Herdlicka Franz Sepp

(Bearbeiten)
Foto gesucht!
Biografie:
Herdlicka Franz Sepp "Franzl", * Wien, 1928 Hüttenwirt der Plannerhütte, + Lungenentzündung

Franz Herdlicka war Mitglied im ÖAK seit 7. März 1918. Im Jahre 1919 gründete er mit einer kleinen Schar bergbegeisteter junger Menschen den Verein "Turnerbergsteiger Wien", den er jahrelang als Obmann leitete. Seit 1926 war er auch Mitglied der ?Alpinen Gesellschaft Preintaler".
Im Verlaufe seiner bergsteigerischen Tätigkeit besuchte er sehr viele Bergregionen der Ostalpen, im Sommer wie auch im Winter mit Schi und hatte an der Neubearbeitung der Zoldiner Dolomiten für die Neuauflage des "Hochtourist" wesentlichen Anteil. Außer den Neutouren in den Schladminger Tauern gelangen Herdlicka noch Erstbegehungen im Dachsteingebiet und in den Zoldiner Dolomiten. Bei einer Besteigung des Matterhorns erlitt er schwere Erfrierungen an beiden Händen, die nicht mehr ganz ausgeheilt werden konnten.
Im Jahre 1928 kehrte er der Großstadt den Rücken und übernahm die Bewirtschaftung der neu erbauten Plannerhütte der AV-Sektion "Reichenstein".

1914 1.Beg.Windlegerspitz (früher Eiskastenspitze)-Ostwand im Abstieg,2322m, (Dachsteingebirge)
1920 1.Beg.Pfeifer-Ostgrat,2627m, (Schladminger Tauern)
1920 1.Beg.Zwerfenberg-Direkter Südostgrat,2642m, (Schladminger Tauern)
1920 1.Best.Kamplbrunnspitz über Ostwand,2183m, (Dachsteingebirge)
1921 1.Best.Kantenbrunnspitze über Ostwand, (Dachsteingebirge)
1921 1.Beg.Häuselspitz-Südwestgrat,2458m, (Schladminger Tauern)
1921 1.Beg.Häuselspitz-Ostsüdostgrat,2458m, (Schladminger Tauern)
1921 1.Beg.Zweite Schareckspitze (Kleines Schareck)-Nordostgrat,2479m, (Schladminger Tauern)
1921 1.Beg.Hochgolling-Nordwand "Turnerbergsteigerweg",2862m, (Schladminger Tauern)
1922 1.Beg.Großer Gnasen (Fünfte Schareckspitze)-Ostgrat,2461m, (Schladminger Tauern)
1922 1.Beg.Großer Gnasen (Fünfte Schareckspitze)-Westflanke,2461m, (Schladminger Tauern)
1922 1.Beg.Ruländer Gamsspitze-Nordostgrat,2372m, (Schladminger Tauern)
1923 1.Beg.Gratüberschreitung Ruländer Gamsspitze,2372m,-Stegekartürme,2320m,-Stegerkarspitze,2330m, (Schladminger Tauern)
1926 1.Beg.Opferstockspitze von Osten,2327m, (Schladminger Tauern)
1927 1.Beg.Cime di Città-Nordgipfel-Ostgrat,2465m, (Dolomiten;Venezien)
Best.Matterhorn,4478m, (Walliser Alpen)

