Westwand

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Routen Details:
Hintere (Nördliche) Gamsflucht (ca. 2150m)
Erste Ersteigung durch Josef Enzensperger und S. Freiherr v. Reuss am 28. Juni von der Griesneralm aus über die Westwand (Österr. Alpenzeitung 1895, Seite 232; Mitteilungen des DÖAV 1895, Seite 211)
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1896, Seite 193;

Hintere Gamsflucht. (I. Erst.).
Die Gamsflucht, eine gewaltige Felsmauer, die ebensosehr durch ihre Längenausdehnung wie durch ihre jeder Beschreibung spottende Wildheit und Zerrissenheit imponiert, bildet die östliche Begrenzung des Griesener Kares und verbindet die Ackerlspitze mit der Lärcheckspitze; sie culminiert in zwei ausgesprochen selbstständigen, durch einen langen und unüberschreitbaren Grat getrennten Gipfeln. Für dieselben ist die Benennung Vordere und Hintere Gamsflucht passend, da in orographischer Beziehung die Gamsflucht ein vollständiges Seitenstück zu den Goinger Haltspitzen und Karlspitzen bildet. Die Hintere Gamsflucht überragt die Lärcheckspitze um circa 20 m., dürfte also eine Höhe von 2150 m. besitzen, während sie ihrerseits von der Vorderen Gamsflucht um circa 40 m. überhöht wird. In Gesellschaft des Herrn S. Freiherr von Keuss vom Akad. Alpenverein München am 28. Juni 1895 ab Grieseneralm 4 Uhr 35. Scharte zwischen Klein- und Mitterkaiser 6 Uhr 47 —7 Uhr 15. Die Westwand der Gamsflucht, die vor uns aufragte, ist durch eine grosse Anzahl schief von links nach rechts ansteigender, einander genau paralleler, aber hoch über dem Gerölle abbrechender Couloirs förmlich in Coulissen getheilt; ein auffälliges, von rechts nach links ziehendes Couloir durchsetzt in der Mitte der Wand diese entgegengesetzt streichenden Rinnen und mündet unmittelbar südlich von der Hinteren Gamsflucht in der tiefsten Gratscharte. Am Fusse des Couloirs 7 Uhr 47 - 8 Uhr. Dasselbe (sein unterster Abbruch wird links umgangen) führt durch sehr interessante Felsscenerien, bot aber wider Erwarten keine erheblichen Schwierigkeiten. Scharte 9 Uhr 15 - 9 Uhr 55. Bis hieher war im Vorjahre ein Tourist mit Führer Widauer gelangt, hatte aber an den sehr brüchigen Steilwänden, mit denen sich der Gipfel noch 80 m. über die Scharte erhebt, die Tour aufgegeben. In schwieriger und exponierter Kletterei erreichten wir über dieselben um 10 Uhr 25 den jungfräulichen Gipfel, der sich durch einen ungemein instructiven Überblick über die gewaltige Felswildniss des Griesener Kares und durch ein prachtvolles, neunfaches Echo auszeichnet. Nachdem wir einen grrossen Steinmann gebaut verließen wir den Gipfel am 12 Uhr 10. Scharte 12 Uhr 50 - 1 Uhr 10, unter den Felsen 2 Uhr 25.
Rast im östlichen Griesener Kar 2 Uhr 35 - 3 Uhr 20; über das Stripsenjoch nach Hinterbärenbad, an 5 Uhr 50. Die erste Ersteigung der Vorderen Gamsflucht wurde wenige Tage später durch die Herren Carl Botzong und Wilh. Wunder ausgeführt.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV, 1895, Seite 211
Datum erste Besteigung:
28.06.1895
Gipfel:
Gamsflucht Hintere
Erste(r) Besteiger(in):
Enzensperger Josef
Reuß von Sigismund