Nordwand - "Schmid/Krebs Route"

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Routen Details:
Lalidererwand 1. Durchkletterung der direkten Nordwand (Gipfelroute) am 8. September 1929 durch Ernst Krebs und Toni Schmid.
In Fallinie der rotgelben Gipfelwand ist etwas rechts des am tiefsten ins Kar einschneidenden Wandspitzes eine etwa 150 m hohe Verschneidung eingebettet. Sie vermittelt den Einstieg. Von rechts her zum ersten Überhang. Über ihn hinweg, den zweiten rechts an der Wand erkletternd, dann wieder im Riß weiter bis zum Ende der Verschneidung. Nun an senkrechter Wand ca. 15 m empor (links eine auffallende Verschneidung) und auf dem obersten von 3 Schichtbändern Quergang auf etwas begrasten Felsen nach rechts. So gelangt man schließlich hinter einen abgesprengten Turm in ein Schart). Auf der anderen Seite einige Meter absteigend, erreicht man ein Band. Noch einen Meter tiefer und 10 in lange Rißtraverse waagrecht nach rechts zuletzt um die Kante zum Anfang der vom Kar aus deutlich sichtbaren, riesigen Verschneidung. Etwas nach rechts 40 m hinauf zu einer tiefen Höhle. Einige Meter nach links zur Verschneidung. Den ersten Überhang von links her hinauf, dann größtenteils im Verschneidungsgrunde über mehrere Überhänge hinauf, bis man in einem Schartl das Ende der Verschneidung erreicht. (ca. 200 m, im oberen Teil Sicherungshaken).
Etwa 10 m höher setzt eine senkrechte Rißreihe an. Vom Schartl zuerst nach rechts, dann nach links aufwärts zum Anfang der Risse. Nun fast stets im linken Riß empor (Mauerhaken) bis zu einem Überhang in glatter Wand. über ihn brüchig hinauf in eine Schlucht.
In der Schlucht leichter weiter bis unter einen Überhang. Dieser wird rechts in der Wand umgangen, dann immer sehr brüchig gerade empor, zuletzt leicht rechts haltend auf eine schräg links aufwärts ziehende Rippe (Steinmann). Hinter ihr die Rinne links aufwärts verfolgend, schließlich gerade hinauf zur senkrechten Gipfelwand. Diese wird etwas links durch einen sehr brüchigen Riß (Überhang) erklettert. Ausstieg 30 m östlich des Gipfels. Äußerst schwierig. Kletterzeit 7-8 Stunden.
Quelle: Festschrift des Alpenkränzchen Berggeist des DÖAV, 30 Jahre 1924-1929, Seite 34

