Schmid Arthur Edler von

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Biografie:
Arthur Edler v. Schmid.
Am Sonntag den 13. April ist zu Graz der Handelsakademie-Direktor i. P. und Gemeinderat Arthur Edler v. Schmid plötzlich gestorben. Direktor v. Schmid hatte noch in vollster Lebensfrische an den Beratungen des Weg- und Hüttenbau-Ausschusses unseres Vereins zu Ostern in München teilgenommen, sein Tod kam infolgedessen seinen zahlreichen näheren Freunden doppelt unerwartet und schmerzlich. In Direktor v. Schmid verliert unser Verein eines seiner tüchtigsten Mitglieder.
Schmid war Mitgründer und langjähriges Vorstandsmitglied unserer S. Graz, Referent für Weg- und Hüttenbau des Zentral-Ausschusses zu Graz während der Jahre 1895 - 1897 und seither Mitglied des Weg- und Hüttenbau-Ausschusses. Mit ihm ist wieder einer der Besten von den Pionieren der deutschen Bergsteigerei dahingegangen, ein genauer Kenner und ein begeisterter Freund der Alpen, ein gutdeutscher, echter Mann. Zwar ist Schmid literarisch nur selten - z. B. mit einer gemeinsam mit Prof. Demelius verfaßten Abhandlung über die Granatkogel Gruppe ("Zeitschrift" des D. u. Ö. Alpenvereins 1873, S. 41 ff) - hervorgetreten, aber es gab keine nennenswertere Gruppe der Ostalpen, die er nicht durchstreift hatte. Und der für seine 59 Jahre ungewöhnlich rüstige, muntere und lebensfrohe Mann hatte noch große Pläne, die nun ein jäher Tod mit einem Schlage vernichtet hat. ? Wir müssen uns für heute auf diese wenigen Worte beschränken, ein Nachruf aus berufener Feder folgt in der nächsten Nummer.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1902, Folge 8, Seite 99

