Barthkamin - "Variante"

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Routen Details:
Lamsenspitze, 2504 m, mit theilweise neuem Aufstieg, und Schafkarspitz, 2507 m. Ausgangspunkt für diese und die folgenden Touren war die Branntweinhütte in der Eng, wo ich mich zu mehrwöchentlichem Studienaufenthalt festgesetzt hatte und seitens der Eheleute Mair in vortrefflichster Weise bei sehr bescheidenen Preisen Verpflegung und Unterkunft fand. Schon am 30. Juni 1893 erstieg ich die Lamsenspitze über das Lamsenjoch und die Lamsenscharte auf dem gewöhnlichen Wege durch den Barth'schen Kamin, doch war das Wetter sehr schlecht, Gewitter und Nebel machten jedes Arbeiten unmöglich; Daher stieg ich am 7. Juli wieder in das Lamskar, um droben eine Aquarellstudie zu malen, diesmal bei schönstem Wetter. Vom Kar aus erkannte ich die Wahrscheinlichkeit eines direkten Aufstiegs zum „schiefen Band", das bei Verfolgung des gewöhnlichen Weges durch den schwierigen Kamin über exponierte Platten gewonnen wird, und fand dies bestätigt, indem ich den gewaltigen Plattenschuss, über welchem der Kamin die Wand durchspaltet, ca. 50 m rechts (östl.) liess und über durchaus gutartige, rasenbesetzte Felsstufen emporsteigend, ohne die geringste Schwierigkeit das „schiefe Band" erreichte. Die plattigen und griffarmen Felsen am Uebergang vom Band" auf die „Grasterrasse über dem Lamskar" dürften demnach das einzige schwierige Moment der Besteigung bilden. Ich erstieg sodann diesmal erst die östliche Eckspitze und gieng von dieser auf den Hauptgipfel über ; dieser Uebergang auf dem sehr scharfen Grat ist, besonders an zwei sehr exponierten Plattenabstürzen, nicht leicht. Hierauf vollführte ich noch den Uebergang zum Schafkarspitz über den. scharfen und äusserst zerrissenen Zwischengipf el (Mitterkarlspitz), wurde aber dicht unter, dem Gipfel des ersteren durch einen heftigen Gewittersturm am Betreten desselben verhindert und zur Umkehr gezwungen. Abends 1/2 7 Uhr war ich wieder im Lamskar, wo ich bei Beginn dieser in den späten Nachmittagsstunden improvisierten Tour mein überflüssiges Gepäck zurückgelassen hatte.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1894, Seite 58

Lamsenspitze. Zu dem „theilweise neuen Aufstieg" auf die Lamsenspitze, welchen Herr Ernst Platz in No. 5 der „Mittheilungen" dieses Jahres, S. 58, beschreibt, hebe ich hervor, dass Herr Benedict Lergetporer und ich bereits am 2. Juni 1878 die Lamsenspitze westlich von Barth's muthmasslichem Kamin erstiegen (A. V. Z. : 1879, S. 235). Laut meiner Aufzeichnungen sahen wir daselbst eine Stelle, wo der Fels eingebuchtet und von zahlreichen Vorsprüngen unterbrochen schien. Bei unserem Suchen nach Barth's Kamin gerieth ich auf diesen Platz und drang daselbst rasch über einen theilweise begrünten* Trümmerstreifen schief gegen rechts (östlich) empori. An den ersten Streifen reihten sich andere, sowie steile Einnchen und bald kamen wir auf einen kleinen Sattel, wo rechts eine steile, finstere und enge Schlucht hinabzog, während uns oberhalb nur mehr ein 2 m hohes, nicht schwieriges Wändchen von der Grasterrasse an der Lamsenspitze trennte. Der ganze Aufstieg zur Grasterrasse erforderte wenig Zeit und war geradezu harmlos. — Der Anstieg des Herrn Platz mag vielleicht in den Details von unserem verschieden sein, im Wesentlichen ist er aber offenbar mit demselben identisch. In beiden Fällen wurde der Angriff, nicht wie von Barth, in unmittelbarer Nähe der Lamsscharte, sondern weiter westlich begonnen, dort, wo der Fels wie dem Erfahrenen leicht kenntlich, eine günstigere Gestalt annimmt. Es ist mir nicht unwahrscheinlich" dass der Begleiter'Barth's, Oberleitstettner, den ersteren absichtlich durch den schwierigen. Kamin-hinaufgeschickt hat, um ihn, nach beliebter Art, der Tiroter Aelpler und Jäger, in Bezug auf seine Leistungsfähigkeit zu „probieren".
Innsbruck Carl Gsaller.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1894, Seite 122

Lamsenspitze, 2501 m. Derselbe Bergsteiger (Ernst Platz) fand am 7. Juli eine den engen und steilen Barth'schen Kamin umgehende leichtere Anstiegsroute auf diese einst so gefürchtete Spitze (M. A.-V. 1894, p. 58). Siehe Nachtrag M. A.-V. 1894. p. 122.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1894, Seite 134
Datum erste Besteigung:
07.07.1893
Gipfel:
Lamsenspitze
Erste(r) Besteiger(in):
Gsaller Carl
Lergetporer C. Benedict