Wundt Theodor

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Biografie:
Theodor Karl von Wundt , * Ludwigsburg, 1872 bis 1884 Berlin,+ Stuttgart

Der praktische Lehrmeister auf dem Weg zum Alpinisten wurde für Wundt der große Bergführer Michael Innerkofler, den er 1887 in Schluderbach kennenlernte. Mit ihm machte Wundt eine ganze Reihe von Bergtouren, unter anderem auf die Kleine Zinne, auf den Cristallin, Monte Cristallo, Piz Popena, die Rotwand sowie Touren in die Cadinigruppe.
Wundt unternahme ab 1885 ausgedehnte Touren in den winterlichen Ostalpen. Dies erforderte in der damaligen Zeit viel Energie und Begeisterung. 1892/93 unternahm Wundt viele Dolomitenbesteigungen, die ihn auch als einen der ersten Winter-und Skialpinisten berühmt machten: die Ersteigung der Großen Zinne des Monte Cristallo und der Tofana.
Den Gipfel des Matterhorns bestiegen er als Hochzeitsreise mit seiner Frau. Dabei hatte er noch eine zweite Begleiterin, Jeanne Immink, mitgenommen. Wundt war es auch, der vom Brüsseler Großindustriellen Ernest Solvey 20000 Schweizer Franken erbettelte, damit am Matterhorn eine hoch gelegene Schutzhütte erbaut werden konnte, die Solveyhütte.

1882 Best.Swinica,2306m, (Hohe Tatra)
1884 Winterbest.Meeraugenspitz,2503m, (Hohe Tatra)
1884 Winterbest.Krivan,2496m, (Hohe Tatra)
1884 Winterbest.Schlagendorfer Spitze,2453m, (Hohe Tatra)
1884 Best.Signalkuppe (Punta Gnifetti),4554m, (Monte Rosa-Massiv,Walliser Alpen)
1884 Best.Matterhorn-Hörnligrat,III,4478m, (Walliser Alpen)
1884 Best.Jungfrau,4158m, (Berner Alpen)
1885 Winterbest.Schesaplana,2965m, (Rätikon)
1885 Best.Hochvogel,2592m, (Allgäuer Alpen)
1886 Winterbest.Mädelegabel,2644m,Hochfrottspitze,2649m,Bockkarkopf,2608m,an einem Tag (Allgäuer Alpen)
1886 Best.Zugspitze über Wiener Neustädter Hütte,2964m, (Wetterstein)
1886 Best.Monte Rosa,4634m, (Walliser Alpen)
1886 Best.Finsteraarhorn,4274m, (Berner Alpen)
1887 1.Winterbest.Mädelegabel,2645m, (Allgäuer Alpen)
1887 Best.Kleine Zinne ?Normalweg?,2857m, (Sextener Dolomiten)
1887 Alleinbest.Cristallin,2786m, (Ampezzaner Dolomiten)
1887 Alleinbest.Monte Cristallo,3221m, (Ampezzaner Dolomiten)
1887 Best.Sextener Rotwand,2939m, (Sextener Dolomiten)
1887 Alleinbeg.Große Cadinspitze ?Wundt-Führe?,2839m, (Sextener Dolomiten)
1887 1.Best.Cima Cadin-Nordostspitze von Südwesten,2796m, (Sextener Dolomiten)
1887 Best.Monte Cevedale,2769m, (Ortler Alpen)
1887 Best.Königspitze,3859m, (Ortleralpen)
1888 Winterbest.Flüela Schwarzhorn,3150m, (Graubünden)
1888 Winterüberschr.Diavolezzapaß, Berninahäuser-Bovalhütte,2958m, (Bernina)
1888 Best.Finsteraarhorn,4274m, (Berner Alpen)
1889 Winterbest.Patriaspitze (Schauberg),2203m, (Hohe Tatra,Slowakei)
1889 Winterbest.Bastei, (Hohe Tatra)
1889 Winterbest.Ostrva (Osterva),1980m, (Hohe Tatra,Slowakei)
1889 1.Winterbest.Lammnitzerspitze,2634m, (Hohe Tatra)
1889 1.Winterbest.Eistaler Spitze,2630m, (Hohe Tatra)
1892 1.Winterbest.Große Zinne,2999m, (Sextener Dolomiten)
1892 1.Winterbest.Kleine Zinne,2857m, (Sextener Dolomiten)
1892 1.Winterbest.Monte Cristallo,3221m, (Ampezzaner Dolomiten)
1892 Best.Cima di Vezzana,3192m, (Pala)
1892 Best.Pala di San Martino,2987m, (Pala)
1892 Best.Saß Maor,2814m, (Pala)
1893 Winterbest.Tofana di Rozes,3225m, (Ampezzaner Dolomiten)
1893 Best.Monte Pelmo,3168m, (Dolomiten)
1893 Best.Croda da Lago,2701m, (Croda da Lago-Gruppe,Dolomiten)
1893 Alleinbest.Kleine Popena, (Cadingruppe)
1893 Best.Kleine Zinne,2857m, (Sextener Dolomiten)
1893 2.Beg.Sorapiss-Nordwand "Müllerroute",III,700 HM,3205m, (Ampezzaner Dolomiten)
1893 1.Best.Torre Wundt von Osten "Normalweg",2517m, (Cadinspitzen,Dolomiten)
1893 Überschr.Matterhorn Lionsgrat-Hörnligrat,III,4478m, (Walliser Alpen)
1893 Best.Schneehorn über Guggigletscher, (Berner Alpen)
1893 Best.Jungfrau,4158m, (Berner Alpen)
1895 Überschr.Wetterhorn vom Oberen Grindelwaldgletscher ins Roselauital,3701m, (Berner Alpen)
1896 Best.Schreckhorn,4078m, (Berner Alpen)
1896 Best.Mönch über Ostgrat,4107m, (Berner Alpen)
1897 Best.Crozzon di Brenta,3135m, (Brenta)
1898 Best.Piz Bernina über Biancograt,4049m, (Bernina)
1898 Best.Piz Morteratsch,3751m, (Bernina)
1898 Best.Piz Roseg,3942m, (Bernina)
1898 Best.Königspitze,3859m, (Ortlergebiet)
1898 Best.Zebru,3735m, (Ortlergebiet)
1898 Best.Thurwieserspitze,3652m, (Ortlergebiet)
1898 Best.Weißkugel,3739m, (Ötztaler Alpen)
1898 Best.Wildspitze,3772m, (Ötztaler Alpen)
1898 Best.Kesselkogel,3004m, (Rosengarten)
1898 Best.Rosengartenspitze,2981m, (Rosengarten)
1898 Best.Ombrettaspitze,3009m, (Marmolata,Dolomiten))
1898 Best.Marmolata von Norden,3343m, (Dolomiten)
1898 Best.Crozzon di Brenta,3135m, (Brenta)
1900 Best.Zinal-Rothorn,4221m, (Walliser Alpen)
1901 Best.Det d?Hérens,4171m, (Walliser Alpen)
1901 Best.Weisshorn,4505m, (Walliser Alpen)
1906 Best.Zebru,3735m, (Ortlergebiet)
1914 Best.Dom,4545m,(Walliser Alpen)
1914 Best.Rimpfischhorn,4199m,(Walliser Alpen)
Best.Triftjoch,2526m, (Walliser Alpen)
Best.Großglockner,3798m, (Hohe Tauern)
Best.Zwölfer über Eisrinne,
Best.Groß Litzner,3109m, (Silvretta)
Best.Trettachspitze,2596m, (Allgäuer Alpen)

