Gindl Matthäus
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Biografie:
Bergführer Gindl i. R.
Laut Bericht unserer Sektion Ennstal-Admont für 1930 ist der bei allen schwierigen Rettungen und Bergungen Verunglückter in den Nordwänden der Gesäuseberge seit 20 Jahren meistgenannte Bergführer Matthäus Gindl in den Ruhestand getreten. Bei der Bergung von vier in der Hochtor-Nordwand verunglückten wurde Gindl vom Blitz gestreift und später durch Steinschlag am Kopf getroffen. Vom Hauptausschuß des D. u. Ö.A.V. erhielt Gindl das Ehrenzeichen vom Grünen Kreuz. Auch das silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik schückte seine Brust. Gindl war schon als Knabe Begleiter seines Vaters, des im Jahre 1929 verstorbenen Jägermeisters in Johnsbach Jos. Gindl, woher seine gründliche Kenntnis der Gesäuseberge stammt. Gindl war ein so sicherer Felsgeher, daß er auch auf dem schwierigsten Steigen in den Nordwänden der Hochtorgipfel und des Reichensteins die Nagelschuhe nie mit Kletterschuhen vertauschte. Vielen Verstiegenen erschien er als rettender Engel und brachte sie zum sicheren weg oder zur Abseilstelle. Dabei kam ihm auch seine Körperkraft zugute, die er als Feldarbeiter ständig übte. Das mehrhundertmalige Ausrücken, oft in regen und Schneesturm, sowie ein Steinschlag auf den Kopf hat seine Schwerhörigkeit so stark gesteigert, daß er zu dem gefährlichen Beruf eines Retters aus höchster Gefahr nicht mehr geeignet ist.
Dr. J.D.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1932, Seite 7
Bergführer Matthäus Gindl (+)
Aus Rottenmann kommt die betrübliche Nachricht, daß im dortigen Krankenhaus der ehemalige Bergführer Matthäus Gindl aus Admont vor einigen Tagen gestorben ist. Bergführer Gindl, vielen Besuchern der Gesäuseberge wegen seiner biederen und urwüchsigen Art bekannt, wurde im Jahre 1869 in Johnsbach geboren. In der Blütezeit seiner Jahre war er ein hervorragender Felsgeher alten Stils, der zeitlebens auch die Hilfe von Kletterschuhen verschmähte und sogar schwierigste Gesäusewege, wie die Nordwandrouten des Hochtors, mit Nagelschuhen beging. Aber die engeren Grenzen seiner Heimatberge ist er nie hinausgekommen; um so mehr bekannt war er dafür als der Bergführer „Hias" bei jenen Bergsteigern von auswärts, die sich seiner zur Erreichung ihrer Gipfelziele in den Gesäusebergen als Führer bedienten. Zunehmende Schwerhörigkeit, beschleunigt durch erlittenen Steinschlag, zwang ihn im Jahre 1930, also mit 61 Jahren, seinen schweren Beruf aufzugeben. Neben seinen Leistungen als Bergführer hat er sich besonders als Rettungsmann ausgezeichnet: seit der Gründung im Jahre 1910 gehörte er der alpinen Rettungsstelle Admont an und hat im Laufe der Jahre an über 100 Rettungen und Bergungen, zum Teil in schwierigstem Gelände, mitgewirkt. Seine Verdienste um das alpine Rettungswesen wurden auch in der Öffentlichkeit anerkannt, denn nicht nur das vom Hauptausschuß des D.u.Ö.A.-V. verliehene Ehrenzeichen vom Grünen Kreuz für Rettung aus Bergnot, sondern auch die Kleine silberne Medaille für Verdienste um die Republik schmückten seine Brust; außerdem hat ihn der Hauptausschuß des D.u.Ö.A.-V. anläßlich seiner Versetzung in den Ruhestand durch Zuerkennung einer außergewöhnlich hohen Pension ausgezeichnet. Durch den Tod Gindls verliert Admont eine seiner volkstümlichsten Gestalten. Die sterblichen Überreste wurden am Sonntag, den 30. Dezember 1934, im Bergsteigerfriedhof seines Geburtsortes Johnsbach unter großer Beteiligung seitens des Alpenvereins und der Einheimischen beigesetzt.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1935, Seite 45-46
Geboren am:
1869
Gestorben am:
12.1934