Müller Hermine
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Biografie:
Müller Hermine, * Augsburg,ab 1970 Garmisch-Partenkirchen (Deutschland),
+ Civetta-Punta Tissi „Philipp-Flamm-Führe“
Hermine Müller war eine der erfolgreichsten deutschen Spitzenalpinistin und Extrembergsteigerin. Mit 31 Jahren begann ihre Kletterlaufbahn. Über 100 Touren in den Ost-und Westalpen klettere sie im fünften und sechsten Grad. Ihre letzte erfolgreiche Klettertour unternahm sie mit Bernhard Günther an der Cima della Buisazza-Westkante in der Civettagruppe. Eine Woche später verunglückte sie an der Punta Tissi „Philipp-Flamm-Führe“.
Hermine Müller war Kletterpartnerin von Norbert Sialkowski, Rudl Bardodej und Sepp Schrott.
1978 Beg.Purtscheller Turm „Schubert-Werner Führe“, (Rosengarten)
1978 Beg.Pordoispitze-Südkante,2952m, (Dolomiten)
1978 Beg.Cima della Busazza-Westkante,V+/A1,1100 HM,2894 m, (Civetta,Dolomiten)
Beg.Sämtliche Kletterführen Schüsselkar-Südwand, Wetterstein)
Beg. Oberreintaldom-Nordverschneidung „Gondaverschneidung“,VI/A1,300 HM,2371m, (Wetterstein)
Beg.Große Zinne Nordwand „Comiciführe“,VI+/A1,400 HM,2999m, (Sextener Dolomiten)
Beg.Westliche Zinne-Nordwand „Cassin-Ratti“,VI-/A3,450 HM,2973m, (Sextener Dolomiten)
Beg.Kleine Zinne-Südkante „Gelbe Kante”,VI/A1,350 HM,2857m, (Sextener Dolomiten)
Beg Monte Agner-Nordkante,V+/A1,1600 HM,2872m, (Pala,Dolomiten)
Beg.Sass Maor-Ostwand „Sollederweg“, VI/A1,1000 HM,2814m, (Pala,Dolomiten)
Beg.Tofana di Rozes-Pilastro-Pfeiler-Südwestkante,V+/A1,500 KM,2820m, (Dolomiten)
Beg.Rotwand-Westwand „Eisensteckenvariante“,VI,400 HM,2806m, (Rosengarten)
Beg. Beg.Rosengartenspitze-Nordostkante „Giambisi-Barbacetto-Führe“,VI+/A3,2919 m, (Rosengarten,Dolomiten)
Beg.Punta Civetta-Nordwestwand „Andrich-Fae“,VI/A2,900 KM,2892m, (Civetta,Dolomiten)
Beg.Torre di Valgrande-Nordwestwand „Carlesso-Menti“,VI/A2,400 HM,2715m, (Civetta)
Beg.Piz Ciavazes-Direkte Südwand „Schubertführe,Weg der Freundschaft“,VI-,2828m, (Sella,Dolomiten)
Beg.Marmolata d‘Ombretta-Südwand „Via Italia“,VII+,3230m, (Dolomiten)
Beg.Piz Ciavázes-Südwand „Micheluzzi”,VI-/A1,500 HM,2828 m, (Sellagruppe)
Beg.Piz Ciavazes-Südostkante „Abramkante“,V+/A0,300 HM,2828m, (Sella,Dolomiten)
Beg.Crozzon-Nordostpfeler „Franzosenpfeiler“,VI,3135m, (Brenta)
Beg.Cima d’Ambiez-Südostwand „Fox-Stenico“,V/A0,300 HM,3102m, (Brenta)
Beg.Sulzfluh-Unmittelbare Südwestwand,VI-,2818m, (Rätikon)
Beg.Großer Drusenturm-Südwand „Schweizerweg”,2830m, (Rätikon)
Beg.Scheienfluh-Westwand ,VI,300 HM,2628m, (Rätikon)
Beg.Laliderer-Direkte Nordwand „Schmid-Krebs-Führe“,VI-/A1,900 HM,2615m, (Karwendel)