Gerd Schauer, Isny im Allgäu


Generalleutnant Theodor v. Wundt.
Seine Exzellenz Generalleutnant Theodor v. Wundt feierte am 21. April den 60. Geburtstag. Wundt ist in unseren Kreisen nicht nur als kühner und ausdauernder Hochtourist, sondern auch als einer jener Alpinisten bekannt, die die winterlichen Bergbesteigungen besonders zu Ehren brachten. Der Hochgebirgsphotographie wies er durch seine künstlerisch vollendeten Bilder neue Bahnen. Die Erlebnisse auf feinen zahlreichen Bergfahrten schilderte er nicht nur in Prachtwerken über die Dolomiten, das Engadin und das Matterhorn, sondern auch in einer spannenden, kürzlich erschienenen Selbstbiographie „Ich und die Berge". Seinen Lieblingsberg, das Matterhorn, verherrlichte er in einem anziehenden gleichnamigen Roman.
Als Divisionskommandeur war er drei Jahre an der Westfront und mußte zuletzt infolge einer Beinverletzung und eines asthmatischen Leidens in die Heimat zurückkehren. Wundts Streben, den Alpinismus zu verinnerlichen und zu vertiefen, sichert ihm einen Ehrenplatz in der alpinen Literatur. Von seiner unermüdlichen Schaffenskraft können wir noch manches treffliche alpine Werk erwarten.
A. D.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1918, Seite 49

