Silberspitze

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Höhe:
2.461 m
Infos:
18. Silberspitze. Von der Unterlochalpe schräg links bergan trifft man im Wald bald auf einen ausgeprägten, dem Viehtrieb dienenden Steig, der nach 1/2 St. an das linke Ufer des vom Silberjoch kommenden Seitenbachs übergeht. Hier ist das letzte Trinkwasser. Das Terrain wird bald frei gangbar. Am 1. Sept. 1886 erreichte ich mit Christian Frech aus Zams in 5/4 St. von der Alpe aus die mit Wiesen überkleidete breite Einsenkung des Silberjochs 2133 m. Gegen W. liegt das Zammer Loch bis in seine hintersten Kare aufgeschlossen, überragt von den mächtigen Gipfeln des Parseierkamms. Ostwärts sind besonders Tschirgant und Acherkogel hervorzuheben, sowie eine Strecke des Innthals bei Station Imst. Wer von dort aus dem Coupe blickt, sieht über dem leicht kennbären Silberjoch einen steilen Felskegel, der gerne für die Parseierspitze gehalten wird; es ist das in seinem schmalen Ostprofil erscheinende Blankehorn. Die Silberspitze besteht in der Hauptsache aus einem westöstlich streichenden Felsgrat mit äusserst steilen Flanken; daher ihr schneidiges Aussehen von dem östlich liegenden Patrol. Hier haben wir die Breitseite vor uns. Der höchste Punkt ist sichtbar, macht sich aber nicht geltend; dagegen drängt sich weiter links ein untergeordneter Vorsprung in die Augen, gegen den sich unser Anstieg richtet. Wir legten die Eisen an, der Wiesboden ging in Graspäcke, dann in steile mit Grün untermischte bröcklige Felsstufen über, die namentlich in den unteren Regionen Vorsicht erforderten; übrigens hat man ziemlich freie Wahl. Bald hatten wir das erwähnte Eck erreicht und stiegen nun immer besser über steilen aber sicheren Grasboden zum Sattel (2365 m An.) zwischen Grosser und Kleiner Silberspitze. In kurzer Zeit wurde der Hauptgipfel auf steilen Grasstufen und mit etwas Felskletterei erreicht (2455 m). Vom Joch her hatten wir fast 1 St. gebraucht; von Zams sind 5 St. anzusetzen. Der schmale Felsgrat ist auf eine ziemliche Strecke gangbar; Zeichen früherer Besteigungen waren nicht zu finden. Neben einem reichen Fernblick auf das Paznauner, Oetzthaler, Stubaier und Mieminger Gebirge bietet der Gipfel eine treffliche Uebersicht des nächsten Lechthaler Gebirges, aus dessen Gipfeln nur Parseierspitze, Freispitze, Blankspitze, Leiterspitze und der Zackenkranz um den Steinsee mit Schlenkerspitze und Bergwerkskopf hervorgehoben sein sollen. Mit Vorliebe weilt der Blick aber auf dem zu Füssen hegenden herrlichen Innthal mit seinen zahlreichen Ortschaften und dem am Abhang des Venet liegenden Häuserkranz. Im Paznaun ist die Ortschaft See sichtbar und treten wir an den Westrand vor, so erscheint in schwindelnder Tiefe die Ruine Kronburg. Nach mehrstündigem Aufenthalt stiegen wir zum kleinen Sattel zurück und erreichten mit wenigen Schritten die äusserst bequem zugängliche Kleine Silberspitze 2380m. Anm.: welche östlich vortritt und besser zur Kronburg hinabblicken lässt. Der Rückblick zum Hauptgipfel lässt die stellenweise vernommene Ansicht über seine Unbesteigbarkeit verzeihlich erscheinen.
Quelle: Zeitschrift des DÖAV 1887, Seite 300

Bild:
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Gebirgsgruppe:
Lechtaler Alpen
Erste(r) Besteiger(in):
Frech Christian (Führer aus Zams)
Spiehler Anton
Datum erste Besteigung:
01.09.1886

Routen:
Nordflanke
Nordflanke - "Variante"
Nordwand
Ostgrat
Südgrat
Südostflanke
Südwestwand

(Route Neu)