Beg.Lalidererspitze-Direkte Nordwand „Rebitsch-Spiegl“,VI/A2,750 HM,2583m, (Karwendel)
Beg.Maukspitze-Westwand “,VI/A1,400 HM,2231m, (Wilder Kaiser)
Beg.Fleischbank-Südostwand-Südostverschneidung „Moser-Weiß“,VI/A1,300 HM,2187m, (Wilder Kaiser)
Beg.Spik-Direkte Nordwand,V+,2472m, (Julische Alpen)
Beg.Torstein-Südwestverschneidung „Schinkoverschneidung“,VI-/A1,850 HM,2947m, (Dachsteingebirge)
Beg.Bischofsmütze-Direkte Nordwand,VI,2455m, (Dachsteingebirge)
Beg.Piz Cengalo-Nordwestpfeiler(Cengalopfeiler) „Gaiser-Lehmann“,VI-/A1,1050 KM,3370m, (Bergell)
Beg.Aiguille Noire de Peuterey-Südgrat,VI+/A0,3772m, (Montblancgebiet)
Beg.Petit Jorasses-Westwand,VI-,3649m, (Montblancgebiet)
Beg.Vers.Dru-Nordwand,3754m, (Montblancgebiet)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu
Quelle: Der Bergsteiger 1975, Seite 166
Quelle: Alpinismus 1976, Heft 4, Seite 33
Quelle: Alpinismus 1978, Heft 12, Seite 46
Hermine Müller (+)
Garmischerin, eine der wenigen »extremen« Damen Deutschlands, ist Mitte Setember in der Philipp-Flamm-Führe (Civetta) zusammen mit einem Schweizer Partner nahe am Ausstieg tödlich abgestürzt. Hermine Müller galt als überaus bescheidene, freundliche Bergsteigerin, die über viele Jahre hindurch extreme Kletter- und
Skihochtouren meisterte.
Quelle: Der Bergsteiger 1978, Heft 11, Seite 661
Hermine Müller
10. November 1938 — (+) 17. September 1978
Am Morgen des 17. September 1978, nach einer Biwaknacht, stürzte unsere Klubkameradin Hermine Müller gemeinsam mit ihrem Schweizer Seilgefährten Jakob Gmunder in der Punta-Tissi-Nordwestwand im Civetta-Gebiet zu Tode. Die beiden waren am Samstag, dem 16. September, in die Philipp-Flamm-Route eingestiegen und hatten hoch oben biwakiert. Am Sonntagmorgen passierte dann 150 Meter unterhalb des Gipfels das Unglück. Während Hermine Müller bei einem von Gmunder geschlagenen Standhaken sicherte, stieg dieser noch acht Meter weiter. Dann brach Gmunder laut Augenzeugenberichten ein Griff aus, er stürzte, und der Standhaken wurde dabei herausgerissen. Beide stürzten etwa 200 Meter tief in freiem Fall, schlugen dann mehrfach auf, wobei sich dort das Seil verhängte und den weiteren Absturz verhinderte, doch müssen Müller und Gmunder sofort tot gewesen sein. Die Leichen wurden am Montag vom Gipfel aus mit Hilfe von Stahlseilgeräten geborgen und abermals einen Tag später mit dem Hubschrauber ins Tal geflogen. Hermine wurde in ihrem Geburtsort Dinkelscherben bei Augsburg unter großer Anteilnahme vor allem von Bergsteigern aus Nah und Fern zu Grabe getragen.
