Pfreimbtner Alois

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Biografie:
Alois Pfreimbtner (+)
Alois Pfreimbtner, der älteste unter den Gründern der Akademischen Sektion Wien des Alpenvereins, ist nicht mehr. Seine wenigen ihn überlebenden Freunde werden das mit Trauer vernehmen und sich dabei an die schönste Zeit ihres Bergsteigerlebens erinnern, mit der der Name Pfreimbtner untrennbar verknüpft ist.
Als Pfreimbtner Ende der achtziger Jahre in unseren Freundeskreis trat, war er um zwölf Jahre älter als die meisten von uns und war schon lange im Beruf, für uns also gewissermaßen eine Respektsperson. Er hatte Naturwissenschaften studiert, aber wegen Überfüllung dieses Faches mit Lehramtskandidaten eine Anstellung an einem Mädchenlyzeum annehmen müssen. Das bot nun nichts für die Zukunft, und so hatte sich Pfreimbtner entschlossen, neben seinem Beruf Medizin zu studieren. Damit wurde er wieder Student und war satzungsgemäß berechtigt, in die Akademische Sektion einzutreten.
Pfreimbtner war nicht bloß ein äußerst ehrenhafter Charakter und ein Mann, auf dessen aufrichtige Freundschaft man bauen konnte, sondern er gehörte auch zu den seltenen Menschen, die seelisch nie altern, stets mit der Jugend gehen und sich am wohlsten in deren Kreisen fühlen. Und so war der Altersunterschied bald verwischt, Pfreimbtner wurde ganz einer der unsrigen, machte begeistert alle Studentenspäße mit und wurde ein lieber Bergkamerad, wie wir nur wenige hatten.
Der sommerliche Mittelpunkt unserer Geselligkeit war St. Ullrich in Gröden. Dort schufen wir die Langkofelhütte, verbrachten durch eine ganze Reihe von Jahren die Ferialzeit, und jeder von uns, also auch Pfreimbtner, bestieg nach und nach fast alle die herrlichen Dolomitgipfel Grödens; natürlich führerlos. An Regentagen aber ging es bei Lardschneider äußerst lustig zu. Die tollen Späße, an denen sich Pfreimbtner eifrigst beteiligte, wurden viel belacht und steckten die ganze Hotelgesellschaft an. Von den Reichsdeutschen, die sich hier einfanden, meist Männern in angesehener Stellung, wurde auf Anregung Pfreimbtners einer nach dem anderen in unseren Kreis aufgenommen, und fast alle wurden mit der Zeit zu „Sektionsonkeln" ernannt. Pfreimbtner war auch der eigentliche Schöpfer des Grohmanndenkmals in Gröden.
Welche Berge Pfreimbtner bestiegen hat, wird nach sechzig Jahren kaum jemand mit Sicherheit sagen können. Es mögen ihrer nicht wenige, wenn auch nicht äußerst schwierige, gewesen sein. Pfreimbtner hatte nie damit geprunkt, sondern die Berge einzig und allein wegen ihrer Schönheit und Großartigkeit bestiegen.
Als in den Mittelschulen Mangel an Lehrkräften für die naturwissenschaftlichen Fächer eintrat und die Altersgrenze für den Eintritt in den Staatsdienst aufgehoben wurde, bot sich für unseren alten Freund endlich die Gelegenheit, zu einer Staatsanstellung zu kommen. Damit aber verloren wir ihn, denn er mußte nach Salzburg übersiedeln, um dort einen Lehrerposten am Staatsgymnasium zu übernehmen. In Wien sahen wir unseren lieben Pfreimbtner nicht mehr, und als er in den Ruhestand trat, zog er sich ganz in seinen Heimatort St. Martin bei Schärding zurück und ließ kaum mehr etwas von sich hören. Wir waren ja ebenfalls in alle Winde verstreut.
Das Alter sollte den Armen um seine größte Lebensfreude bringen, denn er verlor fast gänzlich sein Augenlicht und sah nicht mehr die Berge, nicht mehr die schöne Natur seiner Heimat, die er über alles liebte. Die wenigen noch lebenden seiner Freunde werden den idealen Bergkameraden bis an ihr Ende nicht vergessen.
Dr. Fritz Benesch (+).
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1949, Folge 1248, Seite 208