht, in dem Zeitalter der Suche nach Varianten so lange unausgeführt blieb. Zweifellos hat hierzu neben der größeren Entfernung vom Sellajoch auch das schlechte Aussehen des Mauerwalles beigetragen, das sich erst aus nächster Nähe als Täuschung erwies. Jetzt, nachdem der Bann einmal gebrochen wurde, wird sich der Durchstieg wahrscheinlich bald größerer Beliebtheit erfreuen.
Die Einbuchtung, die der Nordostpfeiler mit der Nordostwand bildet, setzt sich bis fast zum Fuße des Abbruchs fort, wo sich ein durch zwei Rinnen vom Massiv losgetrennter Pfeiler an die Bergmauer schmiegt 1 ). Durch die linke, nach Süden streichende Rinne wurde nach etwa 25 m der spärlich bewachsene Scheitel des Vorbaues erreicht. Nun ging es vorerst links von dem tiefsten Einriß der Mulde über plattige Felsen empor, bis schließlich die wasserüberströmte Rinne im Grunde der Wandeinbuchtung zur Fortsetzung des Anstieges benützt wurde. Unterhalb des senkrechten, tiefschwarzen Wasserfalls entschloß sich der Alleingeher nach links abzubiegen und stieg etwa 5 m neben dem Falle über Wandstufen zu besser gegliederten Felsen empor, die im Zickzack auf die Bänder
des geneigten Kessels leiteten, auf denen sich Nordostwand- und Nordostpfeilerroute trennen.
Nachfolger sind vermutlich nur in den plattigen Einstiegsfelsen an den Weg Haupts gebunden, denn im oberen Teile, der wohl sehr brüchigen, sonst aber gutartigen Fels aufweist, hielt sich schon Haupt (der die Route auf dem Rückweg abermals beging) weiter nach Süden und empfahl dieses Vorgehen zur Umgehung der steinfallgefährlichen Felsen in der Fallinie der erwähnten Mulde südlich des Nordostpfeilers 2). Zum Aufstiege benötigte Haupt 1 1/4 Stunden, zum Abstieg eine Stunde, ein Zeitaufwand, der sich wahrscheinlich nur schwer kürzen lassen wird.
1) P. 2287 der Alpenvereinskarte. Da Herr Haupt sich weigerte, eine genaue Schilderung seiner Route zu geben, mußten zur Verfassung der Wegbesenreibung im allgemeinen die Schilderungen der Tourenbücher benützt werden.
2) Die Ursache der Steingefahr dürfte Jedoch der Geröllboden des Kessels selbst darstellen, da oberhalb davon keine Salven mehr beobachtet wurden.
Quelle: Zeitschrift des DÖAV 1913, Seite 246-247
Datum erste Besteigung:
30.08.1911
Gipfel:
Langkofel (Sassolungo)
Erste(r) Besteiger(in):
Haupt Oswald Gabriel