Karg Anton

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Biografie:
geboren in Kustein
gestorben in Kufstein

Hinterbärenbad, das prachtvoll gelegene Schutzhaus unserer S. Kufstein, in dem alljährlich so viele tausend Naturfreunde Einkehr halten, hat seine Geschichte um ein neues Ereignis bereichert: am 16. September fand in dem zum Schutzhause gehörigen Kirchlein die Trauung und dann im Schutzhause das Hochzeitsfest der Tochter des verdiensvollen und bestbekannten Vorstandes unserer S. Kufstein,
Herrn A. Karg, statt.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1902, Folge 19, Seite 238

Anton Karg
Der hochverdiente Vorstand unserer S. Kufstein, Herr Anton Karg, feierte am 1. November in beneidenswerter körperlicher und geistiger Frische seinen 80. Geburtstag, womit die Sektion zugleich die Feier der 25jährigen Vorstandschaft des Herrn Anton Karg verband. Herr Karg, der schon mit den seinem photoaraphischen Schassen entsprungenen Bildern als eifriger Werber für das Kaisergebirge wirkte, hat sein ganzes unermüdliches Können und seine volle Tätigkeit der touristischen Erschließung des Kaisergebirges gewidmet und als Sektionsvorstand bewundernswerte Arbeit geleistet. Freundschaft verband den Nimmermüden mit allen Alpinisten, die im Kaisergebirge sich einen Namen gemacht haben, und auch er selbst war ein eifriger Besteiger aller ragenden Zinnen des schönen Kaisergebirges. Allen jenen Sektionen und alpinen Vereinigungen, die neben der S. Kufstein dem Kaisergebirge ihre praktische Arbeit widmeten, war und ist Herr Karg ein immer gern bereiter Berater. Auch literarisch hat sich der vielverdiente Mann betätigt und seine im „Kaiser" gesammelten „Sagen aus dem Kaisergebirge" (Kellerers Verlag, München) sind bereits in dritter Auflage erschienen. In die Zeit der Vorstandschaft Kargs fällt die Erbauung zahlreicher Wege und Steige, dann des großen Unterkunftshauses in Hinterbärenbad, das ihm zu Ehren „Anton-Karg-Haus" genannt wurde, sowie des Stripsenjochhauses. Nunmehr hat die Sektion Herrn Karg zu ihrem „Ehrenvorstand" ernannt und ihm damit die höchste ihr mögliche Auszeichnung verliehen. Der Hauptausschuß hat Herrn A. Karg mit den herzlichsten Worten zu seinem 80. Geburtstage beglückwünscht. Mit der S. Kufstein werden gewiß die zahlreichen Freunde des verdienstvollen Mannes mit den herzlichsten Wünschen an seinem Ehrentage seiner gedacht haben. Möge er sich noch recht lange der allgemeinen Sympathien erfreuen.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1915, Seite 229

