Nordgipfel - "Schwarze Wand" (Westwand)

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Routen Details:
Fuchskar-Nordspitze (2270 m), „Schwarze Wand";. Erstersteigung durch Wechs und Götel.
Die Lage des Einstieges ist ungefähr dieselbe wie jener der Westwandverschneidung und ist von der Hütte gut zu sehen. Entfernung Hütte - Einstieg 40 bis 50 Minuten.
Die Direktion des Weges weist ein gut sichtbarer, fast unmittelbar in der Wandmitte befindlicher schwarzer Riß, der auch von der Kutte gut erkennbar ist. Vom höchsten Geröllansatz etwa 15 m rechts befindet sich ein mit einem Rasenbüschel besetztes Felsköpfel. Dies ist die beste Einstiegsmöglichkeit. 20 m an einer Nippe gerade hinauf erreicht man den ersten Sicherungsplatz. Von hier weiter links aufwärts in eine meist feuchte, splitterige Wandnische und weiter, immer links aufwärts, einer schwarzen, zum Teil überdachten Schicht folgend, erreicht man ein riesiges Plattenband, auf dem sich nun die geschlossene Wand aufbaut. .Vom Plattenband in den schwarzen Riß gelangt man am besten, wenn man den Riß nicht direkt angeht, sondern das Plattenband etwa 20 m weiter links aufwärts verfolgt. Von dort vermittelt ein ausgesetzter und Kraft erfordernder Quergang über das „gelbe Eck" den Einstieg in den schwarzen Riß. Nach weiteren 8 m griffarmem Quergang und einigen Metern steil hinauf kommt man zum ersten Haken. Der bessere Weiterweg ist nun nicht durch den Riß gerade hinauf, sondern einem steilen und abschüssigen Plattenband rechts aufwärts in die freie Wand folgend. An dessen Ende, teils überhangend, gerade hinauf, erreicht man die zweite Hakensicherung. Von dieser Stelle leitet ein ausgesetztes Kriechband links aufwärts in die Ausmündung des schwarzen Risses zurück. Einige Meter höher sehr guter Sicherungsplatz. Nach weiteren 15 m gerade hinauf erreicht man ein Schrofenband, das unter gelben Überhängen nach rechts quer durch die Wand führt. Diesem zunächst folgend und gleich nach Passieren der gelben Überhänge links gerade hinauf zum Gipfelturm und durch einen auffallenden Kamin zum Gipfelsteinmann. — Wandhöhe etwa 280 m, Kletterzeit 3 bis 6 Stunden..
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1935, Seite 148

Ostersonntag. Graugelb steht der Himmel und schwere Wolken ziehen von Westen her. Auf hart-gefrorenem Schnee steigen wir das „Täle"; hinauf zum Einstieg und weg vom tief eingeschneiten, aber sehr belebten Prinz-Luitpold-Haus. Kalter Wind pfeift vom Tal rauf und treibt droben am Nordgrat große, lose Schneefahnen nach Osten. Ab und zu ein kurzer Sonnenstrahl; am Wiedemer rutschen die ersten Lawinen über die vereisten Flanken, und über uns die winterliche Wand in ihrer ganzen Pracht.
Zwei Stunden warten wir in der Nähe des Einstiegs auf besseres und wärmeres Wetter. Die erste Seillänge ist eine Schinderei über Schnee, Eis und loses, brüchiges Gestein. So richtig in Dampf kommen wir gleich dabei. Unsere größte Sorge gilt den Seilen, daß diese nicht gleich zu Anfang naß wer-den, In der folgenden Rampe hängen zwei große Schraubkarabiner, die wir gut gebrauchen können. Zum Glück ist das schwarze Wändle eisfrei; kleingriffig und ausgesetzt führt es direkt hinauf zur ersten schweren Stelle, dem „schiefen Riß". Seine beiden Überhängen drücken weit hinaus; viel Luft ist um uns.
Vom Haus kommt der erste Jodler. Lis Braxmaier, dem wir unser Vorhaben sagten und bei dem wir wieder gut und nett untergebracht waren, beobachtete uns. In Scharen ziehen Skifahrer die weiten Hänge hinauf zur Kreuzspitze.
Den mittleren Wandteil mit seinen beiden Querungen zuerst nach rechts oben und dann steil hinauf nach links bringen wir gut hinter uns. Lachender Sonnenschein wartet droben unter den großen gelben Überhängen. Die folgende Seillänge gehört mit zu den schönsten im Allgäu. Die Querung zur „Luftkanzel"; (der Name sagt alles) ist einzigartig schön.
Die pfeilerartige Kanzel hängt über uns und drängt wieder weit hinaus. Direkt unter uns der Einstieg und das schneeige Kar. Oben auf der Kanzel ist ein guter und windgeschützter Sicherungsplatz. Wie schön müßte hier ein längeres Verweilen sein mit dem Blick weit hinaus über Berg und Tal.
Uns aber drängt die Zeit und noch mehr das Wetter. Ausgesetzt beginnt der folgende Quergang nach rechts. Abwärtsgerichtete Tritte und ein feines Rißlein als Griff. Die folgende kurze Verschneidung ist stark überhängend, und direkt leitet der brüchige, gelbrote Biß unter das Riesendach. Überhängend aber gutgriffig und mit großem Spreizschritt gelangt man auf dieses. Ein Sicherungshaken fährt ins Ge¬stein und der Freund kommt nach. Leichtere, lose Felsen und der scharfkantige Kamin führen hinauf zum Mittelgipfel der Fuchskarspitze. Sonne rings¬um, welch ein Glück — dort die dunklen Mauern des Hochvogels und drüben das ganze glitzernde und leuchtende winterliche Allgäu. Die Hände finden sich und dann turnen wir über den Wächtengrat hinüber zur Gipfelstange des Nordgipfels.
Nur kurze Augenblicke dauert noch das wärme-spendende Licht. Eisiger Wind pfeift zur Höhe her-auf und bald stehen die dunklen Wetterwolken über uns. Bis zur Hütte reicht es noch, dann fallen Nebel ein, machen alles undurchsichtig, und wenig später singt der Sturm sein eisiges Lied. Wir haben Glück gehabt. Anderntags stürmt es immer noch und rings in den Wänden und Bergen lastet viel, viel Neuschnee.
Die direkte Westwand der Fuchskarspitze aber hat ihre erste Winterbegehung und zugleich die sechste Begehung überhaupt, und darüber dürfen wir uns
schon etwas freuen.
G. Maier
Quelle: DAV Mitteilungen 1951, Heft 4, Seite 57

Erste(r) Winter-Besteiger(in):
1951
Gipfel:
Fuchskarspitze
Erste(r) Besteiger(in):
Götel ???
Wechs Willy
Erste(r) Winter-Besteiger(in)
Maier Georg
Wieland Ulrich