Koerper Theodor

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Biografie:
Theodor Koerper *
*6. April 1882 — (+) 8. März 1971
Die Reihe der alten, getreuen Klubkameraden lichtet sich von Jahr zu Jahr immer mehr; nun hat auch Theodor Koerper, langjähriger geschäftsführender Teilhaber der Firma C. Schmid & Co, Nürnberg, Handelsrichter a. D., Hauptmann der Reserve des ehemaligen kgl. bayr. 8. Feldartillerieregimentes und Inhaber zahlreicher Kriegsauszeichnungen, die letzte, große Bergfahrt angetreten; möge sie sich so gestalten und dort enden, wie und wo sie wohl in den letzten Jahren seines Lebens seinem Geiste vorgeschwebt war.
Koerper ist dem Klub am 19. Mai 1921 beigetreten, Wie sehr er mit ihm und den Bergen verbunden war, zeigt, daß in seinem Nachlaß ein von ihm selbst geschriebener, alpiner Lebenslauf vorhanden war, den er für die Klubzeitung bestimmte, und den uns sein Sohn, Hans Koerper, liebenswürdigerweise zur Verfügung gestellt hat.
Wenn auch die alpine Leistung für die Wertung der Persönlichkeit eines Bergsteigers allein nicht ausschlaggebend sein kann und ist, zumindest nicht nach den Grundsätzen unseres ÖAK, so wird sie doch auf sein bergsteigerisches Tun ein helles Licht werfen. Wie wir aus dem Nachlaß entnehmen, ist auch Koerper, wie so viele andere Bergsteiger, schon frühzeitig von seinen Eltern in die Berge mitgenommen worden. So schreibt er, daß ein längerer Aufenthalt im Jahre 1893 in San Martino di Castrozza für seine Liebe zu den Bergen und seinem „bergsteigerischen Ehrgeiz" bestimmend war, der durch die gleichzeitige Anwesenheit namhafter Alpinisten, wie Ludwig Norman-Neruda, noch mehr angeregt wurde. Eine Ersteigung der Rosetta war seine erste Bergfahrt, an die sich dann rasch die bekanntesten Dolomitberge anschlossen, wie Langkofel, Fünffingerspitze, Fermedaturm, Dreischusterspitze, Große Zinne, Paternkofel, Sextener Rotwand und viele andere. In der Brentagruppe, so schreibt Koerper, wurden fast alle bedeutenden Gipfel erstiegen, darunter zweite Ersteigung der Cima Margherita, dritte Ersteigung der Cima della Vallaza (mit dem Führer Bonivacis Nicolussi). Ging Koerper anfangs mit einem Führer, wie es ja damals so ziemlich allgemein der Fall war, so führte er seine Fahrten ab 1905 führerlos aus, ging führend mit seiner Frau und später auch sehr oft allein. Viele Fahrten wurden auch in den Nord- und Zentralalpen, in den Westalpen (Wallis, Montblanc) und darüber hinaus in den Pyrenäen, in der Sierra Nevada und im Hochland von Mexiko (Popacatepetl) unternommen; selbst in seinem hohen Alter erstieg er noch viele Berge in den Ammergauer und Lechtaler Alpen, so von Hohenschwangau aus den Säuling allein dreißigmal.
Seine Bemerkungen über die alpine Literatur und über seine Sammlung alter, klassischer Autoren zeigt, daß der Bergsteiger Theodor Koerper mit seinen Bergen und seinen Unternehmungen auch geistig verbunden war. Daß er sich auch stets als Glied der großen Bergsteigergemeinde jenseits aller politischen Grenzen verbunden fühlte, beweist seine Zugehörigkeit nicht nur zu unserem ÖAK, sondern auch zum Deutschen und Österreichischen Alpenverein, zum Schweizer Alpen-Club, zum Club Alpin Franilais und, während der Zeit seines Bestehens, zum Akademischen Alpenverein Leipzig.
Fünfzig Jahre ist eine lange Zeit; die Treue wird, auch in den Reihen der Bergsteiger, immer mehr ein seltener Gast; weihen wir unserem abgegangenen Klubkameraden, Theodor Koerper, zum Abschied die Worte nach der Offenbarung 2,10: Die Treue stets zuerst, zuerst in Himmel und auf Erden; nur wer die Treue ganz eingesetzt, dem wird die Krone werden.
Eswe
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1971, Juli/August, Folge 1377, Seite 131-132


Geboren am:
06.04.1882
Gestorben am:
08.03.1971