Seidler Ferdinand

(Bearbeiten)
Foto gesucht!
Biografie:
Ferdinand Seidler
*12. Jänner 1889 — (+) 2. Februar 1966
Einem unglückseligen Unfall ist unser Mitglied Dr. Ferdinand Seidler am 2. Februar 1966 zum Opfer gefallen. Bei einem Reitturnier in Chicago, wo er seit 1924 als Orthopäde und Chirurg tätig war, stolperte sein Pferd nach einem Hürdensprung, Seidler stürzte und brach sich das Rückgrat. Seine Urne ist in seiner steirischen Heimat, in Graz, beigesetzt worden, wo er am 12. Jänner 1889 geboren worden war. Dort fand er schon in jungen Jahren einen Freundeskreis unter den „Turnerbergsteigern", von denen ihn so manche bis ins hohe Alter auf Berg- und Schifahrten oftmals begleitet haben, wie unser verewigter Dipl.-Ing. Eduard Mayer, aber auch unser unvergeßlicher Dr. Richard Weitzenböck.
Nach Beendigung seines Medizinstudiums an der Grazer Universität im März 1914 rückte Seidler als junger Arzt zum Militärdienst ein, wurde dann während des Krieges schon 1915 in das neu eingerichtete orthopädische Spital des Universitätsprofessors Hofrat Dr. Anton Spitzy berufen, wo er bis 1924 tätig war, mit einer längeren Unterbrechung als Bataillonsarzt an der Isonzofront.
Im Jahre 1924 ist Seidler nach Amerika ausgewandert, arbeitete als Orthopäde in Chicago privat und in Spitälern, von 1926 bis 1931 als Dozent für Orthopädie am Rush Medical College, und wurde 1932 zum Vorstand der orthopädischen Abteilung im Grand Hospital bestellt, eine sozusagen im Lichte der Öffentlichkeit stehende Position, die im zweiten Weltkrieg auch für einen Staatsbürger (der aus dem deutschen Auslande kam) unhaltbar wurde. Mit der in der Heimat erworbenen wissenschaftlichen Ausbildung konnte aber auch eine Privatpraxis zum standesgemäßen Leben ausgebaut werden,
Die schon als Student gewonnene Vorliebe für körperliche Leistungen.— er war nicht nur Turner und Leichtathlet, sondern auch Schwimmer und siegreicher Wasserspringer, Fechter und preisgekrönter Turnierreiter — führte ihn als Bergsteiger in die meisten Gebiete der österreichischen Alpen und als Schiläufer auf eine Unzahl von Gipfeln in der Steiermark, Salzburg und Tirol bis ins Ötztal und Arlberg. Von seiner zweiten Heimat Amerika kam er seit 1926 bis 1965 fast alljährlich im Sommer oder im Winter nach Europa und bestieg viele Westalpengipfel oftmals im Alleingang, und besuchte österreichische und schweizerische Schigebiete; Kitzbühel, Ankogel, Sonnblick, Kitzsteinhorn, Großvenediger, aber auch Arosa, Davos, Jungfraujoch, Klosters, Wengen. Solche Europafahrten endeten dann regelmäßig in Wien im Burgtheater und in der Oper.
In Nordamerika hat Dr. Seidler Klettertouren im brüchigen Gestein des Glacier Park (Montana) unternommen, 1931 den Mt. Shasta, 4250 m, bestiegen und im gleichen Jahre die Überschreitung der High Siera mit Besteigung des Mt. Whitney, 4550 m allein durchgeführt. wobei 80 Meilen mit fünf Biwaks durchmessen wurden, ohne auch nur einen Menschen zu sehen. Er schrieb dazu: Die Aussicht von diesen Bergen ist sehr verschieden von jener in den Alpen; man sieht keine Dörfer, keine Kirchen oder bebaute Felder, nur Wildnis soweit das Auge reicht. Seidler hat auch viele amerikanische Schigebiete kennengelernt und auf Schihochtouren den Mt. Hood, Mt. Rainier, Mt. Baker und die Gipfel der Canadian Rockies bestiegen. Zusammenfassend schrieb er: Ich habe die Berge geliebt, sie haben mir viel bedeutet, ich denke oft an meine Erlebnisse in den Bergen.
So war es ihm beschieden, bis ins hohe Alter noch ungewöhnliche Leistungen zu vollbringen, bis er im Wettkampfe den Tod gefunden, wie es seiner zeitlebens ein-
gehaltenen ritterlichen Einstellung entsprach.
FM.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1966 September/Oktober, Folge 1349, Seite 132-133


Geboren am:
12.01.1889
Gestorben am:
02.02.1966