Einsele Hermann

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Biografie:
Am 2. Oktober 1915 erhielt der Bergsteiger Hermann Einsele bei Arras einen Schuß, sodaß ihm das linke Bein unterhalb des Knies abgenommen werden mußte. Allein auch bei ihm gewann der Wille zur Überwindung seines Geldliches die Oberhand. Nach jähem Training zur Kräftigung der Beinmuskulatur bestieg er bereits ein Jahr nach der Verwundung die Soiernwand und die Lacherspitze im Wendesteingebict. Im Winter 1910 zogen seine Schi die Spur bereits auf den Vogelfang, auf Marolschneid unö Auerspitze, wobei er im Aufstieg das fehlen des Beines fast nicht empfand und bei der Abfahrt Stemmbögen und Kristiania ausführte, allerdings nur nach links, nachdem das künstliche Bein das Bogeninnere sein mußte. Selbst das Schwingen gelang, verlangte aber des geringeren Widerstandes wegen eine leichte Pulverauflage, wogegen Bruchharsch ihm das Skilaufen zur Qual, wenn nicht unmöglich machte. Unermüdlich stählte er seinen Körper und machte den Beinstumpf gegen den Druck des Kunstbeines unempfindlich. Es ist sicher, daß sich der Unterschied zwischen Ober- und Unterschenkelamputierten schon allein dadurch, öaß dem zweiten das Kniegelenk blieb, beim Bergsteigen auswirkt. Die seelischen Kämpfe aber, der Mut, sich an schwierige Aufgaben zu wagen, und der feste Wille, sie zu meistern, werden in beiden fällen gleich sein.
Auch Einsele blieben diese Hemmnisse seelischer Natur nicht erspart, aber er wurde ihrer in bemerkenswerter Art Herr. 1919 überschritt er bei winterlichen Verhältnissen die Partenkirchner und Leutascher Dreitorspitzen. 1921 stand er mit Bretteln auf der Zugspitze, 1923 stieg er in sieben Stunden aus dem Watzmannkar auf das Dritte Watzmannkind und fuhr am gleichen Tage wieder ab. Sechzehneinhalb Stunden war er unterwegs, als er im selben Jahr die Leoganger Stein­berge auf Skiern von West nach Ost durchquerte und dabei fünf Gipfel erstieg. Im Wilden Kaiser erkletterte er die Kleine Halt (Nordwestgrat), erklomm das Totenkirchl und den Predigtstuhl durch den Botzongkamin, Abstieg durch die Mi-Rinne. 1925 gelang ihm die zweite Begehung der Sandebühel-Nordostwand in den Sextner Dolomiten die Große Zinne-Ostwand. 1927 und 1928 brachten ihm die Erfüllung seiner Sehnsucht im Bergall: Cima di Rosso, erste Begehung des Westgrates des Piz Casnile, Cima bi Castello, Cima della Bondasca. Als Beinamputierter erstieg Hermann Einsele bis zum 3ahre 1942 mehr als 700 Gipfel über 1500 Meter, zum Teil auf schwierigen führen. Er unternahm eine bedeutende Anzahl Schi­fahrten, darunter die klassische Parsenn-Abfahrt. Er hat in eindrucksvoller Weise durch Taten bekräftigt, was er der bergsteigenden Jugend zurief: „Wer es aber zuwege bringt, hart gegen sich und unempfindlich gegen Schmerzen zu dein, über den kommt das Schönste, was einem Menschen teil werden kann: Das Glück der Berge und der Sieg über sich selbst
Quelle: Berge und Heimat 1950, Heft 11, Seite 370


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