Kordonspitze (Hintere Schwarze Schneid)

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Höhe:
3.096 m
Infos:
Hintere Schwarze Schneide (3083 m, Erste Ersteigung) und Hochalmspitze (3355m, Erste Überschreitung des ganzen Ostgrates).
Die Hintere Schwarze Schneide — im ganzen Malteinthale als unersteiglich verschrieen - hatte meinen Freund M. H. Mayr und mich schon dreimal abgewiesen, woran allerdings auch schlechtes Wetter Schuld trug. Am 21. September 1894 schlug endlich die Stunde ihrer Bezwingung. Wir gingen um 5 Uhr bei klarem Himmel von der Villacher-Hütte fort und erreichten 6 Uhr 30 min den Fuss des Ostgrates in der Einsenkung zwischen Vorderer (2690m) und Hinterer Schwarzer Schneide, wo die Kletterei begann. Über gewaltige Blöcke gröbster Sorte gelangten wir zu jener Stelle, wo sich der Grat plötzlich zu einem thurmartigen, senkrechten Absatz erhebt. Seine Überschreitung schien angesichts bedeutender Vereisung der Felsen unthunlich, wir umkletterten ihn daher rechts (auf der Nordseite) längs sehr ungünstig geschichteter Platten, deren bedeutende Schwierigkeiten eine glasige Eiskruste und staubförmiger Neuschnee erheblich vermehrten. Erst um roh erreichten wir wieder den Grat unterhalb einer zweiten, stark überhängenden Stufe, die links (südlich) auf sehr kühnem, aber leichtem Bande umgangen werden konnte. Nun schien alle Mühe beendet, bequem ging es am breiten, mässig ansteigenden Grate weiter, bis das letzte Hinderniss in Gestalt des eigentlichen Gipfelblockes vor uns empor-starrte. Nur mit grosser Mühe und unter gegenseitiger Unterstützung gelang seine Erkletterung von der Nordostseite. Um 11 Uhr betraten wir die jungfräuliche, schön geformte Spitze, die nach allen Seiten sehr schroff, zum Gössgraben jedoch mit überhängender Wand abbricht. Wir bauten einen Steinmann und hielten Mittag. Ringsum boten sich grossartige, aber vielfach durch Nebel unterbrochene Blicke, da sich die Witterung verschlechtert hatte. Um 12 Uhr verliessen wir die stolze Zinne auf verschiedenen Wegen: Mayr auf der Nordwestseite über eine plattige Wand, ich durch ein enges Loch, welches sich als Spalt am Gipfel auftut und zum Grat hinabführt, wo es unter dem Überhange der Spitze in das Freie mündet. Ersterer Abstieg war zu rechtfertigen, weil ich den Freund von oben am Seile genügend versichern konnte, letzterer, da nun umgekehrt Mayr mich in vollkommener Sicherheit unten auffangen konnte. Der weitere Gratverlauf erschien leicht, besonders nach dem bisher Überwundenen. Um 1 Uhr 30 min war der Zsigmondykopf (Winterriegl, rund 3100 Meter), 1 Uhr 45m die Steinernen Mannln (3153 m) erreicht und in einer weiteren Viertelstunde die berüchtigte Eiswand an der Nordseite der wunderlichen Felsgestalten gequert. So nützlich der Neuschnee an dieser Stelle war, da er die Stufenarbeit ersparte, so hinderlich erwies er sich auf der weiteren Wanderung, besonders in den Felsen unter der schneeigen Hoch-almspitze. Um 3 Uhr 30 min war die apere Hochalmspitze erreicht, wo wir aus dem Gipfelbuche zu unserer Freude ersahen, dass am gleichen Tage Herrn Prof. Dr. C. Arnold mit zwei Mailnitzer Führern der gerade Anstieg auf den Grosselendkopf und damit die Entdeckung des kürzesten Weges von der Hannover-Hütte zur Hochalmspitze gelungen war, ebenfalls erst nach wiederholten Versuchen. Die Eigenschaft der Kürze besitzt hingegen unser Anstieg über den ganzen Ostgrat nicht, obwohl bessere Schneeverhältnisse rascheres Vordringen gestatten würden. Die grossartige Wanderung und das Bewusstsein, wohl eine der schwersten Touren des heimatlichen Gebietes vollführt zu haben, entschädigte uns für die gänzlich vernebelte Aussicht. Um 4h 15m wurde der Abstieg angetreten und über das Hochalmkees am gewöhnlichen Wege um 6 Uhr 30 min die Villacher-Hütte erreicht, welche seit ihrer gründlichen Verbesserung, und da sie mit Lebensmitteln nach Dr. Pott versehen ist, ein ungemein behagliches Obdach bietet.
Frido Kordon.
Quelle. Österreichische Alpenzeitung 1895, Seite 21-22



Bild:
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Gebirgsgruppe:
Ankogel-Gruppe
Erste(r) Besteiger(in):
Kordon Frido
Mayr Maurilius H.
Datum erste Besteigung:
1894

Routen:
Nordwand
Ostgrat
Südostwand und Südostgrat
Westgrat

(Route Neu)