Oscar Franz
(
Bearbeiten)
Biografie:
Oscar Franz
Am 3. September d. J. starb einer der bekanntesten Bergsteiger der Steiermark, der Aflenzer Oscar Franz, im 71. Lebensjahre.
Franz war gebürtiger Friedländer (Sudetenland) und von Beruf Tischler. Schon als junger Mann sah er die Schönheiten der Natur und begann bald! seine bergsteigerische Tätigkeit. Damals waren es die heimatlichen Berge, das Erzgebirge, das Isergebirge, der Jeschken u. a. m., die ihn begeisterten. Mit 17 Jahren zog es ihn in die Alpen. Nach einigen Wanderjahren wählte er Bruck a. d. M. als seine zweite Heimat, wo er bis zum zweiten -Weltkriege blieb. In eines seiner Notizbücherl schrieb der Verstorbene: „Seit ich die Alpen gesehen habe, bin ich den Bergen verfallen, und wenn immer ich nur konnte, führte ich Bergfahrten — meistens als Alleingänger, — aus." Die von ihm unternommenen Bergfahrten werden nach ganz vorsichtigen Schätzungen und aus Aufzeichnungen an die 1000 heranreichen, ohne die einfachen Sonntagswanderungen in seiner engeren Heimat.
Welch zäher Fleiß und Sparsamkeit waren notwendig, um den einen oder anderen Arbeitstag einzuarbeiten und um die Mittel für eine weitere Bahnfahrt einzusparen. Nachts wurde gefahren, um am Morgen dem Ziel, meistens in entlegensten Alpentälern, zuzuwandern und um eine Hütte oder gar schon einen Gipfel erreichen zu können.
Franz wählte und unternahm seine Bergfahrten nicht nach klingenden Namen; er war häufig Alleingänger und kannte und suchte den Reiz der stillen, entlegenen Berge, Täler und Wege. Vor einigen Jahren fragte ich den Verstorbenen gelegentlich einer Wanderung, welche Bergfahrten seine schwierigsten gewesen sein mögen. Er war ziemlich wortkarg und antwortete erst nach einigem Denken: „Ich habe sehr viele der schwierigsten Ersteigungen, Traversierenden und Klettertouren im Alleingang gemacht; ich war nie unruhig, obwohl ich die Gefahren immer kannte, ich hatte aber auch immer viel Glück. Zu den schwierigsten Bergfahrten zählen wohl die Monte Rosa-Ostwand (Auf- und Abstieg im Alleingang), die Winterüberschreitung des Grimming von Süden nach Norden, Touren im Gebiete des Weißhorns, der Diavolezza, Querung der Glocknereiswände."
Wie sehr Franz die Berge liebte, geht schon daraus hervor, daß er den Hausberg des Bezirkes, den Hochschwab, fast 300mal, zu jeder Jahreszeit, aber auch bei jedem Wetter bestieg. Und wie sehr der Verstorbene mit der Natur verbunden war, zeigt am besten, daß er jede Schnecke, die auf dem Weg oder Steil kroch, abseits trug, damit sie nicht von Nachkommenden gefährdet werden könnte.
Wir betrauern mit dem Heimgang Oscar Franz einen der größten Bewunderer und Verehrer der Natur, einen stets hilfs- und einsatzbereiten Bergkameraden, ein langjähriges Mitglied des Österreichischen Alpenvereins und des Österreichischen Alpenklubs, auf den er ganz besonders stolz war. Sein Name kann nicht vergessen werden, denn er ist in unzähligen Gipfel-, Berg- und Hüttenbüchern für immer festgehalten.
Adolf Becker
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1957, Folge 1296, Seite 219
Gestorben am:
03.09.1957