Fischill Stefan

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Biografie:
ABSCHIED VON STEFAN
Ein Freund ist gestorben.
Stefan Fischill Geboren am 2.3.1971 in Wien Volksschule Rodaun, Kollegium Kalksburg, Matura im realistischem Zweig, Uni-Wien Kunstgeschichte, Präsenzdienst, Tischlerlehre, TU-Wien Architektur (2 erste Preise für Realisierungswettbewerbe) Verunglückt am 28.02.97 in einer Lawine.
Stefan, seit vielen Jahren begeisterter Bergsteiger, kam über das Radfahren zum Al-penverein. Bald darauf interessierten ihn auch Skitouren und Klettersteige. Stefan war kein ehrgeiziger Sportler, noch weniger ein leistungsbezogener. Er war in erster Linie ein Genießer. Ständig mit Freude dabei, manchmal etwas tolpatschig, aber immer mit guter Laune unterwegs. Ich erinnere mich noch, mit welcher Begeisterung er seine neuen Tourenski bei unserer Silvestertour auf die Tappenkarseehütte einweihte. Als Mitglied der Bike Gruppe und Teilnehmer an vielen Bergtouren wurde er schnell zu unserem Freund.
Stefan war ein vielseitiger, hilfsbereiter und unkomplizierter Mensch. Neben Kunstgeschichte interessierte er sich für Fotografieren, Zeichnen und Modellmöbel-bau. Seine künstlerische Begabung wurde von vielen unterschätzt. Einrad-Hockey, Jonglieren und Billard zählten zu seinen vielen Hobbys. Spaghettiessen mit seinem herzhaften Appetit, die erste Radtour in den Wr. Hausbergen und viele lustige Abende auf Skihütten und anläßlich von Geburtstagsfesten bleiben unvergeßliche Erlebnisse.
Februar 97, Stefan fährt mit seiner Familie auf Skiurlaub und reist danach weiter in die Kitzbüheler Alpen. Dort verbringt er gemeinsam mit Kollegen und einem ein-heimischen Skilehrer eine Tourenwoche in Kitzbühel. Freitag, 28.02.97, die siebenköpfige Gruppe beschließt, den bereits ver-spurten Hang des Gaisberges einzeln in ausreichenden Abständen zu befahren. Stefan fährt als Vierter in den Hang ein, ein Schneebrett löst sich und verschüttet ihn. Die Gruppe kann ihm nicht mehr helfen. Naßschnee, 2,5 m hoch, führt bereits nach 10 Minuten zu seinem Tod.
Die entsetzliche Nachricht erreichte uns über die Zeitung. Zuerst glauben wir es nicht, dann wollen wir es nicht wahrhaben, aber es ist geschehen. Gewohnheitsgemäß folgt nach der ersten Erschütterung die Verschuldungsfrage. Doch Stefans Gruppe hat weder einen schweren Fehler gemacht noch gedankenlos gehandelt. Und trotzdem ist es passiert. Der Skilehrer wird nach einem persönlichem Gespräch mit den Eltern und durch die örtliche Gendarmerie entlastet.
Trauer, Unsicherheit und Betroffenheit vermischen sich. Fragen beschäftigen uns. Warum gerade er? Weshalb so früh? Wie konnte das passieren? Hätten wir es verhindern können? Ein Unfall ohne eindeutiger Zuordnung von Schuld und Ursache. Trifft uns das umso tiefer? Kann gerade unsere junge Generation, aufgewachsen mit ständig perfektioniertem Sicherheitsdenken, mit der tödliche Gefahr nicht umgehen? Stefans tragischer Tod war nicht nur ein menschlicher Verlust, sondern veränderte auch unsere Beziehung zum Bergsteigen.
Im Namen seiner Freunde möchte ich unsere persönliche Anteilnahme gegenüber der Familie aussprechen.
Stefan, wir werden Dich nie vergessen!
Quelle: Edelweiss Nachrichten 1997,Folge 3, Seite 51