Im Winter durch die Laliderer-Nordwand
Vom 21. bis 23. Dezember 1951 wurde die Laliderer-Nordwand im Karwendel erstmals im Winter durchklettert. Die Wände von Laliders waren schon in der ?klassischen? Zeit ein heißurnkämpftes sommerliches Kletterproblem. Sie wurden naturgemäß erst an ihren schwächsten und dann, sich steigernd, an den steilsten, "noch möglichen" Stellen durchstiegen. Immer galten diese neuen Führen wieder als die "äußerst schwierigen", gerade noch an der Grenze des Erreichbaren liegend ? und immer wieder wurden sie überboten. Die Alpen sind in ihren letzten Winkeln übererschlossen, und der Tatendrang der Jungen, die neue Wege gehen wollen, ist zwangsläufig auf Winter- Ersteigungen hingelenkt.
Toni Schmid und Ernst Krebs erzwangen sich einen geraden Durchstieg im Herbst 1929 an der Stelle, an der diese düsteren Felsmauern fast an die tausend Meter aus den Schuttkaren aufwachsen. (Vgl. Text und Bild in B. u. H. 1950, S. 55 bis 63.) Bis in die neueste Zeit stand die "Schmid-Krebs" im Rufe einer großen, ernsten Kletterfahrt, und eine winterliche Ersteigung galt wohl mehr als gruseliges Gedankenexperiment der besten draufgängerischen Kletterer.
In den drei Vorweihnachtstagen nun kletterten, froren und biwakierten zwei Medizinstudenten, Mitglieder des Akademischen Alpenklubs Innsbruck? Werkstudenten, die sich Proviant und Fahrgeld sauer verdienten -, in den verschneiten Abbrüchen dieser Wand: der zähe Innsbrucker Manfred Bachmann, einer unserer Talentiertesten Felsgeher, und sein verläßlicher, hervorragender Gefährte schwerster Fahrten, der Oberösterreicher Kurt Stöger.
Am Freitag, den 21. Dezember, steigen sie am Vormittag von ihren Skiern weg in den winterlichen Fels ein. Am Abend liegt erst die plattige Dachquerung, ein Drittel der Wand, hinter ihnen, und eine lange Nacht kauern sie im Zdarskysack auf dem hartgefrorenen Boden der großen Höhle. Die überwundenen Felspartien, im Sommer von einer gemäßigten Schwierigkeit, haben gerade die Neigung, die im Winter um so mehr Schnee trägt und die Gefährlichkeit erhöht.
Am zweiten Tag bringen sie die ärgsten Schwierigkeiten hinter sich - den Höhenüberhang, die glatten Risse, den Schluchtüberhang -, scharren mit klammen Fingern den Schnee von den Leisten, klopfen oft erst die Eiskruste vom brüchigen Kalk, kein einziger Griff darf brechen, die Folgen eines Sturzes wären nicht auszudenken. Der Tag ist kurz und sonnenlos in dieser Nordwand, voll härtester körperlicher und seelischer Anspannung; ihn löst ab eine zweite, endlose, froststeife Biwaknacht in einer Schneemulde der Gipfelschlucht. - Aber damit ist die Wand schon' fast gefallen. Stundenlang raufen sie sich noch am dritten Tag, ausgefroren und durchnäßt, durch die tiefverschneiten Abbrüche und Rinnen hinauf, und um 15 Uhr durchschlagen sie die Gipfelwächte.
Letztes Kräfteaufgebot erforderte noch der Abstieg über die Bruchharschdecke der löcherigen Blockkare, das abstumpfende Wühlen durch aufschnellendes Latschengestrüpp und das Stapfen auf dem verwehten Weg in der Dunkelheit nach Scharnitz. Und wenn die Männer des Bergretungsdienstes in der Nacht vor dem Heiligen Abend noch ausrückten, um in echter Besorgnis für alle Fälle "nachzuschauen", und sich freudig überrascht im Hinterautal mit den beiden ?Heimkehrern? trafen, so fügt sich das nur harmonisch in diese Bergsteigertat, und es gebührt ihnen herzlicher Dank dafür.
Es sind schon schwerere, "modernere", aber hakengespicktere Nordwände im Winter durchstiegen worden ? es werden noch schwerere durchklettert werden -, aber diese hochwinterliche Fahrt kann sich ihnen mindestens ebenbürtig zur Seite stellen als eine der größten bergsteigerischen Leistungen.
Besondere Anerkennung verdient der Geist, der über dem Unternehmen stand, und das Bekenntnis zum Gefühl, nicht nur zur Leistung allein. Mutterseelenallein schleppten sie die überschweren Rucksäcke in das einsame Karwendeltal, nur auf sich selbst gestellt, ohne Beobachter und Helfer, durchstiegen sie die Wand und nahmen ihr Schicksal selbst in die Hand, im Stil der Pioniere. Sie signalisierten auch nicht ihre Gipfelankunftszeit einer staunenden Umwelt auf Stunden, Minuten und Sekunden ...
Man kann zur alpinen Hochleistung Stellung nehmen wie man will, man braucht ihren inneren Wert und ihre Motive nicht zu überschätzen Aber materielle Maßstäbe lassen sich auf keinen Fall anlegen. Man kann den Jungen im Sturm und Drang nur zu helfen versuchen und ihnen Glück wünschen zu ihren Wegen, auf die zu gehen es sie treibt.
Matthias Rebitsch, Innsbruck.
Quelle: Berge und Heimat 1952, Heft 03, Seite 108-108

Winterbegehungen im Karwendel.
Die bewährte Seilschaft Georg Maier und Hannes Niederberger (Sektion Bayerland und Neu-Ulm) hat am 12. und 13. März 1960 die 1. Winterbegehung der Nordkante der Spritzkarspitze ausgeführt und am 9. und 10. April die Laliderer-Nordwand (Schmid-Krebs-Route) in 12 Stunden durchstiegen. - In der Zeit vom 14. bis 18. April überschritten die beiden erstmals im Winter die mittlere Karwendelkette vom Karwendelhaus bis zum Stanser Joch über 30 Gipfel bei andauerndem Schneefall, also bei äußerst schlechten Wetterverhältnissen.
Quelle: DAV Mitteilungen 1960, Heft 5, Seite 89

Datum erste Besteigung:
1929
Erste(r) Winter-Besteiger(in):
23.12.1951
Gipfel:
Laliderer Wand
Erste(r) Besteiger(in):
Krebs Ernst
Schmid Toni
Erste(r) Winter-Besteiger(in)
Bachmann Manfred