Krauß Kurt
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Biografie:
Kurt Krauß.
Unser lieber Kurt Krauß, cand. med. aus München, trat im Wintersemester 1913/14 in den Verein. Dem Ausschuß gehörte er als 1. Schriftführer bis zum Ausbruch des Weltkrieges an.
Wie so viele andere junge Bergsteiger Münchens meldete auch er sich zum neu gegründeten Schneeschuhbataillon und kam im Winter 1914/15 ins Feld, in die Vogesen. Mit dem Deutschen Alpenkorps zog er im Frühjahr 1915 in die Dolomiten und durfte dort seine geliebten deutschen Berge gegen den welschen Feind verteidigen helfen. Die Strapazen eines an Patrouillen und Wachen reichen Unternehmens in der Tofana schienen seine Gesundheit etwas angegriffen zu haben, aber schon nach wenigen Tagen erholte sich seine starke, zähe Natur wieder vollständig. Ein Offizierskurs gab ihm Gelegenheit, für mehrere Wochen die Heimat wiederzusehen, dann kam er im Herbst 1915 neuerdings ins Feld. In Serbien und Mazedonien verbrachte er den Winter, im Frühjahr 1916 warf ihn das Kriegsgeschick an die Westfront. Zuerst stand er bei Reims, dann focht er mit in dem furchtbaren Ringen um Verdun. Als Leutnant im 3. Jäger-Regiment ist Kurt Krauß beim Sturm auf Fort Souville bei Fleury am 11. Juli 1916 gefallen. Kurt Krauß war ein Mann, dessen Wesen schon bei kurzer Bekanntschaft anziehen und fesseln mußte. Wer ihm aber nahe stand, wer ihn Freund nennen durfte, dem wird die Erinnerung an ihn ein wertvolles, dauerndes Gut fürs Leben sein. Ein Grundzug seines Wesens war heller, lebenswarmer Idealismus, der nicht aus weltfremder Träumernatur entsprang, sondern aus seiner frischen, ungebrochenen Jugendkraft, die fest und zuversichtlich das Leben anpackte und meisterte. Hoher Ernst der Lebensauffassung und ein tief eingewurzeltes Pflichtbewußtsein verliehen ihm schon in jungen Jahren eine Reife und Festigkeit des Charakters, die mancher erst spät, mancher nie erreicht.
In der Entwicklung dieses edlen Charakters spielten die Berge eine einflußreiche Rolle. Schon früh wuchs in Kurt Krauß eine stille, große Liebe zur Natur heran, schon als Knabe legte er durch weglose Streifzüge und kecke Klettereien auf vereinzelten Felspartien an sich harmloser Vorberge den Grundstein zu seinem späteren großen Können. Hochgewachsen, gewandt, muskel- und nervenstark, war Kurt Krauß fürs Klettern hervorragend geeignet. Nie aber hat ihn seine bedeutende körperliche Leistungsfähigkeit zu tollem Draufgängertum ver-leitet, stets hielten ruhige Überlegung und Umsicht dem ungestümen Tatendrang der Jugend die Waage. Hatte er einmal einen Plan ins Auge gefaßt, so führte er ihn mit Energie und unbedingter Zuverlässigkeit durch. Bis zur Grenze seines Könnens ist er nie gegangen und so blieb er den Aufgaben, die er sich stellte, nicht nur gewachsen, sondern restlos überlegen. Seine Auffassung vom Alpinismus war eine hohe, verinnerlichte. Öde Gipfelschinderei war ihm verhaßt, rein sportlichen Rekordleistungen aber zollte er zwar neidlose, volle Achtung, doch keine ungetrübte Sympathie. Die Berge waren für ihn die Stätte tiefsten, innerlichen Erlebens, die Wiege seiner reinen und hohen Weltanschauung. So ist Kurt Krauß als Bergsteiger eine Gestalt, wie sie in unserer Zeit der Veräußerlichung und Verwilderung des Alpinismus immer seltener werden. Bei seiner letzten Bergfahrt in der bayerischen Heimat schrieb er ins Gipfelbuch als Abschiedsgruß:
„Was wir uns in den Bergen geholt, Kraft und Mut zu jeder Gefahr, Das legen wir nun mit frohem Mut auf des Vaterlands heil'gen, bedrohten Altar."
Allzufrüh hat den lebensfrohen, den lebensstarken der schöne Tod der Schlachten dahingerafft. Sein Name wird uns unvergessen bleiben.
Joseph Horn.
Quelle: Der Akademische Alpenverein München im Kriege (1914-1918), XXIII. – XXVI.Vereinsjahr, Seite 53-54
Gestorben am:
11.07.1916