Theodor Wundt.
Zu seinem 70. Geburtstag (21. April).
Von Dr. A. Dreyer.
Beim Rückblick auf Wundts Bergsteigerleben fällt mir unwillkürlich der geflügelte Vers des seligen Uhland ein: "Der wackere Schwabe forcht sich nit." Wie sein Urahn in der köstlichen Ballade „Schwäbische Kunde" zum Kampf wider die Sarazenen gezwungen, so kam Wundt 1882 zu seinem ersten Bergsiege in der Tatra, der Besteigung der stolzen, 2306 m hohen Swinica. Nun hatte der Löwe Blut geleckt. Der „überschlanke" Hüne stapfte auch im Winter in die Berge, und zwar lange ehe der Schneeschuh seinen Siegeszug in den Alpen antrat. Zunächst trieb es, ihn wieder in die Tatra (1884). Damals galten Hochtouren in der winterlichen Jahreszeit als "verrückt", "gemeingefährlich", ja als eine Art von Selbstmord. Dringend riet man ihm in Schmecks vom Weitermarsch ab; allein der wackere Schwabe "forcht sich nit" und landete nach zehnstündigem Schneewaten in der Majlathütte am Poppensee. Ein paar Gipfel werden trotz der Lawinengefahr bezwungen. Mächtig glüht, nun in ihm die Lust an winterlichen Bergabenteuern und lockt ihn ein paar Jahre darauf auf die Scesaplana, in die Silvretta, in die Allgäuer Alpen und in die Dolomiten.
Die wunderlichen Felsgebilde der Dolomiten, die Ludwig Steub "die verrücktesten Linien in der Alpenwelt" nennt, hatten es ihm nun angetan. Bisher in den Westalpen ein rüstiger Eisgänger, wurde er zum gewandten und sicheren Kletterer, und zwar in den Ampezzaner Dolomiten durch Michel Innerkofler, in der Palagruppe durch Michele Bettega. Doch auch führerlose Fahrten unternahm er, und wenn es auch auf dem geraden Wege nicht ging, so erzwang er's doch, wie 1887 auf den Piz Popena. Ja, unser Schwabe hat einen harten Schädel, und was er sich vornimmt, das setzt er durch. Durch wildes Gewirr von Felsen, Kaminen, Wänden und Rinnen ging es in strömendem Regen hinauf, bis er hoch oben den Steinmann mit den Besteigerkarten fand.
Wie Whymper, Guido Ney und zahlreiche andere Bergsteiger erlag auch er dem Zauber des Matterhorns. Als blutjunger Leutnant sah er es; es war "das erste wirkliche Erlebnis, ein überwältigendes Durchschauert sein von höheren Mächten". Der Kampf mit den Bergen war ihm Element, und höhnend ruft er ihnen zu: "hier stehe ich, was könnt ihr mir anhaben, ihr ungeschlachten Riesen? Hier in meinem Innern ruht die Kraft und der Sieg über euch."
Neben der Freude an der Natur loht in seinem Herzen auch die Freude am mühsam erkämpften Bergsieg. Doch bald wurden ihm die stolzen Felsriesen vertraute Freunde, zu denen er immer wieder zurückkehrt.
Allein weit höher noch als der. Bergsteiger steht der Alpenschilderer Wundt, der in seinen Prachtwerken über die Dolomiten und die Westalpen durch die enge Verbindung von Bild und Wort eine neue Richtung anbahnte. Treffend urteilt Hans Wödl: "Wundt ist ein Feinschmecker im Genießen der Hochgebirgsnatur, der seine Erlebnisse und Eindrücke sorgfältig sammelt, um sie dann in Wort und Bild einem größeren Kreise, jedoch nicht ausschließlich den Hochalpinisten, sondern auch allen anderen Naturfreunden darzubieten." Mit der Kamera durchzieht er die Bergwelt, und in seinen mit größtem Erfolge aufgenommenen Werken strebte er eine künstlerische Wiedergabe seiner Aufnahmen an.
Wie bei Vorträgen über Bergfahrten, so kann auch die alpine Schilderung der Gegenwart der Bilder erst recht nicht entbehren. Alpine Bilderwerke schießen wie Pilze hervor. Die Hochgebirgsphotographie erfuhr durch ihn neue Belebung. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Hochgebirgsbildern der Fremdenindustrie zeigt er den Bergsteiger bei seiner gefahrvollen und genußreichen Arbeit, bei der Bezwingung steiler Wände, beim Klettern im Fels. Dabei konterfeit er auch wiederholt seine Frau ab, die er zur Bergsteigerin, zu seinem Bergkameraden erzog. Die Hochzeitsreise dieses Ehepaares ging ja (1894) geradewegs — auf das Matterhorn. Der Text zu seinen Prachtwerken, die meist die S. Berlin unseres Alpenvereins herausgab, atmet herzerfrischende Offenheit und sonnigen Humor, mit dem nur die echte Schwabennatur begnadet ist. Dabei rückt er die Verdienste der Bahnbrecher auf diesem Gebiete, so Whympers wagemutige Werbung um das Matterhorn, ins rechte Licht.
Der Alpenwelt suchte er neue Freunde zu gewinnen in seinem 1906 begründeten Alpenkalender, in welchem er ihre Herrlichkeit in einer Fülle von wohlgelungenen Bildern schildert, und in seiner Anthologie „hinauf!". Auch seine eigenartige Selbstbiographie "Ich und die Berge", die der damals Sechzigjährige (im Stellungskriege als Divisionsgeneral) vollendete, ist nichts anderes als ein Hohelied auf die Berge. Was sie ihm geschenkt, das erzählt er allen denen, die wie er "am Busen der Allmutter Natur" selige „Weihestunden" verleben wollen.
Dieses Gefühl, nicht bloßer schriftstellerischer Ehrgeiz, trieb ihn auch dazu an, in einigen Romanen die Größe und Erhabenheit des Hochgebirges zu schildern. Voran ging der Roman „Matterhorn". Dieser Berg ward ihm zum „großen Gleichnis, in dem er die Welt und die Dinge sieht". Man mag über Wundts Romane verschiedener Meinung sein; eines ist ihnen eigen: die unvergleichliche Schilderung der Hochgebirgswelt und die unversiegliche Bergbegeisterung. Sein nächster, humoristischer Roman "Höhenflug" kann neben den anderen humoristischen Hochgebirgsromanen von Daudet und Stratz bestehen. Wer Wundt näher kennt, der weiß, daß auch hier verschiedene persönliche Erlebnisse geschickt in die Handlung verflochten sind. Keinen so großen Anklang fand sein Roman „Das Diadem", voll vaterländischen Empfindens, reich an kraftvollen Hochgebirgsbildern und packenden Schilderungen von Bergsteigererlebnissen, ebenso wie der noch handschriftlich vorliegende Roman „Stimmen der Berge", von glühender Vaterlandsliebe und Bergfreude beseelt, die Enoch-Arden-Tragödie im Gewände des Hochgebirgsromans und in der Gegenwart, hier warf er die Frage auf: „Warum steigen wir in die Berge?" Ein neues Werk, das unter seiner Feder ist, "Zermatt und seine Berge", soll als Jubiläumsgabe zu seinem "Siebziger" erscheinen.
In den Werken seiner Spätzeit tritt Wundt mit allem Nachdruck für eine Veredlung des Alpinismus ein. In seinen Vorträgen in zahlreichen AV.-Sektionen verbreitete er sich auch über das zeitgemäße Thema: "Was uns die Berge sein können." Der Alpinismus beschert uns nicht allein ein erhebendes Lust- und Kraftgefühl, sondern er gibt uns ethische Werte, wahre Seelen- und Charakterstärke. Daß der Bergsteiger von seiner Hochlandswelt früher oder später einmal Abschied nehmen muß, ist kein Verhängnis. Dem richtigen Alpinisten leuchten die Berge auch noch aus der Ferne, verklären ihm die Tage bergunfähigen Alters mit einem hellen, milden Schein, denn sie sind ihm etwas geworden, was unendlich viel Schönes und Gutes in ihm geschaffen hat, das sich nicht mehr verlieren läßt.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1928, Seite 47-48

