Finsterwalder Richard

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Biografie:
Quelle: Mitteilungen des DAV 1964, Seite 39
Quelle: Jugend des AV 1964, Seite 133 ff
Quelle: Mitteilungen der Geographischen Ges. München 1963, Seite 199ff

Richard Finsterwalder (1899—1963)
Plötzlich und unerwartet starb am 28.10.1963 Dr. Ing. Richard Finsterwalder, ordentlicher Professor für Photogrammetrie und Kartographie an der Technischen Hochschule München. Sein Tod, der ihn mitten aus vollem Schaffen herausriß, ist nicht nur für seine wissenschaftlichen Fachgebiete, sondern weit darüber hinaus für die Hochgebirgsforschung ein großer Verlust. Durch diese war sein Leben und Wirken eng mit dem alten Deutschen und Österreichischen Alpenverein und mit dessen Nachfolgevereinen verbunden.
An erster Stelle ist dabei die Alpenvereinskartographie zu nennen, die von Richard Finsterwalder theoretisch und praktisch entscheidend gefördert wurde. Nachdem schon vor dem eisten Weltkrieg das Kaisergebirge und der Dachstein großenteils photogrammetrisch aufgenommen worden waren, hat er die terrestrische Stereophotogrammetrie in der Alpen-Vereinskartographie vollends zum Siege geführt.Er schuf mit dieser Methode selbst folgende Alpenvereinskarten im Maßstab 1:25.000, die zu unseren besten gehören: Loserer Steinberge (1925), Leoganger Steinberge (1926), Zillertaler Alpen (1930, 1931, 1934). Auch bei der Grundlegung des großen fünfblättrigen Kartenwerkes der Ötztaler und Stubaier Alpen hat er bis zum Jahre 1937 führend mitgewirkt. Auf Grund der Erfolge und Erfahrungen in den Alpen wurde von Richard Finsterwalder die photogrammetrifche Aufnahme auch bei den Forschungsreisen in außereuropäische Hochgebirge in den Mittelpunkt gerückt. Von ihm selbst stammt die großartige Karte 1:50.000 des 72 km langen Fedtschenko-Gletschers im Pamir-Gebiet und die Karte 1:50.000 des Nanga Parbat. An der Herstellung mehrerer anderer Expeditionskalten war er maßgeblich beteiligt. Waren die großmaßstäbigen Karten der verschiedenen Gebirgsgruppen an sich schon ein wichtiger Beittag zur Kenntnis der Gletscher, so hat Richard Finsterwalder deren Erforschung darüber hinaus noch in anderer Weise besonders gefördert. In erster Linie ist hier auf die Messung der Fließgeschwindigkeit der Gletscher mit Hilfe stereophotogrammetrischer Profile hinzuweisen, wobei sich am Nanga Parbat die Bloäschollenbewegung als eine Sonderform ergab. Überaus verdienstlich war die zahlenmäßige Erfassung des Mafsenverlustes der Gletscher durch die systematische Auswertung älterer und neuerer Aufnahmen bestimmter ostalpiner Gletscher, wodurch eine vertiefte Kenntnis des Ablaufes und Ausmaßes der Gletscherschwankungen möglich ist.
Bei diesen wissenschaftlichen Arbeiten ist Richard Finsterwalder in die Fußstapfen seines großen Vaters getreten; war Sebastian Finsterwalder ein Pionier der Photogrammetrie, so hat sie der Sohn in den Alpen und in den asiatischen Hochgebirgen auf die Höhe ihrer Verwendung geführt. Trotzdem hat er die zunehmende Bedeutung der Luftphotogram-Metrie nicht verkannt. Nachdem er seinerzeit schon die Zillergründe aus der Luft hatte aufnehmen lassen, stand er in den letzten Tagen vor seinem plötzlichen Tod noch in Verhandlungen mit der Alpenvereinskartographie wegen einer luftphotogrammetrischen Neuaufnahme der Glocknergruppe, die uns nun als sein Vermächtnis verpflichtet. Zu den besonderen Verdiensten von Richard Finsterwalder zählen auch die von ihm veranstalteten und in Gemeinschaft mit anderen Fachleuten durchgefühlten Kurse für Hochgebirgsforschung. Auch hier setzte er ein Werk seines Vaters fort, der schon im Jahre 1913 einen Gletscherkurs im Zemmgrund abgehalten hatte. Vom Jahre 1925 an fanden solche Kurse in einem immer größeren Umfang alle paar Jahre unter der Leitung von Geheimrat Sebastian Finsterwalder statt; von 1936 an trat Richard Finsterwalder an seine Stelle und erweiterte diese Unternehmungen zu Kursen für Hochgebirgsforschung, bei denen die theoretische Unterweisung eng mit der praktischen Arbeit im Gelände verbunden war. Mehr und mehr wurde dabei auch über die neuesten Ergebnisse der Gletscherforschung in allen Teilen der Erde berichtet. Die Bedeutung der Kurse erkennt man am besten daran, daß fast alles, was in der deutschsprachigen Hochgebirgsforschung Rang und Namen besitzt, einmal daran teilgenommen hat. Besonders wertvoll war es, daß sich hier Vertreter der verschiedenen Zweige der Wissenschaft vom Hochgebirge zusammenfanden, vor allem Geodäten, Geographen, Geologen, Meteorologen und Biologen. Für sie alle war Richard Finsterwalder das leuchtende Beispiel eines Hochgebirgsforschers, dessen große wissenschaftliche Leistungen nur durch harten bergsteigerischen Einsatz möglich waren, wenn er selbst auch kaum einmal darüber gesprochen hat. Echter Bergsteigerart entsprach auch fein freundliches und hilfsbereites Wesen. Alle Alpenvereinsmitglieder, die ihn kannten, werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren. Lange über unsere Erdentage hinaus wird aber das Denkmal dauern, das er sich selbst durch sein wissenschaftliches Werk gesetzt hat; insbesondere sind seine Karten der vergletscherten Hochgebirge wissenschaftliche Urkunden von unschätzbarem und zeitlosem Wert.
H. Kinzl
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1964, Seite 3

Quelle: Mitteilungen des DAV 1983, Seite 279 und 303

Geboren am:
07.03.1899
Gestorben am:
28.10.1963