Obermann Josef
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Biografie:
Josef Obermann (+)
Pfingstmontag, Bischofsmütze-Südverschneidung. Hochbetrieb am ersten schönen Tag nach längerem Schlechtwetter. Unterhalb des Gipfels löst sich eine Steinsalve, erschlägt die Seilzweite der Spitzenseilschaft. Auf dem Standplatz über der Einstiegswand durchschlägt ein abgellender Stein den Helm des 33jährigen Pepi Obermann, bleibt im Schädel stecken. Pepi überlebt zwar die Rettung, doch sein Bewußtsein war ausgelöscht. Sein starkes Herz schlug dank ärztlicher Kunst noch 10 Tage, ehe er im Krankenhaus starb.
Der bergbegeisterte Rauchfangkehrer begann am Wiener Peilstein quasi als Autodidakt, Sonntag für Sonntag. Er hat dabei aus Mangel an Partnern einige seiner Lehrjungen »aufgearbeitet«. Dann fand er in einem Kreis extremer Kletterer, was ihm weder in Kindheit noch Jugend beschieden war: echte Freundschaft. Diese quittierte er in der Folge mit einem fast rührenden Maß an Idealismus und Hilfsbereitschaft. Gewissermaßen nebenher wurde er einer der fähigsten Alpinisten, dem außerordentliche Unternehmungen gelangen, unter anderem: Marmolata-Südwand (Vinatzer); Große Zinne: Comiciroute, Sachsenweg, Direkte Nordwand; Westliche Zinne: Franzosenweg, Schweizerweg; Schüsselkarspitze: Südostwand, Direkte Südwand; Badile-Nordostwand; Torstein: Schinkoverschneidung; alle Routen in der Dachl-Nordwand, um nur einige zu nennen.
Quelle: Der Bergsteiger 1974, Heft 9, Seite 560-561
Josef Obermann
31. Oktober 1941 — (+) 11. Juni 1974
Noch unbegreifbar ist der Tod unseres „Pepperls", und der Schreiber dieser Zeilen hat manchmal das Gefühl, als ob es jederzeit wieder mit ihm auf Bergfahrt gehen könnte. Unbegreiflich, und doch müssen wir es zur Kenntnis nehmen, wurde unser Kamerad Josef Obermann aus unserer Mitte gerissen. Er starb am 11. Juni 1974 in Salzburg an den Folgen seiner schweren Steinschlagverletzungen, die er in den Pfingsttagen in der Südverschneidung der Großen Bischoftsmütze erlitten hat.
An die 300 Leute — Bergsteiger und Berufskameraden — gaben ihm am 19. Juni das letzte Geleit.
Josef Obermann war ein Mensch ohne Feinde, ein lieber Mensch und Kamerad, Rauchfangkehrermeister, der 1972 den Betrieb seiner Mutter übernahm, und Vater von zwei Kindern. Er wurde am 1. März 1973 in den Österreichischen Alpenklub aufgenommen und am 24. Jänner 1974 als Hüttenwart in den Ausschuß berufen.
Er lernte durch seine spätere Frau 1964 die Bergwelt kennen (Großvenediger und Großglockner), bestieg ein Jahr später den Dachstein und im Jahre seiner Hochzeit (1966) das Matterhorn. Nach einer Begehung der Dachl-Nordwand(!) meldete er sich bei einem Kletterkurs(!) der Alpenvereinssektion Österreichischer Gebirgsverein an. Von Jahr zu Jahr ging es nun steiler aufwärts. Sein Tourenverzeichnis umfaßt etwa die Hälfte der ganz großen (= schwierigen) Felswege in den Ostalpen — alle großen Anstiege am Dachl im Gesäuse, zahlreiche extreme Anstiege in den Dolomiten einschließlich des Vinatzerweges in der Südwand der Marmolata di Rocca, bis zur Nordostwand des Piz Badile. Es würde zu weit führen, zählte man die Erfolge dieses kurzen Lebens auf. Er wurde sehr bald Mitglied der Bergsteigergruppe im Österreichischen Gebirgsverein, und zuletzt hatte er in ihr den Sitz des zweiten Vorstands inne. Daneben gehörte seine Liebe der alpinen Literatur, die wieder Triebfeder für neue Bergfahrten war, „Pepperl” war — notwendig — ausgeprägt ehrgeizig, und trotzdem: er konnte sich wie ein Kind über jede gelungene Bergfahrt freuen, er war in solchen Augenblicken auch offen wie ein Kind. So wie sich ein Kind freut, wenn es die Weihnachtsgeschenke in Empfang nehmen kann, so kindlich war seine Freude auf den Gipfeln. Er war völlig natürlich, ungefähr so wie man Fritz Kasparek aus der Literatur kennt, und der Schreiber dieser Zeilen hatte den Eindruck, daß in Obermann ein zweiter Kasparek steckte. Ein Vortrag, den er von Obermann hörte, bestärkte ihn in dieser Ansicht. Obermann kopierte aber nicht ein alpines Vorbild, es war — im Stil des Erlebnisberichtes — seine Art, die diesen Vergleich aufdrängte.
Trotz seiner Erfolge und immer wieder entstehender neue Pläne widmete sich Obermann reichlich der Heranbildung junger Bergsteiger, führte bei den Bergsteiger¬schulen des ÖGV und auch beim Sommerkletterkurs dieser Alpenvereinssektion. Sein Wesen brachte ihm viel Kontakt zur alpinen Jugend, und er war in den letzten beiden Jahren einer der ganz wenigen, die im ÖGV die Jugend mit der Bergsteigergruppe verbunden haben.
Sein Tod riß in vieler Hinsicht eine große Lücke! Peter Holl
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1975, Jänner/Februar, Folge 1399, Seite 15-16
Geboren am:
31.10.1941
Gestorben am:
11.06.1974