Hawlisch Leo

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Biografie:
Dr. Leo Hawlisch zum Gedächtnis
Am 28. März 1945 erlag in Halle an der Saale Dr. Leo Hawlisch (Mitglied unseres Klubs seit 1919), 54 Jahre alt, einer heimtückischen Krankheit. Als höherer Beamter der Deutschen Reichsbahn war er nach den Umbruchstagen des Jahres 1938 ins Reich versetzt worden, zuerst nach Halberstadt, später als Leiter des bedeutendsten Verkehrsamtes der Deutschen Reichsbahn nach Leipzig. Widerwillig nur folgte er dem Versetzungsauftrag; er konnte es nicht verstehen, daß für ihn in Österreich kein Platz sei, so sehr hing er an seiner Heimatstadt Wien und an seinen heimatlichen Bergen. Die Erfüllung seines sehnlichsten Wunsches, nach Jahren doch endlich einmal wieder nach Österreich heimkehren zu können, blieb ihm — und mit ihm auch seinem Sohn, der noch in den letzten Tagen des unseligen Krieges fiel — für immer versagt.
Dr. Hawlisch war ein begeisterter Freund der Berge, als Schifahrer und Bergsteiger, schon von Jugend auf. In St. Paul im Lavanttal, als Gymnasiast, machte er die erste Bekanntschaft mit den Bergen — und blieb ihnen von da an treu.
Uns beide führte der Beruf zusammen, die Liebe zu den Bergen machte uns zu unzertrennlichen Freunden. Sonntag für Sonntag fuhren wir mit einem der üblichen Sportzüge hinaus, zu jeder Jahreszeit; keinen Urlaubstag, keinen Feiertag verbrachten wir viele Jahre hindurch anderswo als auf den Bergen. So kamen wir fast in alle Gruppen der Ostalpen, vom Wiener Schneeberg bis zur Schweizer Grenze, kletterten in den Dolomiten und in den Julischen und ließen uns in der Ortlergruppe an Erlebniste des ersten Weltkrieges erinnern.
Eine Fahrt ins Berner Oberland, zusammen mit unserem Klubkameraden Ing. Kleinhans, brachte uns wegen schlechten Wetters wenig Erfolg, dafür aber um so besinnlichere Stunden am Lago Maggiore. Bei meinen späteren Schifahrten in den Schweizer Hochalpen und auf dem Montblanc mußte ich Dr. Hawlisch leider vermissen; er bestieg zu anderer Zeit mit Ing. Kleinhans das Matterhorn und den Montblanc.
In der Leitung der Zentrale des Österreichischen Touristenklubs war Dr. Hawlisch führend tätig. Das Vortragsreferat, das jahrelang von ihm betreut wurde, hätte kaum in besseren Länden liegen können. Seine Vortragsbesprechungen zeugten von einer besonderen Begabung, mit wenigen wohlüberdachten klaren Worten ein hieb- und stichfestes Urteil abzugeben.
Einmal, als wir eines Samstags die Wohnung in der Weyringergaße verließen, um mit dem Sportzug ins Gesäuse zu fahren, sagte Leos Mutter zu uns: wie zwei Brüder. Lätte sie mir ein freundlicheres Wort sagen können?
Ich hatt' einen Kameraden — einen guten, einen besten Berg- und Schikameraden: das war mein Freund Leo. Dr. Ernst Hanausek.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1949, Folge 1244, Seite 75

Geboren am:
1891
Gestorben am:
28.03.1945