(+) Arthur v. Schmid
Von den ersten Generalversammlungen des Deutschen Alpenvereins an bis auf den heutigen Tag, wo der Verein mehr als ein halbes Hunderttausend Mitglieder zählt, beruht die Leitung unserer großen Korporation auf dem persönlichen Freundschaftsverhältnis einer nicht allzugroßen Zahl von Männern; die; durch die gleiche Gesinnung zusammengeführt, gestützt auf das Vertrauen ihrer Vereinsgenossen, die Interessen des Gesamtvereins vornehmlich wahrgenommen haben. Immer neue Glieder treten in den Kreis ein - wieviele haben ihn schon verlassen! aber immer erneut sich wieder - der alten Treue festes Band."
In diesen Kreis altbewährter Stützen des D. u. Ö. Alpenvereins hat der Tod jüngst eine Lücke gerissen, die besonders schmerzlich empfunden worden ist. Denn nur wenige Männer können sich an persönlicher Beliebtheit im Alpenvereine mit Arthur v. Schmid vergleichen; die Unzahl von Briefen und Telegrammen, welche der S. Graz zukamen, als die Todesnachricht sich verbreitete, legen Zeugnis davon ab. Schmids Beliebtheit im Alpen verein beruhte auf den Vorzügen seines persönlichen Charakters und auf seiner Hingebung an die Interessen und den Geist unseres Vereins.
Arthur von Schmid war am 2. Februar 1843 in Wien geboren, verbrachte aber schon seine Jugend zum Teile in Graz. Er studierte Chemie und trat als Lehrer dieses Faches 1868 in den Verband der Grazer Handelsakademie. 1883, also noch in guten Jahren, wurde er Direktor derselben und als solcher ging er 1899 in den Ruhestand, dessen er sich aber kaum mehr als zwei Jahre lang erfreuen sollte. Mit dem Jahre 1869 beginnen seine regelmäßigen kurzen Tagebuchaufzeichnungen über Alpenreisen. Aus ihnen geht hervor, mit welcher Ünermüdlichkeit Schmid die Ostalpen bereist hat. In den ersten Jahren waren es vorwiegend die Tauern, die ihn anzogen: Kals und Windisch-Matrei waren seine beliebten Standquartiere und von dort aus hat er in der Glockner und Landeck Gruppe auch einige Erstlingstouren unternommen. Später erweiterte sich der Kreis seiner Interessen, ebenso wie die Dauer seiner Aufenthalte in den Alpen, die sich in den letzten Jahren bis auf mehrere Monate verlängerten.
Die Ostalpen kannte er wie wenige. "Seine Kenntnis der Alpen wurde selbst von seinen besten Freunden unterschätzt" sagte der gegenwärtige Vorstand der S. Graz in seiner Gedächtnisrede, "und wir alle staunten, als er im Zentral-Ausschuß Graz 1895 sein erstes Referat über Weg- und Hüttenbauten erstattete; es zeigte nicht allein, wie gründlich er die Alpen kannte, sondern auch, wie genau er über alle lokalen Verhältnisse unterrichtet war. Nach der ersten Sitzung des Weg- und Hüttenbau - Ausschusses in München wurde der Zentral-Ausschuß zu diesem Referenten von allen Seiten beglückwünscht. Nicht nur, daß er seine Berichte mit einer seltenen Gründlichkeit ausarbeitete, er verstand es auch, seine Meinung zu vertreten und ihr Geltung zu verschaffen. Er war von jeher gewohnt, seine Ansicht frei und gerade herauszusagen, mochte sie dem Hörer angenehm klingen oder nicht. Da er stets sachlich blieb, verletzte er nicht."
Dieser Freimut einer sicheren, gebildeten und wohlwollenden Persönlichkeit war Schmids hervorragendster Charakterzug. Er war ein belesener, unterrichteter Mann von vielfachen Bildungsinteressen; er kannte außer den Ostalpen auch Italien, den Orient, England, Frankreich und Skandinavien und verfolgte besonders die Literatur der Reisen und Entdeckungen mit Aufmerksamkeit. Sein Urteil in politischen wie in anderen Dingen war von seltener Selbständigkeit und stets unbestochen von den gerade herrschenden Vorurteilen.
Kein Wunder, daß er bald in das öffentliche Leben hineingezogen wurde. "Die Stadt Graz wird noch in fernen Zeiten eines ihrer rührigsten und tätigsten Mitbürger gedenken, der durch so viele Jahre seine besten Kräfte dem Gemeinderate zur Verfügung gestellt hat. Hätte er persönlichen Ehrgeiz besessen, so wäre es ihm wiederholt leicht gelungen, die Bürgermeisterwürde in unserer Stadt zu erlangen, sowie im Jahre 1885 die deutschnationale Partei ihm die Kandidatur für den Reichsrat anbot. Schmid war einer der besten Redner des Grazer Gemeinderates und ergriff fast in allen Fragen von allgemeinerem Interesse das Wort." So sprach sich ein Blatt, das in einer wichtigen Gemeindeangelegenheit Schmid wenige Wochen vorher heftig befehdet hatte, bei seinem Tode aus.
Ich glaube, es war die Besorgnis, in seinen alpinen Neigungen sich gehemmt zu sehen, was ihn eine größere Laufbahn in öffentlichen Stellungen meiden machte. Denn am allermeisten haben ihn doch die Ostalpen und der Alpenverein interessiert. Das letztere beweist nicht nur seine Teilnahme an den Vereinsangelegenheiten, als Mitgründer, Vorstand und Ausschußmitglied der S. Graz, als Mitglied der Zentralleitung und des Weg- und Hüttenbau-Ausschusses, dies beweist vor allem sein Testament. Schmid war unvermählt; er hatte in einem tätigen und sparsamen Leben ein Kapital gesammelt: den größten Teil davon im Betrage von mehr als K 50.000,-- hat er der S. Graz hinterlassen mit der Bestimmung, daß die Zinsen zu alpinen Zwecken, hauptsächlich zu Weg- und Hüttenbauten verwendet werden sollen.
So ist er über den Tod hinaus dem Vereine getreu geblieben. Wir werden ihn nicht mehr bei den Generalversammlungen und bei den Hüttenbausitzungen sehen, den immer munteren, immer frischen und rüstigen Schmid, der seine 59 Jahre wie ein Jüngling trug, aber die Erinnerung an ihn wird nicht so bald dahinschwinden. Ich kann den Nachruf an einen lieben, niemals in seiner Gesinnung wankenden Freund und Reisegenossen nicht besser schließen, als indem ich abermals den Redner der S. Graz sprechen lasse: "Schmid gehörte zu jenen Männern, welche die Entwicklung des Alpenvereins von seinen anfänglich bescheidenen Verhältnissen zur heutigen Größe miterlebten, zu jenen Männern,
welchen die heutige Bedeutung des Alpenvereins zu danken ist, weil sie die Interessen des Gesamtvereins stets im Auge hatten und diesen alles andere unterordneten. Er war wie wenige mit dem Innenleben des großen Vereins vertraut und war zur Überzeugung gekommen, daß nur das Festhalten an den alten Prinzipien eine Sicherheit des Bestandes für die Zukunft biete. Wenn manchem vielleicht sein Standpunkt hart und streng erschien, seine Meinung wurde stets geachtet, weil man wußte, daß sie seiner selbstlosen Liebe für den Verein entstamme, die in den Kampfjahren des Vereins großgezogen wurde.
Darum möchte ich den Wunsch aussprechen: Wie seine Person uns und allen, die ihn kannten, unvergeßlich bleiben wird, möge sein Geist weiterleben im Alpenvereine immerdar."
Fiducit!
E. Richter.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1902, Folge 9, Seite 105-106

Grabdenkmal für Arthur v. Schmid.
Am 31. Oktober d. J. fand die Enthüllung des von der S. Graz ihrem unvergeßlichen Ausschußmitgliede Herrn Direktor Arthur v. Schmid an der Familiengrabstätte auf dem St. Peter-Friedhofe errichteten Denkmales statt. Der Schöpfer desselben ist Herr Prof. Trauzl in Wien. Das Denkmal besteht aus einem
ganz ausgezeichnet gelungenen bronzenen Porträtrelief des Verewigten, welches in einen hohen, mit Widmungsinschrift und den Namen der verstorbenen Eltern Schmids versehenen Marmorblock eingelassen ist. Anläßlich der Enthüllungsfeier, die um 8 U. 30 früh stattfand, hatten sich der Ausschuß der S. Graz, Vertreter der verschiedenen Grazer alpinen Vereine, von denen der Grazer Alpenklub einen
prächtigen Kranz widmete, und viele persönliche Freunde es Verschiedenen eingefunden. Der Obmann der S. Graz, Herr Prof. Dr. R. Schüßler, hielt eine warm empfundene Gedächtnisrede, worauf die Hülle von dem Denkmal fiel. Von den vielen Kranzspenden seien besonders jene der S. Graz, des Herrn Max Krieger in München und des Herrn Geheimrates Prof. Dr. Emil Strohal in Leipzig erwähnt.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1902, Folge 21, Seite 259


Geboren am:
02.02.1843
Gestorben am:
13.04.1902