Nordwand

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Routen Details:
I. Erst, über die Nordwand durch Dr. Georg Leuchs-München am 24. Juli 1904 (XII. Jahresbericht des Akad. A.-V. München, S. 51 ff.).
Quelle: Mitteilungend es DÖAV 1905, Seite 265

I. Erst. ü. d. N.-Wand : Dr. Georg Leuchs.
Von Gasteig ins Kar Kreidegrube. Die Nordwand der Maukspitze wird von zwei nach oben zu leicht konvergierenden Schluchten durchsetzt, welche eine breite, kuppelförmigeWand zwischen sich lassen. Der Aufstieg erfolgte in der Hauptsache durch die westliche der beiden Schluchten ; dieselbe, 600 m hoch, wird jedoch erst im oberen Drittel gut gangbar und bricht 200 m über dem Geröll mit einer Steilstufe ab, welche von einem schiefen, in der Mitte unterbrochenen Kamin durchrissen ist. Die tiefe Randkluft und die glatte jenseitige Wand verhinderten zunächst eine Annäherung. Nach mehreren Versuchen gelang der Einstieg (10 Uhr 15 Min. zirka 1600 m) in den Kamin von rechts her, indem ich an einer Stelle, wo der Firn die Wand berührte, auf dieselbe übertrat und mich ein Stück weit in die Randkluft abseilte auf ein Gesimse , das nach links zu in ein Band ausläuft, von dessen Ende ich über ein senkrechtes Wandl den Kamin an seiner Unterbrechungsstelle erreichte. (Bei noch tieferer Schneelage muss wahrscheinlich ein anderer Einstieg gesucht werden !) Nun überschritt ich den hier zur Rinne umgebildeten Kamin und stieg jenseits auf einem teilweise begrünten Steilband empor; dasselbe führte in eine kleine Schlucht weiter östlich, deren Sohle ich sogleich überschritt, um durch eine grasige Zweigrinne auf die Rippe zu gelangen, welche diese kleine Schlucht vor einer noch weiter östlich befindlichen tiefen Steilschlucht trennt. (Zirka 1680 m). Nun auf der immer steiler werdenden Rippe auf brüchigem, grasdurchsetztem Fels empor (oben mehrere sehr schwierige Wandstufen und Traversen !), bis sich am Fuss senkrechter Wände eine bequeme, 30 cm lange Traverse nach rechts, hinter einem kleinen Zacken durch, in die eingangs erwähnte westliche grosse Schlucht ausführen liess. (Zirka 1830 m, ¾ 2 – 2 1/4 Uhr). Da die Schlucht sich noch durch mächtige Überhänge gesperrt zeigte, querte ich ihre Sohle, unter einer auffallend gelben Wand durch, und kletterte ganz am westlichen Rand der Schlucht empor. Eine 10 m hohe senkrechte Wandstufe durchstieg ich - sehr schwierig - nach rechts aufwärts, um zu bemerken, dass gleich rechts daneben ein enger Stemmkamin einen wesentlich sicheren Anstieg geboten hätte. Nun immer direkt am Fuss der westlichen Seitenwand der Schlucht über gutgriffigen Fels und über Bänder empor. Ich kam in eine Steilrinne, welche sich zu einem unten überhängenden Stemmkamin verengt. Oberhalb derselben Traverse nach rechts in eine hier beginnende andere .Steilrinne und unter einem abschliessenden Überhang wieder sehr schwieriger Quergang nach links. Nun noch einige 30 m über sehr steilen, brüchigen Fels gerade aufwärts und Traverse nach links in die rinnenartige Sohle der Schlucht, welche nun zahmer wird. (Zirka 2020 m, 3/4 5 - 5 1/4 Uhr). In derselben in mässig schwieriger Kletterei empor auf den Westgrat, den ich kurz unterhalb- des „Passl" gewann (6 Uhr). Nach einem durch Gewitter verursachten Aufenthalt auf den Gipfel und Abstieg über den Niedersessel.
Von der Anstiegszeit von 8 Stunden entfällt ein grosser Teil auf Versuche und Rekognoszierungen. Das vielfach sehr brüchige und kleingriffige steile Terrain machte die Kletterei sehr anstrengend, die wiederholten schlechten Traversen lassen eine Sicherung durch einen Gefährten wünschenswert erscheinen.

Quelle: 12. Jahresbericht des Akademischen Alpenvereins München 1903/04. Seite 52/53


Datum erste Besteigung:
24.07.1904
Gipfel:
Maukspitze
Erste(r) Besteiger(in):
Leuchs Georg