Anton Karg
In der bergumschlossenen Tiroler Grenzstadt Kufstein hat am Abend des 23. April 1919 ein Mann die Augen für immer geschlossen, dessen Name mit zu den Besten zählt, die der D. u. Ö. Alpenverein stolz sein Eigen nennt: Anton Karg.
An ihm hat unser Verein einen seiner ersten Pioniere, einen seiner treuesten Diener, einen seiner begeistertsten Anhänger verloren. „Mit diesem Mann" — heißt es in dem Beileidschreiben der S. Prag — „ist wieder einer von der alten Garde, von den Pionieren der Alpenwelt, ins Jenseits gegangen, von denen es nur noch wenige gibt, und die sich unvergängliche Verdienste um die Alpen- und Touristenwelt erworben haben. Sein Andenken werden wir alle, die diesen edlen, für die Alpenwelt so hochbegeisterten, dabei so unendlich bescheidenen, anspruchslosen Mann näher gekannt und schätzen gelernt haben, hoch in Ehren halten, solange wir leben."
Vierundachtzig Jahre waren dem Dahingeschiedenen gegönnt. Und von diesen vierundachtzig Jahren seines Erdenwallens hat er nahezu siebzig den Bergen seiner tirolischen Heimat gewidmet! Ein volles Menschenalter hindurch hat er dem Alpinismus gedient, in vorbildlicher Treue und Hingabe für ihn gewirkt bis in die Zeit, da ihn nur noch einige Wochen vom Tode trennten.
Anton Kargs alpine Tätigkeit beschränkte sich auf ein verhältnismäßig kleines Gebiet: auf das Kaisergebirge und im Zusammenhang mit diesem auf das zu seinen Füßen liegende Städtchen Kufstein. Für letzteres, wo Anton Karg am 1. November 1835 das Licht der hehren Bergwelt erblickt hatte, wurde er, der schon in frühester Jugend einen stark ausgeprägten Sinn für die Berge offenbarte, der eigentliche Begründer des Fremdenverkehrs, für den der damalige Dekan Dr. M. Hörfarter, ebenfalls ein begeisterter Alpenfreund, bereits den Grundstein gelegt hatte. In dem jungen Karg Toni fand der priesterliche Bergwanderer einen art- und wesensverwandten Gesinnungsgenossen und zugleich einen lebenslänglichen treuen und wahren Freund, der ihm dazu berufen schien, gemeinsam das Verständnis für die Kufsteiner Bergwelt in weiten Kreisen zu wecken und mit ihm zum Verkünder und Lobredner des stolzen Kaisergebirges zu werden.
Und dieses edle Beginnen trug die edelsten Früchte. Anton Karg, der in Kufstein das ehrsame Handwerk eines Uhrmachers betrieb, vertauschte dieses zu Beginn der siebziger Jahre auf Anregung Hörfarters und nicht zuletzt auch aus gesundheitlichen Gründen mit dem Gewerbe eines Photographen; er hielt die damals noch völlig unbekannten Schönheiten des Kaisergebirges im Bilde fest und ist durch deren Verbreitung, durch ihre Vervielfältigung in Zeitschriften und auf Ansichtspostkarten der Herold der Kufsteiner Bergwelt, der Begründer des Fremdenverkehrs in Kufstein und im Kaisertal, und der Erschließender Kaisergebirges geworden. Letzteres nicht etwa im modernen Sinne, indem er die jungfräulichen Gipfel des Wilden Kaisers als Erster bezwang. Nach solchen alpinen Großtaten stand nicht der schlichte Sinn Anton Kargs. Seine Erschließung bewegte sich nach der volkstümlichen, wirtschaftlichen Seite, indem er den Fremden- und Touristenstrom in dieses Gebiet lenkte.
Diese Bestrebung Anton Kargs und Dekan Hörfarters wurde der Anlaß zur Gründung der Alpenvereinssektion Kufstein, die im Jahre 1877 erfolgte, wobei Hörfarter — en man in klerikalen Kreisen seine freiere, gesunde Lebensauffassung und sein oftmaliges Wandern in den „Koaser" arg verübelte — die Stelle des Obmannes übernahm. Als er im Jahre 1890, 71 Jahre alt, eine Wiederwahl zum Vorstand ablehnte, wählte man hiefür einstimmig seinen treuen Freund und Schüler Anton Karg.
Über ein Vierteljahrhundert hatte Karg, der inzwischen Bürgermeister der Stadt Kufstein geworden, von dieser später zum Ehrenbürger ernannt worden war und sich um die Förderung des Turn- und Feuerlöschwesens besondere Verdienste erworben hatte, dieses Amt inne. Was in dieser Zeitspanne im Kaisergebirge zur Hebung des Alpinismus und Touristenwesens überhaupt geschah — ich erwähne hier nur die Errichtung des großen Unterkunftshauses in Hinterbärenbad und des Stripsenjochhauses, des „Josef Egger-Weges" durch die Steinerne Rinne, des Scheffauersteiges und des Karl-Güttler-Steiges auf das Sonneck —, ist mit zum größten Teile der Anregung und Förderung Anton Kargs zu verdanken, dem für seinen über alles geliebten „Kaiser" kein Opfer an Mühe, Zeit und Geld zu groß erschien. Es entsprach daher dem Empfinden aller Kaisergebirgsfreunde, als ihm die S. Kufstein, die bereits das
