Abich Wilhelm Hermann

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Biografie:
geboren in Berlin (Deutschland)
gestorben in Graz

Am 1. Juli starb in Wien im Alter von 80 Jahren Hermann Abich, einer der ausgezeichnetsten Geologen unserer Zeit, und einer der letzten Überlebenden aus jenem glänzenden Kreise von Forschern, der vor einer Reihe von Jahrzehnten mit Humboldt, Buch und Ritter vereint so mächtig an dem Fortschritte der Wissenschaft gearbeitet hat. Abich war im Jahre 1806 in Berlin geboren; seine wissenschaftliche Laufbahn begann er mit chemischen Untersuchungen über die Zusammensetzung der Mineralien, dann folgten seine berühmt gewordenen Studien über die Vulkane Italiens. Auf denjenigen Boden, der das Hauptarbeitsfeld seines Lebens werden und dem die wertvollsten Früchte seines Schaffens entsprießen sollten, gelangte Abich, als er im Jahre 1844 durch die russische Regierung von Dorpat aus, wo er als Professor fungierte, nach dem armenischen Hochlande geschickt wurde, um die Verhältnisse eines furchtbaren Bergsturzes zu studieren, der von den Flanken des Ararat herabgebrochen war und das Dorf Anguri verschüttet hatte. Diese Reise ward entscheidend für die ganze spätere Tätigkeit Abich's; der herrliche Zauber des kaubasischen Hochgebirges, die riesigen Vulkane Armeniens, hielten ihn gefangen, in den noch fast unbekannten Verhältnissen dieser grossartigen Gebirgswelt fand er das lohnendste Feld wissenschaftlicher Tätigkeit. Während 28 Jahren durchzog er den Kaukasus und Armenien nach allen Richtungen, und in seinen Tagebüchern häuften sich, von meisterhaften Landschaftszeichnungen erläutert, die Ergebnisse der Beobachtungen an. Schon während dieser Wanderzeit erschien eine Reihe wichtiger Mittheilungen; im Jahre 1876 zog sich Abich nach Wien zurück, um in einem großen Werke die Summe seiner Erfahrungen niederzulegen. Zwei Bände derselben sind erschienen, den Abschluss des Ganzen zu erleben, war ihm nicht vergönnt; mitten in den Arbeiten an dem dritten Bande ereilte ihn der Tod nach kurzem Krankenlager. Wie als Forscher nahm Abich auch als Reisender einen hervorragenden Rang ein; seine Expeditionen zeugen von einem seltenen Grade von Kühnheit und Energie. Auf Stromboli drang er während der Eruptionen in den tosenden Krater ein und wagte sich bis in die unmittelbare Nähe der Bocca vor; im Kaukasus und in Armenien erstieg er eine Reihe der höchsten Gipfel, und auf seinen Expeditionen in dieser Region, die größtenteils während der wildesten Kämpfe zwischen den Bussen und den Bergbewohnern fielen, war er fast auf jedem Schritte vom Tode bedroht, aber kein Hinderniss und keine Gefahr existierte für ihn, wo es die Erreichung eines wissenschaftlichen Zieles galt. Wie wenige andere Forscher war er von Regierungen, Akademieen und wissenschaftlichen Corporationon mit Auszeichnungen und Ehrenbezeugungen überhäuft worden; wir zählen sie nicht auf; für den, der geleistet hat, wie er, ist das ein selbstverständlicher Tribut; Niemand der ihm nahe trat, konnte ihm die aufrichtigste Verehrung, aber auch die innigste Sympathie verweigern.
Neumayr.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1886, Seite 209

Geboren am:
11.12.1806
Gestorben am:
02.07.1886