Norman-Neruda May
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Biografie:
Quelle: Alpine Journal Volume 34, 1922, Seite 326
Mag Normann-Neruda (+)
Mag Normann Neruda wurde am 17. 11. 1866 in London als die Tochter des sehr begüterten Handedelmannes Pegton geboren. Sie zeigte schon von früher Jugend an einen geradezu leidenschaftlichen Hang zum Wandern und Reisen und fand dabei weitgehende Unterstützung durch ihren Vater, der nach Art und Weise vermögender Briten seine Sommerferien gerne im Gebirge, in der Schweiz und in Tirol zubrachte. Im Fahre 1891 weilte Mag Pegton z B. in Zermatt. Sie hatte schon einige Durchschnittsbesteigungen mit zwei Durchschnittsführern hinter sich, als sie den außerordentlich tätigen Alpinisten Franz Ludwig Normann-Neruda, einen gebürtigen Schweden und nationalisierten Engländer kennenlernte, der mit dem hochberühmten Führer Christian Klucker Neufahrten plante. Ihre erste, gemeinsame Fahrt schon kettete die beiden Gleichgearteten aneinander; Miß Pegton wurde am 21. 3. 1892 Frau Normann-Neruda. Das Ehepaar hat dazu in den Fahren 1892—98 eine derart rege Tätigkeit entwickelt, daß es einen hervorragenden Platz in der Reihe der damals führenden Bergsteiger einnahm. (Um einige derselben zu nennen, führe ich an: Das Ehepaar Gedulg-Tauscher, die Baronessen Eötvös, Robert Hans Schmitt,Joh. Santner, Frau Immink, Louis Friedmann mit Frau, Albrecht v. Krafft usw.).
Nach einigen Schweizer Fahrten wandten sie sich den Dolomiten zu. Denen blieben sie treu, so treu, daß sie in Corlina d'Ampezzo ein Landhaus erwarben und dort ständigen Aufenthalt nahmen. Eine ganze Reihe von Bergfahrten, Erstersteigungen und viele neue Wege waren die Frucht ihrer Tätigkeit. Um ein paar nur herauszugreifen, seien genannt: Cima Wilma (Benennung nach ihrem Töchterchen)), Cuseglia, Figlio de la Rosetta, Cimone de la Pala, Cima di Pradidali, Fünffingerspitze.
Nach wenigen, überaus glücklichen Ehejahren traf Frau May ein furchtbarer Schlag: Auf einer gemeinsam mit Theodor Dietrich unternommenen Besteigung der Fünffingerspitze durch den Schmittkamin stürzte ihr Mann als Vorauskletternder ab und erlag noch während der Rettungsaktion seinen schweren Verletzungen.
Die Witwe blieb mit ihrer Tochter Wilma in Cortina d'Ampezzo; dort stehen die beiden und der Verstorbene heute noch in bester Erinnerung. Hauptsächlich ihren Bemühungen und Anregungen ist es nämlich zu verdanken, daß Cortina als Wintersportplatz bekannt wurde.
Im Fahre 1914 leistete sie Helferinnendienste beim österr. Roten Kreuz; als 1915 die Italiener in den Krieg eintraten, flüchtete sie nach Gmünd und ließ sich dort „konfinieren"; nach Kriegsende zog sie zu ihrer Tochter, die inzwischen den Kufsteiner Loisl Hasenknopf geheiratet hatte, nach Kufstein und lebte dort nur für das Wohl dieser und ihrer Enkelkinder.
Sie starb am 9. 5. 1945.
Frau Normann-Neruda war, wie schon angedeutet, eine sehr tüchtige, eifrige und wohl auch etwas ehrgeizige Alpinistin, die, wie ihr Mann, zuerst mit Führern und dann fast aus schließlich führerlos ging. Sie wurde einmal sogar mit der wohl besten Bergsteigerin deutscher Zunge, mit Frau Boll-Hasenclever verglichen und das will schon etwas heißen.
Im persönlichen Verkehr war sie sehr liebenswürdig und sprach gerne und anregend über ihre bergsteigerische Tätigkeit. Eine ihrer liebsten Erinnerungen war die an einige gemeinsame Fahrten mit König Gustav von Schweden, der ja bekanntlich selbst gerne und oft zu Berge zog.
Franz Nieberl.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1948, Folge 1241, Seite 156
Geboren am:
1866
Gestorben am:
09.05.1945
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