Unterkunftshaus Hinterbärenbad „Anton-Karghaus" benannt hatte (auch eine Straße in Kufstein trägt seinen Namen), anläßlich seines 80. Geburtstages am 1. November 1915, der mit seinem 25jährigen Jubiläum als Sektionsvorstand zusammenfiel, einstimmig zum Ehrenmitglied ernannte, nachdem eine gleiche Ehrung Kargs schon vorher von den Sektionen Neuötting und Turner-Alpenkränzchen München, die ebenfalls ihr Arbeitsgebiet im Kaisergebirge haben, erfolgt war.
Ist durch diese warme Hingabe Anton Kargs für seine heimatlichen Berge sein Name für alle Zeit mit dem Alpinismus verknüpft, so hat er sich noch ein weiteres schönes und ehrendes Denkmal gesetzt in der Herausgabe seiner „Sagen aus dem Kaisergebirge" (München 1901). In diesem von dem Münchner Kunstmaler Ernst Platz sinnig geschmückten Buche, das bereits in dritter Auflage vorliegt, hat Anton Karg einen Kranz von nahezu 40 Geschichten und Märchen aus dem Zahmen und Wilden Kaiser mit liebevoller Hand niedergeschrieben, gemütvoll und volkstümlich, so wie er sie auf seinen unzähligen Türen in und um das Kaisergebirge, in den Hütten und Gehöften, bei den Sennerinnen, Bergführern und Holzknechten alter Zeiten vernommen. Dieses verdienstvolle Werkchen bildet ein wertvolles Stück Kulturgeschichte über das Kaisergebirge und hat dankbarste Aufnahme gefunden.
Im Herbst vorigen Jahres hatte der liebe „Vater Karg", der altehrwürdige, allzeit heiter gestimmte und mit einem kindlich-frommen, weichen Gemüt ausgestattete Greis im Silberhaar, der noch an seinem 80. Geburtstag mit staunenswerter Rüstigkeit die 1999 m hohe Pyramidenspitze im Zahmen Kaiser bestieg, zum letzten Male in seinem trauten Kaisertal geweilt. Da ist er feuchten Auges auf dem Balkon des Anton-Karghauses in Hinterbärenbad gestanden und hat die Berge „seines Kaisers" in der Runde lang betrachtet. „Es ist das letzte Mal", hat er zur Wirtin gesagt. Dann kehrte er beim Pfandl und beim Beiten zu, bei seinen lieben Kaisertalleuten, von denen er die meisten von Kind auf gekannt, und nahm auch dort Abschied, obwohl man ihn ob seiner schlimmen Ahnung auslachte! Aber Vater Karg behielt leider Recht; er kam seitdem nicht mehr in sein schönes Kaisertal.
Am 9. Februar 1919, als die S. Kufstein ihre Hauptversammlung abhielt, weilte er zum letzten Male im Kreise der Kufsteiner Alpenfreunde, die ihn bei dieser Gelegenheit, als er wegen hohen Alters seinen Rücktritt von der Leitung der Sektion bekanntgab, einstimmig zum Ehrenvorstand ernannte. Mit einer rührend schlichten, ergreifenden Rede verabschiedete sich der Vierundachtzigjährige von den Sektions-Mitgliedern. Sechs Wochen später erkrankte er an den Folgen eines Unfalles, den er in seinem Hause erlitten hatte, und am Morgen des 26. April trug man ihn hinaus auf den stillen Kufsteiner Bergfriedhof.
Der Name Anton Karg aber wird in den Herzen aller Kaisergebirgsfreunde und in der Geschichte des Alpinismus fortleben alle Zeit. Und die „Anton-Karg-Warte", die die S. Kufstein ihrem toten Lehrmeister und väterlichen Freund zu Ehren auf dem Gamskogel (Brandkogel) im Kaisertal zu errichten beschlossen hat, wird dereinst von stolzer Höhe als weithin leuchtendes Zeichen den Ruhm jenes Mannes verkünden, der ein ganzes Menschenalter hindurch für seine heimatlichen Berge in vorbildlichem Opfermut und rührender Treue gewirkt hat.
August Sieghardt, Kufstein.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1919, Seite 63

Anton Karg (+) 23.4.1919
Lichtbildner, Altbürgermeister von Kufstein. Ehernmitglied seit Dezember 1915, Ehrenvorstand seit 7.2.1919 der Sektion Kufstein. Von der Unermüdlichkeit in rastloser Fürsorge für alle Zweige des Sektionslebens des „Vater Karg“ erzählt das Buch an anderer Stelle. Ohne „Vater Karg“ kann man sich die Sektion Kufstein nicht vorstellen – wohl der beste Beweis, daß wir alle in ihm den hervorragendsten Förderer derselben verehren.
Quelle: 50 Jahre Sektion Kufstein des DÖAV (1877-1927), Seite 120


Geboren am:
01.11.1835
Gestorben am:
23.04.1919

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