Quelle: DÖAV Mitteilungen 1929, Seite 202
Quelle: Deutsche Alpenzeitung 1929, Seite 515
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1930, Seite 32 f

Theodor von Wundt — zum Gedenken.
Ein bekannter Alpinist der Vorkriegszeit, Generalleutnant a. D. Theodor von Wundt (geboren in Ludwigsburg, gestorben am 17. August 1929 in Stuttgart), hätte am 21. April den 80. Geburtstag feiern können. Weite Verbreitung fanden sein Bekenntnisbuch "Ich und die Berge" und seine Prachtwerke ("Matterhorn", "Dolomiten" u. a.) mit bemerkenswerten Eigenaufnahmen der Bergsteiger in der Eis- und Felsarbeit. Wödl nennt ihn einen "Feinschmecker im Genuß der Hochgebirgsnatur" und De Amicis schildert ihn als "einen Fels in menschlicher Gestalt, dem der Alpenwind Leben eingehaucht hat". A. D.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1938, Seite 125

Quelle: Der Bergsteiger 1982, Heft 11, Seite 52 f

Quelle: Adolfo Hess - Saggi sulla psicologia dell'alpinista, 1914, Seite 590 ff (siehe Anhang)

Geboren am:
21.04.1858
Gestorben am:
17.08.1929
application/pdf Wundt Theodor - BST1982-11.pdf
application/pdf WIKIWundt Theodor - ÖAZ 1930, Seite 32.pdf
application/pdf Wundt_Theodor_-_Hess_Sulla.pdf

Erste Route-Begehung