Neufellner Karl
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Biografie:
(+) C. Neufellner.
Am 3. August ist zu Wien der Bankbeamte C.Neufellner, ein treues Mitglied der S. Austria, deren Vorstand er viele Jahre angehörte, und in dem er eifrig thätig war, gestorben. Der Verblichene hatte als Lieblingsbeschäftigung das Sammeln alpiner Pflanzen betrieben.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1900, Folge 15, Seite 182
Karl Neufellner
Am 2. August schied ein langjähriges treues Mitglied unseres Clubs aus dem Leben, Karl Neufellner, der vielen ein lieber guter Bekannter war und sich um die alpine Sache grosse Verdienste erworben hat. In seinen jungen Jahren übte er die Bergsteigerei auf das eifrigste aus und stieg mit seinem Freunde Ed. Hodeck und dem alten Rodlauer viel in den damals noch wenig gekannten Gesäusebergen herum. Später wandte er sich den einsamen Tälern des Lungaues zu und verbrachte dort durch eine Reihe von Jahren seinen Urlaub. Dabei machte er neben botanischen Studien eifrige Beobachtungen, über das Volksleben, den Dialekt und die Trachten; auf den winterlichen alpinen Tanzfesten unserer Residenz trat er dann in irgend einem "urigen" Originalkostüm auf und erzielte durch die unverfälschte Wiedergabe der von ihm gewählten Volkstype allgemeinen Beifall. Wie schon erwähnt, war er ein eifriger Botaniker und befasste sich viel mit der Zucht von Alpenpflanzen, worüber er auch in einem diesbezüglichen Vortrage vor nunmehr zwanzig Jahren in unserem Club berichtete und in Nr. 58 der "Oesterr. Alpen-Zeitung" einen Aufsatz unter dem Titel: "Andeutungen über die Kultur der Alpenpflanzen" veröffentlichte.
Sein nach vielen Richtungen betätigter Sammeleifer hielt ihn stets mit der Wissenschaft in Kontakt. In den letzten Jahren verlegte er sich eifrig auf den Insektenfang, zu welchem Zwecke er in jedem Frühjahre die dalmatinische Küste, die Hercegovina und Bosnien bereiste. Diese Länder hatte er während der Okkupation kennen gelernt, in welchem Feldzuge er zum Oberlieutenant ernannt wurde. Möglicherweise hat er sich damals schon den Keim eines Lungenleidens geholt, das seinen kräftigen Körper langsam zerstörte. Nachdem er auch heuer wieder in Bosnien gewesen, kam er sehr krank zurück und suchte in seinem vielgeliebten Lungau in frischer Alpenluft Genesung. Als er von Tweng, wo er sich einige Wochen aufgehalten, wegen Verschlimmerung seines Zustandes ins Spital nach Tamsweg überführt wurde, hauchte er unterwegs, inmitten seiner geliebten Berge, seine Seele aus.
Neufellner war 45 Jahre alt und von Beruf Bankbeamter. Alle seine Fähigkeiten und Neigungen hätten ihn wohl auf das Studium der Naturwissenschaften verwiesen, denen er seine ganze freie Zeit widmete, und in welchen er manche Erfolge aufweisen konnte. Diese waren jedoch nur einem kleinen Freundeskreise bekannt, da er nie für sich, sondern stets für andere arbeitete. Ebenso verhielt es sich mit seinem Anteil an der alpinen Literatur. Kennt ihn jedoch die Mitwelt als alpinen Schriftsteller? Wenigen wird sein Anteil an Levasseur's Buch über die Alpen bekannt sein, aber das Werk "Die Erschliessung der Ostalpen" kennt wohl jedermann. Und zu diesem hat er sozusagen die sämmtlichen Bausteine zusammengetragen, denn jeder Mitarbeiter erhielt eine von Neufellner zusammengestellte Bibliographie, die er mit übermenschlichem Fleisse aus allen nur möglichen Quellen geschöpft hatte, was die Bearbeitung der einzelnen Abschnitte ungemein erleichterte und das Übersehen irgendwelcher bemerkenswerten Daten nahezu ausschloss. Dieser nicht hoch genug zu schätzende Anteil an dem monumentalen Werke und die bescheidene Art, wie Neufellner sich als Mitarbeiter mit einer kurzen Erwähnung in der Einleitung begnügte, geben ein Bild seines uneigennützigen Charakters und seiner Verdienste um die Alpinistik, die ihm ein ehrenvolles Andenken für alle Zukunft sichern.
Hans Wödl.
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1900; Jahrgang 22; Nr. 564; Seite 216-217
Gestorben am:
02.08.1900