Hermine Müller, die zwar schon mit 19 Jahren zum Bergsteigen fand, aber erst mit über 30 Jahren zu Extremklettern anfing, war eine der leistungsfähigsten und erfolgreichsten Bergsteigerinnen der Gegenwart. Ab 1970 lernte sie in der Umgebung ihrer Wahlheimat — sie war Postangestellte in Garmisch-Partenkirchen — fast alle bedeutenden Routen des sechsten Grades kennen. Nach dem Wetterstein folgten aber auch schwierigste Bergfahrten in vielen anderen Gruppen der Alpen, vor allem in den Dolomiten. Hier nun ein Auszug aus ihren Bergfahrten der oberen Schwierigkeitsgrade: Schüsselkarspitze, Baldauf-Spitz V +, Spindler V -, Jörg Simon VI, Knapp VI-, Südverschneidung V +, Herzog Fichtl V +, Ostwand Schober VI, Erdenkäufer VI-, Hochblassen-Nordkante, Unterer Schüsselkarturm, Herbst Teufel V+, Schober VI, Hölltorkopf, Südwestwand VI-, Oberer Berggeistturm, Schobergrat VI-, Oberreintalturm, Brychroute VI-, Scharnitzspitze, Südwestkante V, Schmid¬huberkamin VI, Spitzkarspitze, Schiefer Riß V-, Laliderer-Nordwand, Schmid Krebs VI-, Rebitsch VI, Kleiner Lafatscher, Nordostverschneidung VI-, Hoher Göll, Kleiner Trichter VI-, Bischofsmütze, Direkte Nordwand VI, Torstein, Schinkoverschneidung VI-, Dirndl, Maix¬kante V, Spik, Direkte Nordwand V+, Gamsmutterturm, Nordkante V+, Fleischbank, Ostwand V, Südostwand V+, Südostverschneidung VI, Totenkirchl, Westwand V+, Leuchsturm-Südwand V, Maukspitze, Westwand VI-, Vordere Karlspitze, Göttnerroute V+, Predigtstuhl, Schüle Diem VI-, Bauernpredigtstuhl, Luke Strobel VI, Große Zinne, Nordwand (Comici) VI, Westliche Zinne, Nordwand (Cassin) VI, Kleine Zinne, Gelbe Kante VI-, Mont Agner, Nordkante V +, Rosengartenspitze, Ostwand (Steger) V+, Rotwand, Südwestwand (Eisenstecken) VI, Piz Ciavaces, Abramkante VI-, Micheluzzi V+, Via Italia V-VI, Vinatzer Route V+, Schubert VI, Tofanapfeiler VI, Sass Maor, Ostwand V+, Punta Civetta, Andrich VI, Torre di Valgrande, Nordwest VI, Torre Venezia, Tissi V+, Einserkofel, Nordkante VIA, Crozzon, Franzosenpfeiler VI, Fußstein-Nordkante, Scheienfluhwestwand VI, Piz Cengalo, Nordwestpfeiler V+, Petites Jorasses, Westwand VI-, Aiguille Noire, Südgrat VI —.
Welch eine Fülle hat unsere Klubkameradin in nur acht Jahren bewältigt. Dabei gibt es heute immer noch sowohl hochalpine Vereinigungen als auch einzelne Bergsteiger, welche allen Ernstes behaupten, Frauen seien weniger leistungsfähig. Man kann für all jene Männer nur hoffen, daß sie beim Lesen eines solchen Tourenauszugs nicht Komplexe bekommen.
1975 waren wir gemeinsam im Garhwal-Himalaya und im vergangenen Sommer kletterte sie auch in den großen Granitwänden des Yosemite in den USA. Darüber hinaus war Hermine begeisterte Schifahrerin; sowohl alpin wie Langlauf, Touren wie Piste: So gewann sie 1978 den „Trans-Civetta-Lauf" in der gemischten Mannschaft, war Abonnementsiegerin des „Stuibenlaufs" des DAV Garmisch-Partenkirchen, startete bei allen großen Volkslangläufen, wie „Koaserlauf", „Engadiner Skimarathon", „König-Ludwig-Lauf" usw. Außerdem spielte Hermine Müller auch bei Tennisturnieren und hatte sich in letzter Zeit auch im Drachenfliegen versucht. Sie konnte alles, nur eines nicht: einen Tag nichts tun. Wenn Sonntag der 72 km lange „Koaserlauf" war, erstieg sie Samstag noch rasch einen Schigipfel in den Kitzbühler Alpen und eine Wien-Besichtigung endete nicht beim Heurigen, sondern in den Peilsteinwänden.
Wenn man in einem so frühen Tod überhaupt einen Sinn und damit auch Trost finden kann, dann darin, daß Hermine nun nie mehr alt werden kann. Und wer hätte sich wirklich diese Frau einmal als gebrechliche Greisin vorstellen können? Für uns, ihre Freunde, wird sie jetzt stets als die dynamische, lebenslustige, von Tatendrang beseelte Berggefährtin weiter-
leben.
E. Vanis
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1979, Heft 1426, Seite 297-298
Geboren am:
10.11.1938
Gestorben am:
17.09.1978
Müller Hermine - BST 1975-3_0001.pdf