Steuri Fritz

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Biografie:
Quelle: Der Bergkamerad 1950/51, Seite 228
Quelle: SAC Die Alpen 1951, Seite 17
Quelle: SAC Die Alpen 1955, Seite 190


Bergführerschicksal von heute.
Vor kurzem fand der auch in deutschen und österreichischen Bergsteigerkreisen bekannte Schweizer Bergführer und Skifahrer Fritz Steuri den Bergtod im Berner Oberland. Der 52jährige Grindelwalder Bergführer hatte das Ehepaar Dr. Fueß aus Köln am Seil und mit diesem eine Besteigung des Großgrünhorns (4043 m) im Finsteraargebiet unternommen. Das Unglück, dem dieser so erfahrene Bergführer zum Opfer gefallen ist, ist nicht zuletzt auf die außerordentlich ungünstigen Schneeverhältnisse dieses Sommers zurückzuführen. Wir bringen nachstehend einen Bericht, der dem Züricher ?Sport? entnommen ist.
?Seit bald dreißig Jahren hat der wortkarge, aber unnachahmlich ausdrucksvolle Stilfahrer Fritz Steuri den Skiunterricht auf der Kleinen Scheidegg gemodelt. Manche seiner Winterzöglinge mochten kaum wissen, daß ihr winterlicher Lehrmeister im Sommer als echter Grindelwalder Bergführer ohne besonderes Aufheben in selbstverständlicher Berufspflicht aufging. Das heißt heute viel. Denn jetzt wird dem Bergführerstand durch Konferenzen geholfen, während man früher Führer engagierte: wenn möglich zwei für eine Seilschaft. Heutzutage leisten sich ganze SAC-Sektionen für ein Dutzend Mitglieder nur noch gerade einen einzigen Bergführer, halb zur Beruhigung des Gewissens, halb als Wegweiser im weglosen Gelände. .Die letzten
Bergführer "stehen jetzt im Aufbruch, wie einst ,der letzte Postillion".
Fritz Steuri ist als einer dieser Geduldeten unverdrossen um seinen Lebensbedarf dienen gegangen. Diesmal bei unsicherem Wetter, dem Normalzustand dieses gräßlichen Sommers. Vom Jungfraujoch war er in der Konkordia angelangt. Die letzten Tage haben schon Schnee über den Alpenkamm geworfen, aus einer scharfen Bise wie Besenwurf in die Gratflanken und Felsrippen hinein. Kein Wetter für große Touren! Man sucht sich in der Runde die leichtesten Gipfel heraus, das Großgrünhom ist einer der nahe liegenden und rasch erreichbaren Viertausender (4043 m). Der Zugang an seinen sicheren felsigen Südwestgrat führt über das Grünegghom, dessen hübschen Dreikantergipfel (3863 m) man meistens vom Grüneggfim über einen breiten Firnwalm an einem etwas tiefer abstehenden Giebel (3788 m) und ein schneidiges Felsgrätlein erreicht. Um in die weniger als
einen Scheibenschuß voraus und nur zwei gute Seillängen tiefer in den Grünhorngrat geschnittene Lücke hinabzukommen, muß man vom Grünegghom das schmale Nordostgrätchen hinabsteigen. Dicht vor der Lücke (3797 m, ohne Kote in der Landeskarte) sitzt eine kleine Finraupe auf dem Grat, die gewöhnlich nordwestlich umgangen wird, worauf man nach kurzer Traverse die gut gestuften Felsen des Grünhomgrates ergreifen kann.
Fritz Steuri, der wahrlich den Schnee aus jahrzehntelangem Erleben unzählig wechselnder Verhältnisse wie kaum ein zweiter zu beurteilen schien, bedeutete der Kolonne, hinter seiner Spitze vorsichtige Abstände einzuhalten, als er mit dem Ehepaar Fueß am Dienstagmorgen gegen 9 Uhr als vorderste Seilschaft an der Fimraupe nach links hinaus zu queren begann. Noch konnte er den Schnee gerade gut .stechen', das heißt, mit fest eingeschlagenem Schuhrand Tritt fassen. Je weiter er an die Umrandung hinaus kam, desto härter wurde die Flanke, so daß Steuri genötigt war, mit der Pickelschaufel Kerben aufzureißen. Hinter der Rundung, beim Einbiegen in die Richtung der Lücke und außer Sicht der mit gutem Abstand Nachfolgenden, sprang die pickelharte Kruste auf und entpuppte sich in ihrer wahren Tücke als Schneebrett über einer Wanne voll windgetriebenen Flugschnees - die verhängnisvolle Ursache so mancher Anrisse vom geringmächtigen Rutsch bis zur Schollen wirbelnden Staublawine. Das abgehende schmale Schneebrett schüttete die Gleitenden über eine niedrige Fimstufe hinab auf den Steilhang, wo sie jäh niederschossen und von der Oberlippe des Bergschrundes 30 m tief zwischen die senkrecht klaffenden Eiswände der Kluft geschleudert wurden ..."
Quelle: Der Bergsteiger Heft 12 September 1955, Seite A 190

Gestorben am:
1955