Grossmann Robert

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Biografie:
Robert Grossmann
*16. Juli 1885 — (+) 8. August 1975
Die Zeit schreitet unerbittlich fort, und immer kleiner wird die Zahl der Klubmitglieder, die noch vor dem Ersten Weltkrieg als aktive Bergsteiger in unsere Reihen traten. Nach G. O. Dyhrenfurth ist nun auch Dr. Robert Grossmann aus dem Diesseits geschieden.
Er hatte es nicht immer leicht auf dieser Welt, er gehörte zu jenen, deren Lebensweg von den Ereignissen der Weltgeschichte unmittelbar beeinflußt worden war. Geboren wurde er in einem kleinen tschechischen Dorf, wo sein Vater eine Glasschleiferei besaß. Dann besuchte er das deutsche Gymnasium in Iglau, nach dessen Absolvierung er nach Leipzig ging, wo er zunächst die Handelshochschule besuchte, dann aber zur Universität wechselte, um hier Nationalökonomie zu studieren. Diese Studien setzte er in München fort, wo er 1908 zum Dr. oec. pol. promoviert wurde. Nach seiner Promotion arbeitete er zunächst im väterlichen Betrieb, um dann selbständig zu werden. 1939 verließ er seine Heimat und ließ sich in England nieder. Nach seiner Rückkehr im Jahre 1945 fand er seine zwei Glasfabriken in Teplitz-Schönau verstaatlicht vor, und obwohl ihm daselbst die Stelle eines Direktors angeboten wurde, zog er es vor, nach England zurückzukehren, wo er inzwischen die Staatsbürgerschaft erhalten hatte. Seine letzten Lebensjahre waren durch zunehmende Altersbeschwerden etwas verdunkelt, kurz nach Vollendung des 90. Lebensjahres ist er in Wembley, Middlesex, gestorben.
In die Berge wurde er bereits im 12. Lebensjahr von seinem Vater eingeführt. Während seiner Münchner Studienzeit verbrachte er jeden Sonntag im Kaisergebirge oder im Wetterstein. 1905 wurde er Mitglied des DÖAV, 1908 kam er in unseren Klub. Nach dem Ersten Weltkrieg besuchte er wieder die Alpen, mit G. O. Dyhrenfurth machte er jahrelang Touren im Unterengadin, darunter einige Erstbesteigungen. Seine besondere Liebe galt den Westalpen, und er war stolz auf die von ihm bestiegenen 26 Viertausender (darunter Matterhornüberschreitung usw.). Auch nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er, der inzwischen durch Vermittlung Prof. Finchs Mitglied des Alpine Club geworden war, seine alpine Tätigkeit fort. Seine letzten Viertausender waren Zinalrothorn und Fletschhorn. Aber auch von den Bergen des alten Österreichs erstieg er noch, wie er uns schrieb, Ortler und Presanella. Als ihm ein Wiedersehen mit seinen geliebten Bergen nicht mehr möglich war, mußte er mit den Erinnerungen leben, und da waren es seine Bergbilder, mit denen eines seiner Zimmer ausgeschmückt war und die ihn auch an seine ehemaligen Bergkameraden erinnerten; darunter an unser Klubmitglied Dr. Alfred von Martin, mit dem er bis zuletzt in Kontakt geblieben war.
Am engeren Klubleben konnte Dr. Grossmann begreiflicherweise nicht teilnehmen. Gelegentlich der Hundertjahrfeier des Alpine Clubs in London im Jahre 1957 traf er mit unserem damaligen, ihm bis dahin persönlich unbekannten Vizepräsidenten Dr. Paul Kaltenegger zusammen, mit der sofortigen Konsequenz, daß Dr. Kaltenegger drei Tage lang Gast im Hause Grossmann war. Dr. Kaltenegger schilderte uns seine sympathische Persönlichkeit: er, der Altösterreicher, führte zusammen mit seiner altösterreichischen Gemahlin auch in seiner neuen Heimat ein österreichisches Haus.
Die Erde werde ihm leicht, unserem treuen Klubkameraden, auch fern von seinen geliebten Alpen!
Streitmann
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1976, Jänner/Februar, Folge 1405, Seite 18-19

Überschr.Matterhorn,4478m, (Walliser Alpen)
Best.Zinalrothorn,4221m, (Walliser Alpen)
Best.Fletschhorn,3996m, (Walliser Alpen)
Best.Ortler,3902m, (Ortleralpen)
Best.Presanella,3558m, (Presanella-Adamello-Gruppe)


Geboren am:
16.07.1885
Gestorben am:
08.08.1975