Gerd Schauer, Isny im Allgäu


Franz Sepp Herdlicka
7. Februar 1886 — (+) 12. Juni 1964
Die letzten Sonnenstrahlen eines herrlichen Sommertages breiteten einen zarten Purpurmantel über die Berge jenseits des grünen Ennstales, über Hochwildstelle, Höchstein, Zwiesling bis zum Krügerzinken, dem letzten Ausläufer des Mitterbergkammes, als ich aus dem Fenster meiner Unterkunft in der Ramsau hinüberschaue zu den Wächtern des Königreiches unseres unvergeßlichen Altmeisters Hans Wödl. Vor mir liegt das Tourenbuch meines lieben Freundes und Bergkameraden Franzl Herdlicka, das mir seine Frau Sophie in liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellt hat. Einen wesentlichen Teil der Eintragungen nehmen die Bergfahrten und Neutouren in den Schladminger Tauern ein. Acht Erstbesteigungen und Erstbegehungen, darunter die Hochgolling-Nordwand aus dem Gollingwinkel, lassen ihn Anteil nehmen an der restlichen Erschließung dieses Gebietes. In seinem Aufsatz „Die Hochgolling-Nordwand" in der Nr. 1004 des Jahrganges 1922 der ÖAZ berichtete er in anschaulicher Weise über diese Erstbegehung. Für die Ausgelassenheit auf dem Gipfel bei elendestem Wetter nach der gelungenen Durchsteigung der Wand fand er Worte aus Scheffels „Ekkehard":
Wer das Geheimnis erlauscht hat, das auf luftiger Bergeshöhe waltet und des Menschen Herz weitet und dehnt und himmelan hebt in freiem Schwung der Gedanken, den faßt ein lächelnd Mitleid, wenn er derer gedenkt, die drunten in der Tiefe Ziegel und Sand zum Bau neuer babylonischer Türme beischleppen, und er stimmt ein in jenes rechtschaffene Jauchzen, von dem die Hirten sagen, daß es vor Gott gelte wie ein Vaterunser.
Und wir alle waren damals glückselig in jener einsamen Stunde auf dem Gipfel trotz Sturm, Regen, Nebel und Kälte. Seine Liebe zu den Schladminger Tauern bewogen ihn, im Jahre 1926 der „Alpinen Gesellschaft Preintaler" beizutreten.
Ich blättere zurück in seinem Tourenbuch bis zum Beginn seiner ersten Eintragungen knapp nach 'der Jahrhundertwende, Als 17jähriger schrieb er auf der ersten Seite als Leitspruch: Reizvoll ist es, an den Bergen die Geschicklichkeit des Körpers und die Findigkeit des Geistes zu erproben, Besonders vermerkt ist seine Aufnahme in den ÖAK am 7. März 1918, Im Jahre 1919 gründete er mit einer kleinen Schar bergbegeisteter junger Menschen den Verein „Turnerbergsteiger Wien", den er jahrelang als Obmann leitete. Im Verlaufe seiner bergsteigerischen Tätigkeit besuchte er sehr viele Gruppen der Ostalpen, im Sommer wie auch im Winter mit Schi und hatte an der Neubearbeitung der Zoldiner Dolomiten für die Neuauflage des „Hochtourist" wesentlichen Anteil. Außer den Neutouren in den Schladminger Tauern gelangen Herdlicka noch Erstbegehungen im Dachsteingebiet und in den Zoldiner Dolomiten. Bei einer Besteigung des Matterhorns erlitt er schwere Erfrierungen an beiden Händen, die nicht mehr ganz ausgeheilt werden konnten.
Im Jahre 1928 kehrte er der Großstadt den Rücken und übernahm die Bewirtschaftung der neu erbauten Plannerhütte der AV-Sektion „Reichenstein". Der Pächterwechsel im Jahre 1933 veranlaßte ihn und seine Frau selbst zu bauen, und im Dezember 1933 zogen sie in ihr neues Heim, das Donnersbacher Tauernhaus, ein. Ende 1960 übergab er den Betrieb seinem Sohn und dessen Frau und zog sich, 75jährig, in den Ruhestand zurück. Am 9. November 1963 nahm er noch in Schladming an der Feierstunde am Grabe Hans Wödls anläßlich der 100. Wiederkehr seines Geburtstages teil.
Seine Tätigkeit als Hüttenwirt im Plannerkessel mit all der vielen Arbeit und den Sorgen ließen ihm wenig Zeit mehr für großangelegte Bergfahrten, doch liebte er seine neue Heimat und blieb ihr treu. Im Krankenhaus von Kalwang machte am 12. Juni 1964 eine schwere Lungenentzündung seinem wechselvollen und arbeitsreichen Leben ein Ende. Seine Liebe zu den Bergen, seine menschlichen und kameradschaftlichen Qualitäten sichern ihm ein ehrendes Angedenken aller seiner zahlreichen Freunde und Bekannten.
Dir, lieber Franzl Herdlicka, ein letztes Berg-Heil mit Worten von Rainer Maria Rilke:
Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde. Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir alle fallen. Diese Hand da fällt, Und sieh dir andre an: es ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1964 November/Dezember, Folge 1338, Seite 183-184


Geboren am:
07.02.1886
Gestorben am:
12.06.1964

Erste Route-Begehung