Kroneis Anton

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Biografie:
Anton Kroneis
*10. Mai 1910 - 5. August 1977
Am 18. August vorigen Jahres stand ich in der Aufbahrungshalle des Neustifter Friedhofes und konnte es nicht fassen: mein Freund Toni ist plötzlich verstorben! Die Begräbnisfeierlichkeiten nahm ich kaum wahr, ich konnte nur an all die Jahrzehnte denken, in denen ich mit ihm viele Wege gehen konnte.
Schon 1934 lernte ich ihn in der Jungmannschaft des Österreichischen Gebirgsvereins kennen, und im selben Jahr konnten wir zusammen mit Freunden einige schöne Dolomitenfahrten, wie Kleine-Zinne-Nordwand, Monte Cristallo-Nordostwand (Prokschweg, 1. Begehung im Aufstieg), Dreischusterspitze-Westwand und noch einige andere begehen. Toni war schon in jungen Jahren ein Bergsteiger klassischer Prägung; möglichst viele Berggruppen kennenzulernen, dort die wichtigsten Gipfel zu besteigen und ¬Mitglied des DAK zu werden war sein Ziel.
Wir machten in den folgenden Jahren noch Wischbergkante, Wolayer-Seekopf - Nordwand (Stadlerweg, 2. Begehung), den Ortler über den Marltgrat und noch vieles mehr, obwohl seine Zeit immer knapper wurde. Er schloß sein Studium ab, promovierte zum Dipl.-Ing. der Physik und mußte nach dem frühen Tod seines Vaters dessen Betrieb (Werkstätten für Meßgeräte und Flugzeuginstrumente) übernehmen. 1943 trat ich in seine Firma ein, wo ich bis zu meiner Pensionierung blieb.
Nach dem Krieg war Toni sobald wie möglich wieder in seinen geliebten Bergen, besuchte Gruppe um Gruppe und versuchte die verlorenen Jahre so gut es ging wieder aufzuholen. 1951 (?) wurde sein großer Wunsch erfüllt ? er wurde ÖAK-Mitglied.
Er durchstieg noch die Fuscherkarkopf-Nordwand, überschritt den Grat Wiesbachhorn ?Hoher Tenn, den Olperer-Fußstein-Grat, das Matterhorn, den Lyskamm, den Montblanc (Längsüberschreitung) und den Bionnassaygrat. Er stand am Weißhorn, Mönch, Jungfrau, Finsteraarhorn und Großen Fiescherhorn, an der Barre des Ecrins und überschritt den Pelvoux, war mit Schiern auf der Bernina, am Piz Zupó, Palü, Grand Paradiso und Zermatter Breithorn. Noch viele Fahrten in den Ost- und Westalpen im Sommer und im Winter kamen dazu und manche konnten wir gemeinsam erleben.
Später kamen zu seinen Bergfahrten noch Reisen mit seiner Familie mit Auto und Zelt. Sie führten ihn unter anderem nach Griechenland, nach Korsika, in die Türkei und zum Nordkap. In den letzten Jahren besuchte er immer wieder seine geliebten Wiener Hausberge, bis ihn ein unerbittliches Schicksal aus unserer Mitte riß. Kurz vor seinem plötzlichen Tod war er noch mit seiner Gattin auf der Gauermannhütte.
Toni war mir lange Jahre ein guter Chef und viele Jahrzehnte ein guter Bergkamerad, jetzt bleibt mir noch, Dir ein letztes Berg-Heil zuzurufen!
Karl Zechmeister
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1978, Mai/Juni, Folge 1419, Seite 43




Geboren am:
10.05.1910
Gestorben am:
05.08.1977