Jordan Gustav
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Biografie:
Ing. Gustav Jordan (+)
Am 27. Mai 1949 schloß Ing. Gustav Jordan im Alter von 84 Jahren für immer die Augen. Er war ein begeisterter Freund der Natur, und die Berge bedeuteten ihm alles. Wie alle Wiener, blieb er Zeit seines Lebens den Hausbergen Rax, Schneeberg, Hochschwab und Gesäuse treu. In jüngeren Jahren besuchte er aber mit Vorliebe die Dolomiten und verbrachte manchen Urlaub in den Zillertaler Bergen. Beruflich viel auf Reisen, verabsäumte er es nie, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden, und wo es nur Halbwegs anging, in die Berge zu wandern. Diese Konsequenz, mit der er bis ins späte Alter den Bergen treu blieb, ist vorbildlich. Manch einer hat himmelstürmende Taten vollbracht, sein Stern ging jäh auf und bald unter. Gustav Jordan blieb auf dem goldenen Mittelweg, und selbst der schon fast 80jährige wanderte Sonntag für Sonntag hinaus, ob nun das Wetter schön oder ob es schlecht war. Es war wohl der härteste Schlag seines Lebens, als er sich 1943 durch einen Autounfall eine Fußverletzung zuzog, welche ihn über ein Jahr ans Krankenlager feßelte. Als er es endlich verließ, konnte er
nur mühselig mit einem Stock durchs Zimmer humpeln. Des Himmels Blau, die ziehenden Wolken — er konnte sie nur mehr durchs Fenster sehnsüchtig erschauen; den grünen Waldesdom mußte ihm das spärliche Buschwerk eines kleinen Hausgartens ersetzen, die freie Bergeslust — er konnte sie nie wieder atmen. Dies verbitterte ihm, der sich sonst noch vollkommener körperlicher und geistiger Frische erfreute, seine letzten Lebensjahre; sie wurden ihm zur Qual.
Dem Alpenklub gehörte Gustav Jordan seit der Jahrhundertwende, also durch 50 Jahre hindurch, an, und er war immer stolz auf diese Mitgliedschaft. Viele seiner Klubkameraden sind ihm im Tod vorangegangen, „die Freunde von damals, mit denen man oft bei uraltem Wein auf die Zukunft gehofft". Krempl und der „Weiße Schmidt" waren die beiden letzten, und das mag wohl auch der Grund gewesen sein, daß niemand vom Klub im Namen der Berge von dem Toten Abschied nahm. Doch wäre dies für dieses lange Bergsteigerleben kein würdiger Abschied gewesen; das fühlten auch die wenigen Freunde, die den Toten zu seiner letzten Ruhestätte geleiteten. And so sprach ein Mitglied der „Voisthaler", welchem Verein Gustav Jordan seit 1916 angehörte, herzliche Abschiedsworte, die nicht nur dem Freund der Berge, sondern auch dem Menschen Gustl Jordan und dem guten Kameraden galten. Alle Anwesenden dankten im stillen Herrn E. J. für die warmen Worte, welche er dem Toten widmete, Worte, die ihm nicht die Pflicht, sondern das Herz diktierten. Jordans Wunsche gemäß wurde sein Leichnam eingeäschert.Er, mit der Natur immer eng verbunden, wollte nicht langsam in einer Gruft dahinmodern. Von reiner Flamme verzehrt, sollte er zu Asche werden. Auch der Verein „Die Flamme", welchem Gustav Jordan als gründendes Mitglied angehörte, gedachte seiner in einem herzlichen Nachruf. Unter feierlichen Orgelklängen senkte sich sodann langsam der Sarg mit Gustav Jordans sterblicher Hülle, es schloß sich der Gruftdeckel über ein langes, inhaltsreiches Bergsteigerleben.
St. Karafiat.
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1949, Folge 1248, Seite 202 -203 mit Porträt
Gestorben am:
27.05.1949