Übergang vom Mittleren zum Südlichen Gipfel - Variante

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Routen Details:
Einen Übergang vom mittleren zum südlichen Gipfel auf teilweise neuem Wege vollführte A. Essich aus Heilbronn mit Führer Ladner aus St. Anton am 27. August 1895. (Mitth. des D. u. Oe. 1896, p. 123)
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1896, Seite 202

Rennerspitze (Mittl. Fluchthorn) und Übergang zum Südl. Fluchthorn auf teilweise neuem Wege.
Am 27. August brach ich mit Führer Ladner von St. Anton und zwei anderen Herren der S. Tübingen und Schwaben mit ihren Führern (J. Walter aus Galtür und Wassl aus St. Anton) von der Jamthalerhütte um 4 Uhr 15 zur Besteigung des Südl. Fluchthorns auf. Tagszuvor hatte ein Tourist mit Benjamin Walter aus Galtür die dritte Uberschreitung in 15 St. ausgeführt. Er war nach 7 Uhr in die Hütte gekommen, eilte aber sehr, um noch Galtür zu erreichen, und wir erfuhren nur, dass die Tour äusserst schwierig sei. Wir trennten uns am anderen Morgen auf dem Gletscher von den anderen Herren und erreichten die Rinne um 6 Uhr 15. Wir hatten gehofft, von der Besteigung Tags zuvor noch Stufen vorzufinden, aber infolge der grossen Hitze waren diese vollständig abgeschmolzen. Somit gab es harte Stufenarbeit, besonders im oberen, vollständig vereisten Drittel. Ankunft auf der Scharte 8 Uhr Nach Ablegung der Steigeisen stiegen wir auf der Westseite des Verbindungsgrates über die schlimmen Platten („Mittheilungen" 1894, S. 2). Nachdem Ladner sich überzeugt hatte, dass von der Westseite aus die zweite Scharte nicht wohl zu erreichen sei, überstiegen wir den Grat und gelangten ohne Weiteres auf den Bändern der Ostseite zur Scharte und zum Gipfel 8 Uhr 45, also in 4 1/2 St. von der Hütte aus, 30 Min. bevor die andere Partie den Südgipfel erreichte, die wir dann durch Zuruf begrüssten. Nach einem Aufenthalte von 45 Min., während dessen wir die herrliche Aussicht genossen und uns über den weiteren Weg orientierten, stiegen wir in 30 Min. zur Scharte zurück, wobei wir dadurch, dass wir etwas länger auf den Bändern der Ostseite blieben und den Grat näher der Scharte zu überstiegen, die schwierigen Platten vermieden. Von der Scharte aus wandten wir uns nicht der steilen Schneewand zu, die direct zum Südgipfel führt, da wir wieder langwierige Stufenarbeit bekommen hätten, sondern nach der Westseite, stiegen über einen kurzen Schneehang hinauf, hielten uns auf schmalen Bändern anfangs in gleicher Höhe und gelangten, ungefähr von Nordwesten her ansteigend, in 30 Min. von der Scharte aus zum Gipfel. Die Kletterei war kaum schwieriger als an der Rennerspitze. Damit ist die Vermutung Schaller's („Mittheilungen" 1894, S. 2) bestätigt und eine wesentliche Zeitersparniss ermöglicht (vergl. „Mittheilungen" 1892, S. 15; 1894, S. 2). Auch auf dem Südgipfel erfreuten wir uns noch einmal an der herrlichen, vollständig freien Rundschau, stiegen dann auf dem gewöhnlichen Wege ab und holten die andere Partie auf dem Gletscher ein. Ankunft in der Hütte 12 Uhr 45, so dass wir zu der ganzen Tour 8 1/2 St. benötigten. Die Findigkeit Ladner's und seine vollständig sichere Führung auf ihm unbekanntem Gebiet verdient alles Lob.
A. Essich, S. Heilbronn.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1896, Seite 123

Datum erste Besteigung:
27.08.1895
Gipfel:
Fluchthorn - Mittelgipfel
Erste(r) Besteiger(in):
Essich A.
Ladner Josef