Valluga

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Höhe:
2.809 m
Infos:
Überschreitung von Ost nach West
Bald war ich in den Felsen, die mitunter ganz hübsche Kletterei erheischten, ein Punkt nach dem andern wurde bezwungen und um 9 U. 20 Min. stand ich auf der Schindlerspitze, wo ich sah, dass bei Umgehung des erwähnten Ausläufers der Anstieg von Osten ein sehr leichter ist. Etwas mehr als eine Stunde widmete ich der hier schon ganz schönen Aussicht hauptsächlich in die Eingangs genannten Thäler, auf Patriol und Kuchenspitzen, überhaupt ins Verwall; dann gings munter hinab zum Schindler-Ferner und über diesen hinüber gegen
den Vallugher.
Die mir angeborene Sparsamkeit bestimmte mich leider einen Abstieg und Anstieg zu vermeiden ; mich so nahe am Felsen haltend, kam ich schliesslich nahe der Einsattlung gegen den Vallugher an eine Stelle des Gletschers, die mich durch ihre Steilheit, verbunden mit meiner Unkenntniss des Terrains und weil ich bei meiner Kurzsichtigkeit dieses nicht beurtheilen konnte, manchen Schweisstropfen kostete, bis sie endlich doch glücklich überwunden war. 11 U. 30 Min. war ich am Fusse des Kegels des Vallugher und nun folgte eine Kletterei, die an meinen Händen, hauptsächlich aber an den Schienbeinen beinahe mehr wunde als heile Stellen zurückliess, da das Gestein eigenthümlich ausgewaschen, sichelartig, stellenweise buchstäblich messerscharf ist.
Um 12 U. 5 Min. trotz alledem auf der Spitze des Vallugher 2806m angelangt, wurde ich durch eine Aussicht belohnt, wie ich sie in das Flachland in unsern Bergen nur einmal in gleicher Reinheit, aber nicht in solcher Ausdehnung genoss. Bis dahin, wo der Donau grauer Streifen nach Osten zog, schweifte der trunkene Blick, dem auch in die Gebirgswelt Tirols, der Schweiz, vorzüglich aber in die Vorarlberger und Algäuer Alpen eine reiche Ausbeute geboten war. Nur der Umstand, dass die Aussicht sich theilweise zu trüben begann, bestimmte mich, von dein herrlichen Bilde, das mir unvergesslich sein wird, mich so bald loszureissen, um dessen bezaubernden Eindruck nicht verkümmern zu lassen. Noch ein Scheideblick, dann (2 Uhr) ab, anfangs etwas über Felsen, dann durch Schuttrinne, in tollen Sprüngen den Schutt mitreissend und von ihm mitgerissen hinunter auf den oberen Pazieler Ferner, den ich bereits 2 U. 20 Min. erreichte, hoch über mir und in imponirender Steilheit die kaum verlassene Spitze.

Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1877, Seite 89 und 90 (Auszug aus dem Artikel "Touristische Notizen" von A. Madlener (Bregenz)







Bild:
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Gebirgsgruppe:
Lechtaler Alpen
Erste(r) Besteiger(in):
Madlener Andreas (Bregenz)
Volland Julius HH.
Datum erste Besteigung:
06.09.1877

Routen:
Nordgrat
Ostgrat

(Route Neu)