Moroder Josef Theodor (gen. Lusenberger)
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Biografie:
geboren in St. Ulrich (Italien)
gestorben in St. Ulrich (Italien)
Abschied vom Lusenberger.
Am 16. Februar wurde der bekannte Bildschnitzer und Maler Josef Theodor Moroder , genannt der Lusenberger,aus einem an Arbeit und Erfolgen reichen Lebenim 93. Lebensjahr abberufen. Aus einem alten Südtiroler Bauerngeschlecht stammend, hatte er in Gröden und auf der Akademie in München seine künstlerische Ausbildung erhalten und wurde später Meisterschüler Franz von Defreggers, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. Mitte der sechziger Jahre erbte Josef Moroder von seinem Onkel den Lusenbergerhof in St. Ulrich, und bald darauf führte er die schöne Anna Maria Senoner, die Tochter des Adlerwirts, heim. Eines seiner bedeutendsten Bildwerke, die Madonna in der Hauptkirche zu St. Ulrich, trägt die feinen Züge Anna Marias. Nach dem frühen Tode seiner ersten Frau erfuhr das Kunstschaffen Moroders eine große Wandlung. Für lange Jahre ruhte die Schnitzerei; der Künstler wandte sich der Malerei zu. Seine Modelle waren hauptsächlich alte Südtiroler Charakterköpfe und Kinder. Das Bild des alten Jagers, der eben den letzten Schuß tut, erlangte Weltruf und erhielt auf der Ausstellung in St. Louis den ersten Preis. Mehrere Werke Moroders befinden sich im Museum Ferdinandeum in Innsbruck. Moroder unterhielt in St. Ulrich eine ständige Kunstausstellung, die neben seinen Genrebildern und farbigen Holzreliefs aus dem Leben der Bergbauern auch Schnitzereien seiner Schüler sowie zahlreiche Altertümer und Trachtenfiguren zeigte; einige derselben hat das Berliner Trachtenmuseum erworben.
In seiner Heimat hatten Neid und Mißgunst ihm den Aufstieg zu wahrem Künstlertum schwer gemacht. Es bedurfte seiner ganzen unbeugsamen Willensstärke und des unerschütterlichen Glaubens an seine künstlerische Berufung, um sich durchzusetzen. Als Lehrer der Fachschule in St. Christina war Moroder bestrebt, den Nachwuchs aus dem rein Handwerksmäßigen in künstlerische Bahnen zu lenken. Von großem Einfluß auf das Schaffen Moroders war seine zweite Frau Felicitas, geb. Unterplatzer, die ihm zu vielen seiner Werke die Anregung gab. Auch diese zweite Ehe war sehr glücklich; aus ihr entsprossen zahlreiche Kinder. Fünf Söhne Moroders kämpften im Weltkrieg für ihr Vaterland, einer von ihnen auf dem höchsten Abschnitt der ganzen Front, auf dem Ortler. Um Grödens Altertümer vor dem Zugriff Unberufener zu schützen, sammelte Moroder, zusammen mit seinem Schwiegervater Unterplatzer, diese Schätze. Einen Ruf als, Professor an die Kunstakademie in München lehnte er ab; er wollte in seiner schönen Heimat bleiben. Wundervoll gelegen ist dieser Hof auf dem Lusenberge. Aus dem Atelierfenster schweift der Blick über das grüne Tal zu den Waldhängen, über denen der Riesenbau des Langkofels wie ein gotischer Turm emporstrebt. Als ich im September 1934 den Lusenberger besuchte, war der Siebenundachtzigjährige noch erstaunlich rüstig. Aufrecht, in geradezu königlicher Haltung stand er inmitten seiner Kinder und Enkel, die ihn in seinem hohen Alter mit ihrer Liebe umgaben.
Als Gröden für immer vom Lusenberger Abschied nehmen mußte, zeigte es sich, wie geschätzt er
als Mensch und Künstler war. Seine letzte Fahrt, auf der ihm die Grödener in ihren uralten Trachten mit feierlichen Klängen das Geleit gaben, glich einem Triumphzug. In dem Roman „Der Lusenberger" hat die Grödnerin Maria Veronika Rubatscher das reiche Leben Josef Moroders geschildert und dem Künstler ein bleibendes Denkmal gesetzt.
Dr. Erwin Kossina
Quelle: Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins 1938/39, Deutscher Bergsteigerverband im NS. Reichsbund für Leibesübungen, Folge 8 Mai, Seite 237-238
Geboren am:
28.05.1846
Gestorben am:
16.02.1939