Oswalt Hermann
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Biografie:
Hermann Oswalt.
Als Sohn deutscher Eltern in London geboren, siedelte Hermann Oswalt erst mit 18 Jahren nach Deutschland über.
Schon in früheren Jahren hatte er Gelegenheit gehabt, die deutschen und Schweizer Berge kennen und lieben zu lernen. Zu Beginn des Sommersemesters 1904 kam er nach München, um sich dem Studium der Architektur zu widmen, und trat in den A.A.V.M. ein. Der Sommer 1904 wurde fleißig zu Bergfahrten in den Nördlichen Kalkalpen, den Innsbrucker Kalkkögeln, den Ötztalern, Rhätikon und Ferwall ausgenutzt. Dann aber schied Oswalt freiwillig aus München, damit die Lockungen des Gebirges ihm nicht die rasche Beendigung seines Studiums gefährdeten. Er wandte sich nach Karlsruhe, wo er bei Prof. Billing gern arbeitete ; dann diente er in Darmstadt sein Einjährigenjahr ab. Erst 23jährig, heiratete er und siedelte nach Dresden über, wo ihm eine Anstellung bei Schilling & Gräbner noch der künstlerischen Ausbildung diente. Die bizarren Formen des sächsischen Sandsteingebirges haben ihn hier oft zum Be¬such angezogen. Später nahm er seinen Wohnsitz in Frankfurt a. Main.
Zu Kriegsbeginn rückte er mit seinem Regiment, dem 25. Feld-Art.-Regt., von Darmstadt aus ins Feld. Seine erste Schlacht waren die heißen Kämpfe bei Maissins im August 1914. Im März 1915 kam er mit seiner Batterie zum Feld-Artill.- Regiment 111 und nun folgen in bunter Reihenfolge die ver¬schiedensten Schauplätze: Durchbruch am Dunajec und Ver-folgungskämpfe in Galizien, Vogesen, Champagne; hier wurde er im Winter 1915/16 durch eine Infanteriekugel am Ohr verwundet und lag sechs Wochen im Lazarett. Froh war er, wie er seine Batterie wieder übernehmen konnte. Bis Mai lag das Regiment noch in der Champagne und wurde dann nach wenigen Wochen Ruhe bei Verdun eingesetzt. Hier, am Toten Mann, traf Oberleutnant Oswalt inmitten seiner Batterie am 15. Juni 1916 die tötliche Granate. Sein Grab ist im deutschen Soldatenfriedhof von Dannevoux.
Leider hat Hermann Oswalt unserem Kreise nicht lange genug angehört, um in ihm heimisch zu werden und sich Freunde fürs Leben zu erwerben. So wissen wir auch wenig von ihm, eigentlich nur das, was die Tourenberichte aussagen; auch nach seinem Weggang von München hat er regelmäßig, sowohl im Sommer wie im Winter, die Berge besucht. Ungewöhnlich früh fand er, ein hervorragend begabter Mensch und Künstler, Beruf und Lebensgefährtin. Im Kriege erlebte er seine glücklichste Zeit als Batterieführer, alle Gefahren und Strapazen mit seinen Mannschaften teilend, von denen ihm jeder ans Herz gewachsen war. Ein echter deutscher Mann ist mit ihm dahingegangen; wir werden ihn nicht vergessen.
Quelle: Der Akademische Alpenverein München im Kriege (1914-1918), XXIII. – XXVI.Vereinsjahr, Seite 60-61
Gestorben am:
15.06.1916